Beueler Brotfabrik Konzert zum Erhalt der zweiten Strophe

Beuel · Entertainer Joachim Kuipers sorgte beim Mitsingabend in der Brotfabrik in Beuel für Textsicherheit. Seine Mission: Die Erhaltung der zweiten Strophe, ganz ohne Liederbücher als Stütze.

 Joachim Kuipers stimmte mit den Besuchern bekannte deutsche Volkslieder an und versuchte dem Publikum mit einem Quiz alle sieben Strophen von "Der Mond ist aufgegangen" beizubringen.

Joachim Kuipers stimmte mit den Besuchern bekannte deutsche Volkslieder an und versuchte dem Publikum mit einem Quiz alle sieben Strophen von "Der Mond ist aufgegangen" beizubringen.

Foto: Dennis Sennekamp

„Wie ist die Welt so stille...“, so beginnt die zweite Strophe des „Abendliedes“ von Matthias Claudius. Und wie geht der Text weiter? „Da bekomme ich vom Publikum oft nur fragende Blicke zugeworfen“, sagt Entertainer und Volkslieder-Fan Joachim Kuipers, der das weltberühmte Lied gerne bei seinen Konzerten spielt. „Heutzutage kann kaum jemand noch ein ganzes Lied auswendig singen.“ Deswegen lud er jetzt zum Mitsingabend in die Kneipe der Brotfabrik.

Um seinem Publikum die nötige Textsicherheit zu verleihen, bastelte Kuipers ein Memory-Spiel aus Papptellern, die er mit Wäscheklammern an einer Schnur befestigte. Auf jedem der Teller war ein Motiv, das stellvertretend für eine Textzeile des „Abendliedes“ stand. Zeile für Zeile hangelte sich Kuipers zusammen mit den Besuchern auf diese Weise durch den Text. So schaffte er es an einem Abend, den Konzertbesuchern nicht nur die zweite, sondern gleich alle sieben Strophen des Liedes beizubringen und es zusammen zu singen. Dabei begleitete er den Chor mit seinem Akkordeon.

Doch nicht nur das „Abendlied“ wurde angestimmt, die Konzertbesucher durften auch eigene Vorschläge machen. Klassiker wie „Hoch auf dem gelben Wagen“, „Freude, schöner Götterfunken“, „Oh, du schöner Westerwald“ oder das regionale „En unsrem Veedel“ von den Bläck Fööss durften dabei nicht fehlen.

Kein Singen, kein Sprechen: Mit einem ganz besonderen Spiel entführte Kuipers seine Gäste zudem zurück in ihre Kindheit. Mehr oder minder freiwillige Mitspieler wurden von ihm aus den Reihen des Publikums ausgewählt und mussten bekannte Kinderlieder pantomimisch darstellen. Gemeinsam wurde dann geraten, um welche Lieder es sich handelte. Dabei hätten Besucher mit ausgeprägtem Schamgefühl schlechte Karten gehabt.

Nicht so die Mitsing-Fans in der Brotfabrik: Es wurde herumgehüpft, wie ein Vogel mit den Armen gewedelt und wild herumgestikuliert. Die erratenen Lieder wurden im Anschluss natürlich gesungen, fehlende Textbausteine gemeinsam erarbeitet.

Hin und wieder ein wenig schief, manchmal etwas verhalten, aber durchaus textsicher und mit einer Menge Spaß am gemeinsamen Singen, Raten und Spielen: So präsentierte sich das Publikum in der Brotfabrik. Bei den Zuschauern sorgte der Abend mit Kuipers jedenfalls für das eine oder andere Aha-Erlebnis. „Meistens habe ich die Texte irgendwo im Hinterkopf“, sagt eine Besucherin. „Dann fehlen mir nur die ersten zwei Worte und der Rest fällt mir schlagartig wieder ein.“

„Das höre ich häufig“, sagte Kuipers, der auf eine langjährige Karriere als Entertainer zurückblicken kann. 15 Jahre lang war er Pianist und Unterhalter auf dem Kreuzfahrtschiff „Deutschland“, jetzt tourt er mit seinem Programm „Zur Erhaltung der zweiten Strophe“ durch die Republik.

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