„Popfarm“ setzt aufs Digitale Beueler Musikschule plant Karnevalskonzerte im Stream

Beuel · Die Popfarm-Musikschule in Beuel will in der Karnevalssession drei Konzerte anbieten - online. Räuber, Eldorado und Torben Klein spielen dafür in einem umgebauten Studio. Der Popfarm-Chef sieht in digitalen Formaten die Zukunft.

 Die Räuber bei einem Konzert zu sonnigeren Zeiten.

Die Räuber bei einem Konzert zu sonnigeren Zeiten.

Foto: Martin Gausmann

Die Popfarm-Musikschule in Beuel bietet für die Session drei virtuelle Karnevalskonzerte an. In der Musikreihe „Ein bißchen fiere“ werden die Bands Räuber, Eldorado und der Musiker Torben Klein jeweils an einem Sonntag um 11.11 Uhr im Internet auftreten. Zugang zu den Konzerten bekommt der Zuschauer mit einem Onlineticket.

Sogenannte „tiny desk concerts“ (auf deutsch: kleine Schreibtisch-Konzerte) haben es im Ausland vorgemacht, nun will die Beueler Popfarm das digitale Format auch im Rheinland etablieren. „In den vergangenen Monaten haben viele bekannte und unbekannte Künstler ihre Konzerte live im Internet gespielt und so den Menschen zuhause viel Freude bereitet“, sagt Popfarm-Chef Michael Kernbach.

Gesangsraum umgestaltet

Laut dem Geschäftsführer gehört Wohnzimmer-Konzerten die Zukunft.„Darum haben wir unseren Gesangsraum zu einem kleinen Studio umgewandelt und ihn internetfertig gemacht.“ Drei Kameras und ein kleiner Übertragungswagen sorgen dafür, dass der Zuschauer vor dem Bildschirm alles mitbekommt. Eine bunt eingerichtete Wohnzimmerwand und die entsprechende Beleuchtung sollen für die gemütliche Atmosphäre sorgen. „Das Streaming-Erlebnis soll eine feste Institution bei uns werden. Das Programm beinhaltet aber nicht nur Musik, sondern auch Kleinkunst, Literatur und Comedy.“

So sei die Musikschule auch in Gesprächen mit einem bekannten Bestseller-Autor, verrät Kernbach. „Wir wollen dem Zuschauer ein breites Angebot nach Hause bringen.“ Zukünftig sollen bei den Live-Übertragungen aber auch weiterhin Zuschauer vor Ort sein. „Wir sind fest davon überzeugt, dass solchen Hybridkonzerte, also mit Zuschauern vor Ort und Zuschauern an den Bildschirmen, die Zukunft gehört und dass sich so ein Format auch in Deutschland etablieren lässt“, betont Kernbach. Die Digitalisierung biete Konzerten den Vorteil, grenzenlos und praktisch weltweit erreichbar zu sein.

Streaming-Ticket bei ausverkauften Veranstaltungen

Schon vor der Corona-Pandemie habe sich der Musiker häufig darüber geärgert, dass er für verschiedene Veranstaltungen nie Karten bekommen habe. „Da wäre es natürlich schön gewesen, wenn man zu einer ausverkauften Veranstaltung auch ein Streaming-Ticket erwerben könnte, um dann trotzdem irgendwie dabei zu sein“, berichtet Kernbach.

„Irgendwie dabei sein“ wollen auch viele Jecken bei der diesjährigen Session, die wegen der Corona-Pandemie ausfallen muss. Mit der Karnevals-Konzert-Reihe „Ein bißchen fiere“ bringt die Popfarm nun an drei Sonntagen jeweils um 11.11 Uhr drei bekannte Bands in die Wohnzimmer.

Den Startschuss machen Torben Klein und seine Band.  „Wir wollen weiterhin etwas für unsere Fans tun und deshalb sind die Streaming-Konzerte in Corona-Zeiten eine gute Alternative, um von der Situation etwas abzulenken“, sagt der Sänger, der neben seinem aktuellen Song „Südstadtmädche“ auch Klassiker wie „Für die Ewigkeit“ vortragen wird. „Ich freue mich auf das Zusammenspiel mit der Band, wir entwickeln untereinander immer eine gute Stimmung und wollen diese auf die anderen Wohnzimmer übertragen.“

 Torben Klein macht den Anfang mit einem Konzert im Januar.

