Miniatur-Ausstellung im "Blauen Haus" Kirmes auf vier Quadratmetern

PÜTZCHEN · Parallel zum Kirmestreiben hat am Wochenende der Freundeskreis Pützchens Markt mit Unterstützung der Evangelischen Nommensenkirche eine Jahrmarktsausstellung im Miniaturformat angeboten.

Zum fünften Mal in Folge stellten die Hobby-Modellbauer Stephan Hirschfeld (Bad Arolsen), Frank Müller (Moers), Ralf Hackmann (Osnabrück) und Uwe Rodloff (Salzgitter) pittoreske Modellwelten im "Blauen Haus" aus. Kinder wie Erwachsene staunten nicht schlecht: Auf vier Quadratmetern Fläche baute Stephan Hirschfeld etwa acht Jahre lang an seiner Kirmes, die entlang einer Mini-Fantasiestadt steht. Zu sehen sind: eine alte Stadtmauer, eine Straßenbahn, winzige Stufen, ein glitzerndes und blinkendes Jahrmarktgelände, ein Pferdekarussell und ein moderner, rotierender Megabooster.

Menschenfigürchen jeden Alters bevölkern den künstlichen Jahrmarkt und stehen - wie in Wirklichkeit - neben der Nommensenkirche auf Pützchens Markt. Hunde tummeln sich und sogar einen Toilettenwagen plus Toilettenfrau gibt es in Miniatur. 30 000 Lämpchen hat Hirschfeld in seiner Kirmesanlage verbaut. Etwa in seiner Geisterbahn mit flackerndem Feuerstellen vor dem Eingang und einem Blutbrunnen. "Schesen", also Gondeln, rattern ununterbrochen mit ihren Passagieren durch das schwach beleuchtete Gemäuer. Viele Attraktionen sind denen auf Pützchens Markt nachempfunden.

Überall blinkt es bunt und leuchtet. Etwa der Orgelwagen, Octopussy, das unübersehbare Riesenrad, Laufgeschäfte vergleichbar mit dem Alpenhotel auf Pützchens Markt oder an den vielen Minibuden. "Die Anlage ist tatsächlich so viel wert wie ein schönes Auto", verrät Stephan Hirschfeld. Kleine Kinder verweilen lieber in einem anderen Winkel des Ausstellungsraums, vor dem Musikexpress, der in Augenhöhe steht. Ein Karussell, dass laut hupt, wenn es beginnt, sich zu drehen und dabei von einer Nebelmaschine dramatisch durchpustet wird.

"In Kombination mit einer großen Kirmes ist diese Ausstellung einzigartig", meinte Uwe Rodloff, der ein Liebhabermodell aus den 70ern nachgebaut hat, den Allrounder. "Heute gibt es auf Kirmesplätzen in Deutschland nur noch vier von diesen Karussells. Es wurde in Deutschland zwischen 1968 und 1970 gebaut", so Rodloff. Bei den vier Modellbauern war die Antriebsfeder für das ausgefallene Hobby zum einen ein großes Interesse für Technik und zum anderen positive Erinnerungen aus ihrer Kindheit. "Ich habe mein Taschengeld als kleiner Junge gespart, um es auf der Kirmes auszugeben", verriet Uwe Rodloff schmunzelnd.

"Wenn ich manchmal abends nach Hause komme, flüchte ich in das Zimmer, wo meine Anlage steht und entspanne", meinte Stephan Hirschfeld lachend. Ralf Hackmann lobte in diesem Jahr besonders die tolle Zusammenarbeit mit der Kirchengemeinde. "Ein gutes Vertrauensverhältnis, das rechne ich der Gemeinde hoch an", meinte er. "Es ist immer gut hier und sehr gastfreundlich."

Am Sonntagmorgen gab es eine Premiere auf der Kirmes. Der neue Schausteller-Pater, Pfarrer Sascha Ellinghaus, zelebrierte vor 2000 Gläubigen eine Messe im Bayernzelt. Der 42 Jahre alte gebürtige Braunschweiger fügte sich nahtlos in seine Rolle als Kirmesseelsorger ein. Gemeinsam mit der Ortsgeistlichkeit spendete er den Segen. In der Predigt ging Ellinghaus auf die Tradition der Kirmes und auf die Heilige Adelheid, die Stadtpatronin Bonns ein. "Ich bin zwar neu auf Pützchen, aber ich kenne viele Schausteller, weil ich vorher als Regionalseelsorger für Reisende und Kirmesleute in Dortmund tätig war", erklärte der Pfarrer. Beuels Bezirksbürgermeister Guido Déus war von der Messe begeistert: "Seine Worte haben die Menschen berührt."

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