Hilfe für Behinderte Kickertisch war ein Herzenswunsch

Bonn · Seit fast 60 Jahren unterstützt der Verein für Körper- und Mehrfachbehinderte Menschen in Bonn verschiedene Einrichtungen. Von Pützchen aus profitieren davon eine Förderschule, eine Kita und ein Therapiezentrum.

 In der Christophorus-Schule gibt es jetzt einen Kickertisch, den Rollstuhlfahrer leicht unterfahren können.

In der Christophorus-Schule gibt es jetzt einen Kickertisch, den Rollstuhlfahrer leicht unterfahren können.

Foto: Verein für Körper- und mehrfachbehinderte Menschen (VKM)

Ein Erlebnis ist Beatrix Losem, ehrenamtlich im Verein für Körper- und Mehrfachbehinderte Menschen (VKM) Bonn aktiv, in Erinnerung geblieben: Einige Jahre nach der Eröffnung des Bonner Kunstmuseums wollte sie am Eingang Karten für sich und ihren rollstuhlfahrenden Sohn kaufen. Dort sei man darauf nicht vorbereitet gewesen. „Das hatten wir noch nicht“, hieß es. Losem, heute zweite Vorsitzende des VKM, weiß: Eltern mit behinderten Kindern würden sich nach wie vor oft nicht in die Öffentlichkeit trauen. Auch deshalb sei die Arbeit des VKM mit Sitz in Pützchen nach wie vor wichtig.

Seit 1962 gibt es den VKM, der bei der Gründung verschiedener Einrichtungen in Bonn mitwirkte. Und nach wie vor unterstützt der VKM diese: das Cläre-Grüneisen-Haus in Ippendorf, eine heilpädagogische, integrative Kindertagesstätte des Deutschen Roten Kreuzes, die Christophorus-Schule (Landschaftsverband Rheinland) in Tannenbusch und das Therapiezentrum, ein Wohnheim für Erwachsene in Pützchen.

Die Situation sei vor der Gründung des VKM anders gewesen, bezogen etwa auf das Wohl von Kindern mit Spastiken. „Damals gab es keinen Kindergarten und keine Schule für diese Kinder“, berichtet Losem. „Deshalb mussten Fahrten nach Köln in eine Schule organisiert werden.“ Professor Klaus-Ulrich Heyland, Mitbegründer und viele Jahre Vorsitzender des VKM, habe deshalb beschlossen: „Wir brauchen einen Kindergarten für diese Kinder.“ Daraus ging zunächst das Cläre-Grüneisen-Haus mit einer integrativen Gruppe und einer Fördergruppe hervor. Als nächstes kam die Christophorus-Schule als Fördereinrichtung hinzu, wofür der VKM als Förderverein fungiert. „Als drittes Element“, so Losem, „hat der VKM das Therapiezentrum in Pützchen gegründet, das inzwischen einen eigenen Verein hat, an dem der VKM jedoch immer noch als Gesellschafter beteiligt ist. Somit sind wir in allen drei Lebensphasen behinderter Kinder angedockt.“

Das Therapiezentrum hat auch Außenprojekte, unter anderem eine Wohngemeinschaft (WG) in der Merowingerstraße in Pützchen. Losems Sohn sei es übrigens gewesen, der dort eine gemeinsame Kochaktion ausgelöst habe: Weil er fand, dass man besser kochen könne. Als Constanze Schnitter von der Genuss-Schule Alfter dies mitbekam, erklärte sie sich spontan bereit, für diese WG einmal zu kochen. „Nudeln gehen immer“, sagten sich Schnitter und Losem. So bereiteten sie mit reichlich Unterstützung der Bewohner ein dreigängiges Menü zu. Ein Pflaumen-Crumble, mit Vanilleeis serviert, setzte zum Schluss dem Mahl die Krone auf. „So konnte man am Ende dieses Kochseminars lauter glückliche und stolze Gesichter sehen“, berichtet Losem. Die jungen Menschen seien stolz gewesen, „etwas Ungewöhnliches gewagt zu haben und glücklich, weil die Speisen einfach ein Genuss für Leib und Seele waren.“

Zum neuen Schuljahr erfüllte der VKM den Schülern der Christophorus-Schule zudem einen Herzenswunsch. Nun gibt es dort einen neuen Kickertisch, den Rollifahrer unterfahren können. Dazu wurde ein Airhockey-Tisch angeschafft, auf dem der Puck auf einem Luftbett gleitet. Das Spielen wird deshalb auch für motorisch eingeschränkte Schüler buchstäblich kinderleicht.

Die Initiative des VKM machen erst Spenden möglich: Und diese für körperbehinderte Kinder einzusammeln, ist inzwischen die Hauptaufgabe des Vereins geworden. „Wenn wir den Bedarf erkennen“, so Losem, „dann übernehmen wir das Risiko und stellen Förderanträge, um das zu finanzieren.“ Derzeit läuft mit Unterstützung des VKM ein Projekt „Prävention“ an der Christophorus-Schule. „Gerade diese Kinder müssen besonders aufgeklärt werden, denn bei der Pflege ist große Nähe und viel Intimität notwendig“, sagt Ising. Ein Präventionstheater, das das VKM finanziert, ist dabei von großer Unterstützung.

Mit einer Museumsfreizeit, einem Ferienprogramm und einer Bewegungslandschaft stehen weitere Projekte auf der Unterstützungsliste des VKM. Doch alle Projekte kosten Geld, denn immer muss geschultes Fachpersonal dabei sein. „Der Transfer von Wissen ist immer noch Mangelware“, sagt VKM-Vorsitzende Sabine Ising, „dem wir mit Themenabenden abhelfen wollen.“ Und: „Voneinander lernen kann man aber nur, wenn man das Interesse und die Bereitschaft mitbringt, sich das Wissen auch abzuholen.“

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