Gutachter attestiert gute Lebensbedingungen Bei Umsiedlung vom Chinaschiff droht den Koi der Tod

Beuel · Ein IHK-Sachverständiger attestiert den zehn Koi auf dem Chinaschiff in Bonn-Beuel gute Lebensbedingungen. Wenn sie von Bord gingen, drohe ihnen der sichere Tod.

 „Den Fischen geht es gut“: Robert Jungnischke bescheinigt Huan Fu Zhang, dass an ihrer Lebensbedingung im Becken nichts geändert werden muss.

„Den Fischen geht es gut“: Robert Jungnischke bescheinigt Huan Fu Zhang, dass an ihrer Lebensbedingung im Becken nichts geändert werden muss.

Foto: Benjamin Westhoff

Der Pächter des Chinaschiffs, Huan Fu Zhang, kann wieder lachen. Er wird wohl seine zehn Koi-Fische auf dem schwimmenden Restraurant Ocean Paradise behalten können. Deutschlands einziger öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Koi-Haltung, Robert Jungnischke, bestätigte am Mittwoch in Beuel: „Den Fischen geht es gut. Sie sind in einem prächtigen Zustand. An ihren Lebensbedingungen auf dem Schiff muss nichts verändert werden.“

Ein Gast des Restaurants hatte Huan Fu Zhang bei der Stadt wegen nicht artgerechter Haltung der Koi angezeigt. Daraufhin hatte das Veterinäramt eine Anhörungsverfahren in Gang gesetzt, das letztlich in einem Katalog an Forderungen an den Fischhalter mündete - mit Fristsetzung bis zum 11. Dezember und Androhung einer Ordnungsverfügung samt Zwangsgeld bei Zuwiderhandlung. Zhang schaltete den Beueler Stadtverordneten Reiner Burgunder ein und bat ihn um Hilfe. Burgunder und Zhang beauftragten den Beueler Rechtsanwalt Werner Koch.

Die Auseinandersetzung zwischen Stadt und Fischhalter löste über die sozialen Medien ein deutschlandweites Echo aus, weshalb bereits mehrere Fernsehsender nach Beuel kamen, um über die Koi des Herrn Zhang zu berichten. „Wir hätten nicht gedacht, dass dieses Thema so eine Welle auslöst“, sagte Burgunder dem GA.

Josef Bertram, Koi-Händler aus Meckenheim, reiste auch zum Gutachtertermin nach Beuel und befand: „Die Fische und das Becken machen einen gesunden Eindruck. Es kommt bei der Koi-Haltung nicht auf die Wassermenge, sondern auf die Wasserqualität an. Und die ist gut.“

Der von der IHK Köln bestellte Sachverständige klärte alle Beteiligten darüber auf, dass es für private Fischhalter keine gesetzlich fixierten Auflagen gebe. „Man muss bei diesem Thema sehr auf die Begrifflichkeiten achten. Da wird schnell etwas vermengt und Halbwahrheiten verbreitet. Einen Sachkundenachweis, wie ihn die Stadt Bonn verlangt, kann man von Herrn Zhang nicht erwarten. Dann müsste jeder private Aquarienhalter aufgefordert werden, das auch zu tun“, so Jungnischke.

Die Stadt habe sich im Übereifer etwas weit aus dem Fenster gelehnt und bezüglich der Auflagen offensichtlich überreagiert, so der Gutachter. Jungnischke warnte davor, die Fische umzusetzen: „Wenn die Koi seit 2004 dieses Becken und diese Wasserqualität gewöhnt sind, kommt ein Umzug in fremdes Wasser einem Todesurteil gleich. Das werden die Koi nicht überleben.“

Huan Fu Zhang will weiter Kontakt zu Bertam und Jungnischke halten. Ihm ist sehr daran gelegen, dass es seinen zehn Koi auch künftig gut geht: „Wenn ich die Lebenssituation der Karpfen noch verbessern kann, will ich das gerne tun. Ich bin auf jeden Fall sehr froh darüber, dass die beiden Fachleute bestätigen, dass es meinen Koi gut geht. Ich hänge seit vielen Jahren an den Koi. Sie sind für mich persönlich als Glücksbringer sehr wichtig.“ Zhang hat am Mittwoch Jungnischke mit der Erstellung eines Gutachtens beauftragt, um im Streitfall mit der Stadt besser abgesichert zu sein.

Der Chinese wurde von der Stadt darüber in Kenntnis gesetzt, dass am Freitag ein Sachverständiger an Bord kommt und für die Stadtverwaltung die Situation vor Ort bewertet. „Wenn die Stadt Hinweise erhält, dass eine Tierhaltung möglicherweise nicht artgerecht ist, müssen wir dem nachgehen. Dem Tierhalter sind die Rahmenbedingungen übermittelt worden – recht konkret, weil das die Gerichte immer wieder fordern. Und nun werden wir mit Unterstützung von Sachverständigen gemeinsam mit dem Tierhalter nach einer Lösung suchen. Grundsätzlich muss das Gesamtpaket der Tierhaltung stimmen, da kommt es im Detail nicht auf ein paar Liter Wasser an“, erklärte Monika Hörig, Sprecherin der Stadt auf GA-Nachfrage.

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