Markante Bäume am Beueler Rheinufer Kopflinden erhalten ihre Sommerfrisur

Beuel · Derzeit werden die markanten Kopflinden am Beueler Rheinufer gestutzt, damit sie im Sommer wieder schönen Schatten spenden. Die Baumpfleger müssen dabei einiges beachten.

Alfons Steidl schneidet die Kopflinden am Beueler Rheinufer. Das Wetter ist für die Bäume ideal, für die Arbeiter hingegen eine Herausforderung.

Alfons Steidl schneidet die Kopflinden am Beueler Rheinufer. Das Wetter ist für die Bäume ideal, für die Arbeiter hingegen eine Herausforderung.

Foto: Benjamin Westhoff

Nieselregen, knapp acht Grad Außentemperatur und ein bewölkter Himmel. Der Frühling scheint noch weit entfernt. Für die Kopflinden am Beueler Rheinufer könnten die Voraussetzungen jedoch nicht besser sein. Der Regen der vergangenen Tage hat dafür gesorgt, dass sie kräftig ins Kraut geschossen sind. Damit sie sich in den kommenden Wochen prächtig entwickeln, müssen sie jetzt die passende Frisur für den Sommer erhalten.

Für Alfons Steidl und seine Kollegen hätte das Wetter schöner sein können. Bei dem eisigen Wind werden die Finger selbst in den Arbeitshandschuhen schnell taub, und das Klettern zwischen den knorrigen Ästen ist bei Regen wirklich nicht angenehm. Klagen hilft nicht, die Arbeit muss getan werden. Und dafür stellen die Gärtner ihre Leiter klaglos an die nächste Kopflinde und steigen Schritt für Schritt hinauf. Neben den Jahrestrieben entfernen sie auch Totholz. Bis mindestens Ende nächster Woche werden Steidl und sein Team an der Beueler Rheinpromenade noch damit beschäftigt sein, die feinen Ästchen aus den Kronen zu entfernen. Dann tragen die markanten Bäume am Beueler Rheinufer wieder ihren bekannten Fassonschnitt. Aber nicht sehr lange.

900 Kopflinden warten auf Pflege

Was genau derzeit getan wird, erklärt Rolf Dung vom Amt für Umwelt und Stadtgrün: „Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um die dünnen Äste, die sogenannten Jahrestriebe, fachgerecht zu entfernen. Damit erhalten die Kopflinden ihre charakteristische Kandelaber-Form, wie sie an Flussufern in vielen Städten zu sehen ist.“ Und diese Arbeit lässt sich nicht so einfach nebenbei erledigen. Rund 900 Kopflinden müssen in Bonn fachgerecht zurückgeschnitten werden. Linksrheinisch stehen etwa 600 Exemplare, in Beuel sind es etwas mehr als 300 Bäume bis hinunter zur Ringstraße. Die ältesten Kopflinden wurden in Bonn offenbar in den 1930er Jahren gepflanzt. Auf alten Luftbildern aus der Vorkriegszeit hat Dung die Bäume entdeckt.

Die rund 437 Linden zwischen Zweiter Fährgasse und Rheinaue werden in diesem Frühjahr nicht geschnitten. Diese Bäume wurden erst 1987 gepflanzt und sind somit deutlich jünger als ihre „Artgenossen“ auf Innenstadthöhe. Sie erhalten nur alle zwei Jahre einen Erziehungsschnitt, bis auch sie die typische Kandelaber-förmige Krone ausgebildet haben. Ab 2024 werden jedoch alle Kopflinden an den beiden Rheinufern im Frühjahr geschnitten, erklärt Dung.

Trotz der Radikalkur werden die knorrigen Bäume schon in den nächsten Wochen wieder ein dichtes, grünes Blätterdach entwickelt. „Das geht jetzt ganz schnell“, versichert Rolf Dung. Im Sommer werden dann die typischen Promenadenbäume – jeweils paarweise gepflanzt – wieder für jede Menge Schatten sorgen, was besonders die Spaziergänger freuen wird.

Verantwortung für alle Bäume

Der Formschnitt der Kopflinden ist jedoch nur eine Aufgabe der Stadt. Die Verwaltung trägt die Verantwortung für alle Bäume in öffentlichen Grünanlagen, auf Friedhöfen, entlang von Straßen und Verkehrswegen. Um dieser Verantwortung nachzukommen, müssen die Stadtbäume regelmäßig gepflegt werden. Dazu gehören unter anderem Baumkontrollen, Baumschnitte und die Pflege der Baumstandorte. Entscheidend sind dabei die Gesundheit des Baumes und die Verkehrssicherheit.

Dafür sind regelmäßig zertifizierten Baumkontrolleure innerhalb der Stadt unterwegs, um den Zustand fachlich zu beurteilen und entsprechende Pflegemaßnahmen festzulegen. In Bonn besteht das Team aus fünf Mitarbeitenden, die sich nach einer Ausbildung zum Gärtner oder Forstwirt weiterqualifiziert haben. Zu jeder Jahreszeit sind sie unterwegs und begutachten die rund 100.000 städtischen Bäume.

Jedes Exemplar wird regelmäßig in einem Abstand von 15 Monaten begutachtet. So werden alle Bäume – mal im Sommer, mal im Winter – in Augenschein genommen. Sie werden dabei nach einem vorgegebenen Schema geprüft und der Gesamtzustand erfasst. Viele verschiedene Faktoren spielen dabei eine Rolle: Sieht der Baum insgesamt vital und gesund aus? Gibt es Totholz? Ist er gerade gewachsen oder hat sich die Krone einseitig entwickelt? Gibt es Verletzungen der Rinde? Sind Anzeichen für Erkrankungen oder Schädlinge zu erkennen? Ein geschultes Auge ist dabei enorm wichtig, denn einige Baumkrankheiten und Schädlinge bleiben lange nahezu unsichtbar und sind für Laien kaum zu identifizieren. Daher ist es wichtig, frühzeitig entsprechend zu reagieren.

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