Kirchenjubiläum Kirche St. Gallus wird 175

Küdinghoven · Zum 175-jährigen Jubiläum der katholischen St.-Gallus-Kirche in Küdinghoven gibt es einen Festgottesdienst. Einige Gemeindemitglieder sorgen sich derweil um die Zukunft.

 Auf die Feier anlässlich des Kirchenjubiläums, nun in kleinem Rahmen, freuen sich Johannes Junglas und Küsterin Brigitte Novak, beide Mitglieder des Pfarrausschusses.

Auf die Feier anlässlich des Kirchenjubiläums, nun in kleinem Rahmen, freuen sich Johannes Junglas und Küsterin Brigitte Novak, beide Mitglieder des Pfarrausschusses.

Foto: Niklas Schröder

Für die Gemeindemitglieder aus Küdinghoven und Ramersdorf steht eine Festwoche an, feiert St. Gallus – Teil der katholischen Pfarreiengemeinschaft „Bonn – Zwischen Rhein und Ennert“ – doch an diesem Montag das 175-jährige Bestehen. Am 19. Oktober 1845 weihte einst der spätere Kölner Kardinal Johannes von Geißel die Kirche ein. Ein „ansehnliches Festprogramm“ müsse aber pandemiebedingt ausfallen, sagt Kirchenvorstandsmitglied Johannes Junglas. „Alles musste leider auf ein Minimum reduziert werden.“ Übrig sei nur die Zusage von Stadtdechant Wolfgang Picken geblieben, den Festgottesdienst mit der Gemeinde zu begehen.

Aus der Pfarrei Küdinghoven schieden 1929 die Orte Nieder- und Oberholtorf und 1962 der Beueler Stadtteil Limperich aus. Seitdem besteht die Kirchengemeinde St. Gallus aus den Orten Küdinghoven und Ramersdorf. Sie bildet seit 2002 mit den Pfarrgemeinden Hl. Kreuz Limperich und St. Cäcilia Oberkassel die Pfarreiengemeinschaft „Bonn – Zwischen Rhein und Ennert“.

Pfarrer Norbert Grund, Pater Cyrillus Binsasi und Pater Rajesh Choorapoikayil sind für die drei Gemeinden zuständig. Damit sei trotz der Zusammenführung die Seelsorge gut abgedeckt, sagt Küsterin Brigitte Novak, die Mitglied des Pfarrausschusses und in der Gemeinde gut vernetzt ist. Sie sei die gute Seele der Gemeinde, sagt Junglas. „Brigitte hat sich vor allem als Köchin bei Sommerferienlagern und beim jährlichen St.-Gallus-Essen im Pfarrheim verdient gemacht“, fügt Junglas, ebenso Mitglied im Pfarrausschuss, hinzu.

Man habe ein „intaktes Gemeindeleben“, versichert Novak. „Neben dem Kirchenchor haben wir auch eine Seniorengruppe, die viel unternimmt.“ Zudem werde mit Schulgottesdiensten und Sommerfreizeiten eine aktive Jugendarbeit betrieben. Für die Gemeinde ein existenzieller Punkt, denn der demografische Wandel mache auch hier nicht halt. „Der Gemeinde ging es schon mal besser, wir verzeichnen altersbedingt leider immer weniger Mitglieder“, so Novak. Neue Mitglieder kämen hingegen nur schleppend nach.

Und damit nicht genug, denn auch die neuen Pläne des Kölner Erzbistums bereiten der Gemeinde Sorgen. Im Rahmen der Neustrukturierung des Erzbistums sollen bis 2030 aus rund 500 Pfarreien 50 bis 60 werden. Als Gründe dafür werden fehlende Ressourcen genannt. „In Beuel soll aus 13 Dörfern ein Sendungsbereich entstehen, der von einem verantwortlichen Pfarrer geleitet wird“, erklärt Junglas. Im Zuge dessen sei Pfarrer Norbert Grund schon jetzt als Hauptkoordinator für ganz Beuel ernannt worden. „Das bedeutet, dass unser Gemeindepfarrer nun mehr organisatorische Aufgaben übernehmen wird“, sagt Novak, und Junglas mahnt: „Ich finde, dass die Kirche nur dann einen Sinn hat, wenn sie nahe am Menschen ist, und ich habe die Befürchtung, dass das zukünftig durch die strukturellen Veränderungen nicht mehr so klappen kann und Einzelne, vor allem ältere Menschen auf der Strecke bleiben werden.“

Trotz aller Veränderungen, die regelmäßigen Gottesdienste werden weiterhin stattfinden, betont Novak. „Im Moment dürfen jeweils 42 Besucher zu den Messen kommen.“ Zwei Wochengottesdienste werden immer dienstags und freitags um 9 Uhr abgehalten, und der Sonntagsgottesdienst startet um 11 Uhr.

Das Kirchengebäude habe schon einiges miterlebt, erzählt Junglas. „Während des Zweiten Weltkrieges erlitt es bei einem alliierten Bombenangriff erhebliche Schäden, die bis 1947 notdürftig ausgebessert wurden.“ Zwischen 1965 und 1967 fanden weitere Restaurierungsarbeiten an der Balkendecke statt. Zudem wurde eine neue Sakristei an der Südseite der Apsis errichtet. 1978/79 schließlich veranlasste das Staatshochbauamt des Bundeslandes NRW eine Neuverfugung der Außenwände und die Behebung von Schäden am Turm und den Kirchenglocken. Im Zuge dieser Baumaßnahmen erhielt die Kirche auch einen neuen Turmhahn. In den vergangenen Jahren standen Renovierungsarbeiten im Inneren an: „Vor allem Malerarbeiten an Decke, Wänden und den Kirchenbänken, Änderungen in der Ausstattung, Ersatz der Beichtstühle und Herrichtung des historischen Turmaufgangs.“

Ihren Namen hat die Gemeinde übrigens von Gallus, einem Wandermönch und Missionar aus Irland, der um 600 n.Chr. vor allem in der Schweiz wirkte. Er gilt als Gründer des Sankt-Gallen-Klosters. Warum aber eine Bonner Kirchengemeinde seinen Namen trägt, bleibe ungeklärt, sagt Junglas. „Gleichwohl zeigt das erste Fenster im Hauptschiff rechts diesen heutigen Patron. St. Gallus“, als Verkünder des Wortes Gottes und Freund der Tiere. Nach der Legende soll ihm ein Bär beim Holztragen geholfen haben. Und auch eine Statue des Hl. Gallus aus dem 19. Jahrhundert können Kirchenbesucher bewundern.