Geometrische Abstraktionen in Beuel Kölner Künstler stellt erstmals in der Brotfabrik aus

Beuel · Seine erste Begegnung mit der Kunst ist über 50 Jahre her, doch sie sollte ihn bis heute prägen. Von der Schule des Bauhauses inspiriert, spezialisierte sich der Kölner Künstler Bernd Klein auf die Darstellung geometrischer Abstraktionen – in allen Farben und Formen. Eine Auswahl seiner Werke ist in der Brotfabrik zu sehen.

 Inspiriert vom Bauhaus hat sich der Kölner Künstler Bernd Klein auf die Darstellung geometrischer Abstraktionen spezialisiert.

Inspiriert vom Bauhaus hat sich der Kölner Künstler Bernd Klein auf die Darstellung geometrischer Abstraktionen spezialisiert.

Foto: Julia Rosner

„Als ich 17 Jahre alt war, fiel mir ein Kalender mit Kunstbildern in die Hand. Eines davon war von Paul Klee. Es hat mich sofort fasziniert“, erinnert sich Bernd Klein. Mit diesem Kunstwerk habe Klee eine für ihn bis dahin ungewöhnlich Seite zur Schau gebracht, denn es stellte ein Schachbrett dar. „Auf dem Bild waren mysteriöse Figuren versteckt. Das ist wohl meine erste Inspiration gewesen“, so der Kölner Künstler, der gebürtig aus Siegen stammt und heute unter dem Namen ARTUS bekannt ist.

Ähnlich wie Klee bedient sich auch Klein zahlreicher geometrische Abstraktion in seinen Werken. Bis in das Format der Bilder, ein Meter mal ein Meter, bleibt er der Rechtwinkligkeit akribisch treu. „Am Anfang habe ich nur die drei Primärfarben verwendet und erst später mehr kombiniert. Es hat mich zu sehr eingeschränkt“, so erklärt der heute 69-Jährige seinen künstlerischen Stil.

Herausgekommen sind ausdrucksstarke, mal etwas farbenfrohere, mal etwas farbenärmere Acylbildnisse. Eine zehnteilige Auswahl seiner Werke stellt er seit dieser Woche in der KulturKneipe der Brotfabrik aus. Doch bis es so weit kommen konnte, musste Klein einen langen Weg meistern.

Erste Ausstellung im Kinderzimmer

Für Furore sorgte bereits seine erste Ausstellung: zu Hause, im Jugendzimmer, wo er damals alles an Plakaten und Abdrucken aufhängte, was ihm gefiel. Dass sich darunter auch expressionistische Bilder befanden, die nicht unbedingt sittlich waren, habe seiner gutbürgerlichen Familie missfallen. Trotz seines großen Interesses für Kunst gab er sich ihnen nach dem Abitur geschlagen und begann ein Studium der Germanistik und Geschichte.

Es folgten Landwirtschaft und Jura – alles Studiengänge, die er nie abschloss, denn nichts habe ihn so gepackt, wie die Kunst. „Ich fand an der Schönheit der Möglichkeiten mehr Gefallen, als daran, die Möglichkeiten bis zu Ende zu realisieren.“ Ein volles Kunststudium blieb ihm dennoch verwehrt, weshalb er schließlich in den Vertrieb ging und den Pinsel nur hin und wieder in die Hand nahm.

Als Frau und Kind da waren und der Lebensunterhalt gesichert schien, begann Klein Vorlesungen an der Kölner Fachhochschule für Grafik und Design zu besuchen und zeigte sich mehr und mehr vom Bauhaus begeistert. „Neben der Geometrie ist die Farbenlehre ein großes Thema für mich. Ich hätte unheimlich gern einmal eine Klasse bei Johannes Itten, dem Begründer der Farbtypenlehre des Bauhauses, besucht.“

Zeit für die Kunst im Lockdown

In dieser Zeit habe er seinen künstlerischen Stil weiterentwickelt. Neben den Bildern von Klee orientierte er sich immer mehr an denen von Wassily Kandinsky. „In einem Kurs musste ich so lange Kandinsky abmalen, bis er mir aus den Ohren tropfte.“ Danach sei er mehr und mehr frei und unabhängig geworden.

„Die Lockdownzeit war für mich eine fantastische Kombination aus bezahlter Zeit und Urlaub“, sagt er heute. Demnach habe er sich in den vergangenen zwei Jahren ausschließlich der Kunst widmen können. Er begann eine Kooperation mit der Galerie Viva l'Arte in Köln, wo er bis heute einen Wirkraum gefunden hat und an seinen Bildern arbeiten kann.

Die Ausstellung in der Bonner Brotfabrik hat er unter den Titel „Artus – breaking the bread“ gestellt. Wie fast alles, was er schafft und worüber er spricht, hat auch dieser Name mehrere Dimensionen. Auf der einen Seite sei das Brotbrechen, also breaking the bread, eine Anlehnung an den Namen des Kulturzentrums Brotfabrik, wo er ausstellt. Er als Künstler wolle mit seinen Werken für einen Bruch, ein Aufsehen, sorgen. „Die zweite, tiefe Bedeutung hat eine christliche Dimension“, erklärt Klein. So wolle Jesus den Menschen zeigen, was sie tun müssen: von seinem Brot, das heißt seinem Leib essen. „Es geht um eine Verwandlung in eine konkrete Gestalt.“

Für den Künstler liege die Schnittstelle in der, wie er selbst sagt, „Ideenwelt zur Materie“. Der Mensch müsse sich an das Kreuz der Realisierungsnotwendigkeiten nageln lassen, das heißt seine Ideen ins Konkrete umsetzen.

Die Ausstellung „Artus – breaking the bread“ kann dienstags bis samstags zwischen 18 und 23 Uhr in der ersten Etage der Brotfabrik 16, 53225 Bonn, besucht werden. Sie endet am 5. Februar 2023.

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