Torben Klein macht den Anfang mit einem Konzert im Januar.

Foto: Torben Klein

Bei aller guter Laune sei dennoch komisch, dass er keine wirkliche Interaktion mit dem Publikum habe. „Deswegen hoffe ich darauf, dass man im Sommer wieder normale Konzerte spielen darf“, sagt der Sänger. Zumal die Kommunikation im Live-Chat nicht immer einfach sei. „Wenn man im Live-Chat eine Frage stellt, kommen die Antworten meist recht zeitverzögert an, sodass man nicht mehr darauf reagieren kann.“

Eldorado und Räuber kommen im Februar

Im Februar tritt dann die Band Eldorado in der Popfarm auf. Gerade für die Newcomer sei die diesjährige Session sehr wichtig gewesen, sagt Gitarrist Michael Brettner. „Die Bühne ist für Musiker ein Teil von ihrem Leben und sie fehlt gerade enorm. Dazu kommt, dass wir im letzten Jahr mit dem Thekenmädche einen wirklich guten Song am Start hatten und in diesem Jahr nachliefern wollten“, so Brettner, der auch zehn Jahre in der Popfarm unterrichtete.

 Die Herrschaften von Eldorado fieren ebenfalls ein bisschen mit bei einem Popfarm-Konzert am 17. Februar.

Die Herrschaften von Eldorado fieren ebenfalls ein bisschen mit bei einem Popfarm-Konzert am 17. Februar.

Foto: Eldorado

Umso wichtiger seien jetzt die Livekonzerte im Internet, mit denen die Band bisher gute Erfahrungen machen durfte. „Wir haben mit Manuel einen sehr unterhaltsamen Frontmann, der die Leute zum Lächeln bringen wird. Auch wenn das natürlich nicht das Bühnenerlebnis vor Tausenden Menschen ersetzen kann.“

Das letzte Konzerte der Reihe geben die Räuber am Karnevalssonntag. Gitarrist Schrader sieht in dem Internetauftritt eine gute Gelegenheit, um weiterhin mit den Fans im Kontakt bleiben zu können. „Das ist natürlich ein besonderes Konzert für uns, auch weil wir Musiker durch die Situation massiv gefesselt sind und weiterhin aktiv bleiben wollen.“ Und doch wird die Kölsche Band bei ihrem Aufritt auch ein Stück Wehmut begleiten, feiert sie in diesem Jahr doch ihr 30. Bandjubiläum. „Wir können leider nicht so, wie wir gerne würden“, bedauert Andreas „Schrader“ Dorn.

Ihre bekannte Lebendigkeit werde die Band dadurch aber nicht einbüßen. „Wir werden im Internet für den Zuschauer direkt und nahbar sein und eine Mischung aus knalliger Party und ruhigen Facetten spielen. Das lässt sich in diesem Format gut kombinieren“, sagt der Gitarrist, der auf die kommende Session hofft. Wie die sich aber entwickeln werde, sei noch nicht absehbar, meint er. „Ob der Karneval im nächsten Jahr so stattfinden wird, wie man ihn kannte, da gibt es schon einige Fragezeichen. Es wird ein langsamer Prozess werden“, sagt Schrader.

Die Karten für die Internetkonzerte können beim Ticketverkäufer Bonnticket erworben werden. „Für die Konzerte werden über die App Keep4Us.com personalisierte Zugänge freigeschaltet“, sagt Kernbach. „Es ist aus unserer Sicht für die professionelle Musikszene ein wichtiger Schritt, auch für hybride oder gestreamte Veranstaltungen Eintrittspreise festzuschreiben.

Mit Keep4Us und Bonn-Ticket haben wir hier einen Lösungsansatz gefunden, der faire Bedingungen zwischen Musikern und Fans wiederherstellen hilft“, sagt Kernbach dem GA. Zuvor habe sich das App-System auch schon bei einer Veranstaltung in der Bonner „Harmonie“ bewährt. „Man wurde mit der Karte direkt und ohne Umweg in den virtuellen Konzertraum geleitet.“ Die Zugänge kosten jecke 11,11 Euro und sind ab Donnerstag online bei www.bonnticket.de erhältlich.

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