Spendenaktion in Oberkassel Klaras Aufzug fährt nicht

Beuel · 41.000 Euro haben die Oberkasseler 2011 für das behinderte Mädchen Klara gesammelt. Mit dem Geld sollte ein Aufzug gebaut werden, der sie in ihr Zimmer befördern sollte. Der Aufzug wurde jedoch falsch konstruiert. Das Geld ist weg und der Schuldige wird gesucht.

 Der Spezial-Aufzug steht seit Jahren betriebsbereit im Hof. Stefan Käufer hat die untaugliche Trägerkonstruktion jetzt abbauen lassen.

Der Spezial-Aufzug steht seit Jahren betriebsbereit im Hof. Stefan Käufer hat die untaugliche Trägerkonstruktion jetzt abbauen lassen.

Foto: Max Malsch

Ginge es nach Stefan Käufer (39), würde er gern das Rad zurückdrehen. Und zwar ins Jahr 2011. „Hätte ich gewusst, was passiert, ich hätte die Spende für unser Kind nicht angenommen.“ Seine Tochter Klara ist schwerbehindert. Für die damals Zweijährige stand an, ein Kinderzimmer speziell für ihre Belange einzurichten. Und ein Spezial-Außenaufzug zu ihrem Zimmer sollte gebaut werden. Denn für die Eltern wird es absehbar immer schwerer, das Kind im Rollstuhl über die schmale Treppe eine Etage hoch in die Wohnung zu tragen.

Oberkasseler halfen. Binnen kurzer Zeit spendeten sie 41.000 Euro. Die Pläne konnten in die Tat umgesetzt werden. Doch es gibt kein Happy End. Der Aufzug steht unter einer Plane im Hof. Seit Jahren. Grund: Die Trägerkonstruktion am Haus ist mangelhaft. Geld ist auch keins mehr da. Mittlerweile besucht Klara die zweite Klasse.

Als der GA vor einem Jahr nachfragte, hatte Stefan Käufer gerade den Entschluss gefasst, einen Fachanwalt zu nehmen und vor Gericht zu gehen. Jetzt ist das Beweissicherungsverfahren abgeschlossen. Die Sache zieht sich. Nur mit Mühe kann er seinen Frust und auch seine Verärgerung verbergen. Käufer und vielen Beteiligten ist unangenehm, dass die Angelegenheit im Ort immer wieder Gesprächsthema wird. Die Spender wünschen eine Erklärung. Die Gerüchteküche brodelt. Und der Sachverhalt ist verworren. „Mir ist peinlich, mich ständig rechtfertigen zu müssen, obwohl ich gar nichts dafür kann“, sagt Käufer. „Jetzt will ich eine gerichtliche Klärung, wer das verbockt hat, damit die leidige Sache vom Tisch kommt.“ Er mache sich den Vorwurf, zu spät reagiert zu haben, als offenbar wurde, dass der Aufzug, so wie er aufgebaut wurde, niemals funktionieren konnte.

Aber es stehen noch andere Beteiligte in Rede. Zum Beispiel der Bürgerverein und der Bauleiter. Als die Benefiz-Aktion 2011 startete, suchten die Initiatoren eine Anlauf- und Sammelstelle, bei der die Spenden rechtlich einwandfrei verbucht werden konnten. Sie benötigten einen Verein, der eine solche Hilfsaktion laut seiner Satzung durchführen durfte. Der Bürgerverein erfüllte die Kriterien. Der Vorstand richtete in Absprache mit dem Finanzamt ein Sonderkonto für Klara ein, kümmerte sich um Ein- und Auszahlungen und stellte Spendenquittungen aus. „Wir wollten helfen, und wir waren gutgläubig“, sagt Vorsitzender Georg Dreidoppel. Dass der Aufzug nicht betriebstauglich ist, es noch nie war, macht dem Bürgerverein zu schaffen. Schließlich hat er Abschlagszahlungen geleistet. „Das Geld ist futsch.“ Aber es sei nicht ihre Aufgabe gewesen, die Rechnungen zu prüfen, schließlich seien sie vom Bauleiter abgezeichnet gewesen, so Dreidoppel.

Bauleiter war ein Nachbar Käufers, Uli Schwarz. „Ich habe als Freund geholfen. Privat. Nicht mit der Firma“, sagt Schwarz auf Anfrage. „Jetzt wird ein Schuldiger gesucht. Verantwortlich übernommen habe ich den behindertengerechten Umbau des Kinderzimmers. Und da wurde nichts bemängelt.“ Mit dem Aufzug habe er nichts zu tun. „Mir wurde gesagt, der Aufzug wird komplett geliefert. Daher habe ich mich bis auf das Anlegen des Fundaments nicht darum gekümmert.“ Dass wegen der Sache „miese Stimmung“ im Ort herrscht und „Stimmung gemacht“ wird, ist Schwarz bewusst. „Was soll ich dazu sagen? Wer Schuld hat, soll das Gericht klären.“

So sieht es auch Stefan Käufer. Unterdessen hat er eine Firma mit dem Bau des Aufzuggestells beauftragt – und zahlt die Rechnungen dafür aus eigener Tasche. Er hofft, dass der Aufzug bis Ende des Jahres in Betrieb genommen werden kann. „Nie wieder werde ich Spenden annehmen“, sagt er.

Als Vorsitzender des Tambourcorps Grün-Weiß Oberkassel habe er Kontakt zu vielen anderen Vereinen. Häufig wurde ihm vorgeschlagen, ihm mit einer Benefizaktion unter die Arme zu greifen. Er winkt ab: „Bitte nicht.“ Leidvoll habe er feststellen müssen, dass eben „gut gemeint nicht immer gut gemacht ist. Die Spendeninitiative damals ging ab wie eine Rakete, hat aber eine Eigendynamik entwickelt, die ich nicht mehr aufhalten konnte, und lief dann in die falsche Richtung“.

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