Neues Buch über Oberkasseler Denkmal "Kinkel war eine Art Popstar"

OBERKASSEL · "Wer ist der Mann auf der Säule?" Diese Frage stellen sich viele Passanten, wenn sie einen Blick auf das Denkmal gegenüber dem Lippeschen Palais an der Königswinterer Straße in Oberkassel werfen. Gottfried Kinkel, der Streiter für Demokratie und rheinische Dichter, ist auch an seiner Geburts- und ersten Wirkungsstätte fast in Vergessenheit geraten.

 Wilfried Hansmann (von links), Klaus Großjohann und Hermann Rösch haben das Kinkel-Denkmal genauestens erforscht und interessante Details entdeckt.

Wilfried Hansmann (von links), Klaus Großjohann und Hermann Rösch haben das Kinkel-Denkmal genauestens erforscht und interessante Details entdeckt.

Foto: Max Malsch

Dem wollen Wilfried Hansmann und Hermann Rösch mit ihrem Buch über das Kinkel-Denkmal entgegenwirken. Zu Kinkels 200. Geburtstag ist ihr Werk in der von Klaus Großjohann herausgegebenen Reihe "Beiträge zur Geschichte von Oberkassel und seiner Umgebung" erschienen.

Ehrung für den rheinischen Dichter

1906, im Entstehungsjahr des Denkmals, war "Kinkel fast so etwas wie ein Popstar", berichtet der Germanist und Politologe Rösch. "So kam es, dass der damalige Bürgermeister Albert Schröter das Denkmal schon wegen der erwarteten positiven Auswirkung auf den Tourismus befürwortete."

Allerdings ist deres aus eher unlauteren Motiven entstanden: "Die Initiatoren wollten den liberalen Freidenker als rheinische Identifikationsfigur vor den Karren preußischer Propaganda für das Kaiserreich spannen", so Rösch. Das Denkmal sollte den "Rheinischen Dichter" ehren, nicht aber Kinkels ebenso verdienstvolle Rolle als Streiter für Demokratie und sozialen Ausgleich ins Bewusstsein rufen.

Der Dichter und Demokrat wurde in Oberkassel als Sohn des evangelischen Pfarrers Johann Gottfried Kinkel im Pfarrhaus nur wenige Meter hinter dem Standort des Denkmals geboren. Der Pfarrerssohn wurde zunächst ebenfalls Theologe, verliebte sich dann aber in Johanna, die Tochter seines früheren Lehrers Peter Mockel.

Diese war verheiratet, konvertierte aber, da ihr als Katholikin eine Scheidung verboten war, zum Protestantismus und heiratete Kinkel drei Jahre später. "Damit war seine Karriere als Theologe an der Bonner Universität natürlich zu Ende", erläutert Rösch.

"Da er aber zugleich ein begnadeter Kunsthistoriker war, wechselte er die Fakultät, bevor er sich politisch betätigte und nach den Wirren der 1848er Revolution ins Exil nach London ging", ergänzt Mitautor Hansmann. 1866 nahm er eine Professur für Kunstgeschichte am Polytechnikum in Zürich an.

Das reich bebilderte Buch würdigt Kinkel in seiner Bedeutung aus historisch-politischer Sicht. Mit der Frage nach dem "Mann auf der Säule" , mit dessen Entstehungsgeschichte und mit allem, was es am Denkmal zu betrachten und zu deuten gibt, beschäftigen sich die beiden Autoren. "Unabhängig von den historisch-politischen Kontroversen weist das Denkmal eine Reihe interessanter Details auf, die wir erstmals unter kunsthistorischen Aspekten erforscht und dargestellt haben", so Kunsthistoriker Hansmann.

Reihe "Beiträge zur Geschichte von Oberkassel und seiner Umgebung"für 13,50 Euro in der Buchhandlung Max & Moritz, Adrianstraße 163, oder auf buchhandlung-maxundmoritz.de

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