GA-Serie: Menschen am Fluss Kochtipps von den Ur-Einwohnern

BEUEL · Wer ab und an am Beueler Rheinufer spazieren geht, dem werden die "Banker" sicher schon aufgefallen sein. Sie tragen keine Anzüge, haben keine Aktentaschen dabei und sprechen nicht über Boni - aber sie hocken spätestens ab 10.30 Uhr auf der immergleichen Bank, daher ihr Name. "Ich geh' zum Johannes", sagt Günther Burgunder allmorgendlich zu seiner Frau. Dann schnappt er sich den Hund seines Bruders, das Kind seiner Großnichte und macht sich zum Denkmal von Johannes Nepomuk auf.

 Banker unter sich: Täglich treffen sich (von links) Dieter Gewehr, Franz-Josef Skoda, Günther Burgunder mit Max und Hund Niki zum Austausch am Beueler Rheinufer.

Banker unter sich: Täglich treffen sich (von links) Dieter Gewehr, Franz-Josef Skoda, Günther Burgunder mit Max und Hund Niki zum Austausch am Beueler Rheinufer.

Foto: Max Malsch

Er ist meist der erste, der sich auf der gusseisernen Bank zu Nepomuks Füßen niederlässt. "Wenn das Wetter gut ist, sind wir meist um die sieben", sagt der 66-Jährige, der seit 2000 zur Gruppe der Ur-Beueler gehört, die sich täglich trifft. "Wobei wir samstags immer dezimiert sind, da viele dann Hausfrauenpflichten haben", sagt Franz-Josef Skoda und schmunzelt. Mit einem Jahr Zugehörigkeit ist der 66-Jährige der Frischling unter den Bankern. "Früher bin ich nach der Arbeit immer neidisch mit dem Rad an der Gruppe vorbeigefahren und jetzt gehöre ich selber dazu", so Skoda. Wie auch schon sein Vater seinerzeit. Warum aber treffen sich die Männer Sommer wie Winter. "Wir können hier über alles sprechen", sagt Günther Burgunder. Er habe sich bei seinen Jungs auch schon den ein oder anderen Kochtipp geholt, gesteht Skoda.

Und wenn es sein muss, geben sie auch das letzte Geleit. "Es liegt biologisch in der Natur der Sache, dass uns einige Kameraden verlassen", sagt Burgunder ohne Umschweife. Zu seinen Füßen ist immer irgendwo Hund Niki zu finden, der - beneidenswert stoisch - die Klön-Pause seines Leih-Herrchens mitmacht. "Wissen Sie, still sitzen zu bleiben, ist eine Frage des Trainings", meint Burgunder. Auch wenn das Quecksilber unter 0 Grad falle, würden sich die Banker zumindest für ein Viertelstündchen über Aktuelles aus ihrem Veedel austauschen. Im Moment regen sich die Ur-Einwohner darüber auf, dass die Stadt das Beueler und das Bonner Rheinufer unterschiedlich behandele.

"Bei uns sind nur die Linden in der zweiten Baumreihe beschnitten worden, auf der anderen Seite alle", empört sich Burgunder. Wenn sich die Gespräche nicht gerade um Kommunalpolitik, das Abschneiden von Köln oder Schalke drehen, schweifen die Gedanken meist zurück. "Ich weiß noch, dass ich als Kind am Anleger der Rheinnixe auf Schlittschuhen stand", so Skoda. Reinhold Burgunder, der Onkel von Günther, erinnert sich mit seinen 76 Jahren gerne an die ein oder andere Schwimmeinheit am Lastschiff im Rhein zurück.

Heinz Emmerich (71) und Arno Lohr (85) kommen heute spät vorbei. "Ich musste noch einkaufen", entschuldigt sich Lohr, der mit einer schnittigen Brille auf einem E-Bike sitzt. Der Alterspräsident ist er aber nicht; dieser Titel gebührt Karl-Heinz Himmelreich, der in diesem Jahr 90 wird. Sie kennen viele, wie Hund Kafka mit seinem Gummersbacher Halter oder das radelnde Ehepaar, das vom Hochwasserschutz aus herübergrüßt. Und sie kennen sich aus: Wasserstand, Wasserqualität und Wetter werden täglich analysiert. Bald, so meinen sie, dürfte der Frühling kommen. Dann kann auch Dieter Gewehr (72) seinen dicken Mantel in der Banker-Runde ablegen.

(In lockerer Reihe stellt der General-Anzeiger Menschen vor, die eine besondere Beziehung zum Rhein haben.)

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