Hilfe für behindertes Mädchen in Oberkassel Klaras schönstes Geschenk

Oberkassel · Der dringend notwendige Aufzug für das siebenjährige Mädchen ist nach Jahren endlich fertig geworden. Möglich wurde dies durch die Hilfe eines Nachbarn und einiger Handwerker.

 Eine fröhliche Klara und ihr Weihnachtsteddy stehen auf der Aufzugsplattform im ersten Stock vor dem Kinderzimmer.

Eine fröhliche Klara und ihr Weihnachtsteddy stehen auf der Aufzugsplattform im ersten Stock vor dem Kinderzimmer.

Foto: Holger Willcke

Für Klara wird Weihnachten 2016 in besonders guter Erinnerung bleiben. Die Siebenjährige kann erstmals mit dem rollstuhlgerechten Außenaufzug aus ihrem Zimmer in den Innenhof des Hauses fahren – für das behinderte Mädchen ein Gefühl der Selbstständigkeit, der Unabhängigkeit und der unbändigen Freude. Für ihre Eltern, Tanja und Stephan Käufer, war der Weg bis zur Jungfernfahrt des Aufzuges ein steiniger Weg, emotional wie finanziell.

Streitigkeiten mit Handwerkern, gerichtliche Auseinandersetzungen mit Firmen und letztendlich die Gewissheit, dass es Menschen in ihrem Heimatort Oberkassel gibt, die behaupten, dass Spendengelder veruntreut worden seien, hinterlassen für die Käufers einen bitteren Beigeschmack.

Und dabei hat alles 2011 mit einer Welle der Hilfsbereitschaft begonnen (der GA berichtete). Die Idee zur damaligen Benefizaktion hatten die beiden Oberkasseler Dietmar Brenner und Dirk Rönz. Sie hatten von Klara und ihrer seltenen Krankheit (siehe Text „Klaras Krankheit“) erfahren und wollten helfen. Um eine Spendenaktion rechtlich einwandfrei und geordnet durchführen zu können, benötigten sie einen Verein, der so eine Hilfsaktion laut Satzung unterstützen und durchführen kann. Mit dem Bürgerverein Oberkassel war so eine Institution schnell gefunden. Vorsitzender Hans Georg Dreidoppel richtete in Absprache mit dem Finanzamt Bonn ein Sonderkonto für Klara ein und kümmerte sich um Geldein- und Geldausgänge sowie um Spendenquittungen. „2012 haben wir die Benefizaktion gemeinsam gestartet, und im Januar 2013 waren bereits fast 41.000 Euro auf dem Konto“, sagte Dreidoppel bereits 2015.

Der Aufzug wurde zwar gebaut, aber er war bis vor wenigen Tagen nicht betriebstauglich. Fehler in der Planung und beim Bau sind für das gescheiterte Benefizprojekt verantwortlich. Juristen wurden bemüht, um den oder die Schuldigen ausfindig zu machen. „Aber auch das hat uns nicht wirklich weiter geholfen. Entweder fehlten juristisch verwertbare Unterlagen oder bei den Beklagten war kein Geld für eine Entschädigung zu holen“, erklärte Stephan Käufer im Gespräch mit dem GA. Deswegen will die Familie den Gerichtsstreit auch – zumindest vorerst – nicht fortsetzen. „Das führt zu nichts außer Ärger und zusätzlichen Kosten“, sagte Klaras Vater.

Hoffnungen durften die Käufers wieder schöpfen, nachdem sich ihr Nachbar Peter Lanzerath der festgefahrenen Benefizaktion angenommen hatte. Der Architekt hatte im GA von der Misere gelesen und sofort seine Hilfe angeboten. Fachlich versiert nahm er das Heft in die Hand, wechselte die Handwerker aus, holte neue Angebote ein. Schlussendlich fährt der Aufzug jetzt, nachdem Fundament und Halterung erneuert worden sind. „Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass man dieser Familie nicht helfen kann. Ich bin dieses Jahr von einem längeren Aufenthalt in China zurückgekehrt und habe mich dann dieser Aufgabe angenommen“, sagte Lanzerath. Jetzt fehlen nur noch einige technische Kleinigkeiten wie der automatische Türdrücker für Klaras Zimmertüre ins Freie.

Die 41.000 Euro sind schon seit geraumer Zeit aufgebraucht. Die Käufers mussten seitdem 22 500 Euro aus der privaten Schatulle für Juristen und Handwerker aufbringen. Das Geld haben sie sich in der Familie zusammengeliehen. „Ohne Herrn Lanzerath wären wir heute nicht so weit“, sagte Stephan Käufer dankbar. Aber auch anderen Menschen und Vereinen wollen die Käufers danken: „Dietmar Brenner, Dirk Rönz, den Handwerkern und vor allem dem Bürgerverein Oberkassel, der sich uneigennützig bereit erklärt hatte, das Spendenkonto zu verwalten und leider damit viel Ärger hatte.“

Würden sich die Käufers aus Oberkassel heute noch einmal auf so eine Aktion einlassen? „Nein, nach den Erfahrungen sicherlich nicht mehr“, sagte Stephan Käufer. Weihnachten 2016 verlief für die Familie viel harmonischer und sorgenfreier als in den Vorjahren. Und Klara strahlte: „Mein schönstes Weihnachtsgeschenk ist der Aufzug.“

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