Kunsthandwerk in Küdinghoven Kreuze schmieden und sich selbst finden

KÜDINGHOVEN · Unter dem Titel „Durchkreuzt“ haben fünf ehrenamtliche Flüchtlingshelfer ihre eigenen Kreuze geschmiedet. Sie kommen aus der Pfarrgemeinde St. Thomas Morus im Bonner Norden und haben auf Einladung des Männerpastoral des Erzbistums Köln in der Schmiede von Werner Wierich „zugeschlagen“.

 Sie haben es nicht im Kreuz, sie schmieden eines: Alfons Kelz (l.) und Markus Matern formen das glühendheiße Eisen, Schmied Werner Wierich (M.) gibt hilfreiche Tipps.

Sie haben es nicht im Kreuz, sie schmieden eines: Alfons Kelz (l.) und Markus Matern formen das glühendheiße Eisen, Schmied Werner Wierich (M.) gibt hilfreiche Tipps.

Foto: Max Malsch

Das Feuer lodert, es ist heiß. Die Schweißperlen stehen ihnen auf der Stirn. „Jetzt richtig festhalten“, sagt der eine, während der andere den schweren Hammer schwingt und mit gezielten Schlägen den glühenden Stahl bearbeitet. Markus Matern und Alfons Kelz haben den ganzen Samstag hart gearbeitet.

„Die Männer tun für andere Menschen so viel, da wollten wir auch einmal etwas Außergewöhnliches für sie tun“, sagt Burkhard Knipping, Referent Männerpastoral und neben Wierich Organisator der Aktion. „Das Thema ‚durchkreuztes Leben‘ trifft zum einen auf die Flüchtlinge zu, die oftmals ein ganz normales Leben geführt haben, bis ein Diktator einen Krieg begonnen hat und sie fliehen mussten. Zum anderen betrifft es die ehrenamtlichen Helfer, die, wie alle Männer, in ihrem Leben mit Problemen wie Arbeitslosigkeit oder Krankheit, aber auch mit positiven Erlebnissen wie der Geburt von Kindern ein ‚durchkreuztes Leben‘ haben. Hier haben sie Zeit, nachzudenken und etwas über sich zu erfahren“, sagt Knipping.

„Die Männer sind sehr motiviert und engagiert, und auch experimentierfreudig. Am Ende der Arbeit werden sie ein Kreuz geschmiedet haben, aber wie das jeweils aussieht, das bestimmt jeder für sich“, erklärt Schmied Wierich. „Viele Männer, die an meinen Veranstaltungen teilnehmen, erleben die Arbeit in der Schmiede als etwas Wohltuendes. Sie können alles so stehen lassen, wie es ist, ohne sich immer vergleichen zu müssen“, sagt der Küdinghovener.

Um 10 Uhr hat der Tag in der Schmiede in der Königswinterer Straße 321 begonnen. „Wie haben die Teilnehmer zunächst auf das Thema eingestimmt. Dazu habe ich den Bibelspruch ‚Wie Eisen Eisen schärt, so schärft ein Mann den anderen‘ zitiert und damit deutlich gemacht, dass sie gemeinsam etwas schaffen werden“, so Knipping. „Ja, denn alleine geht es für Ungeübte nicht, ein Kreuz zu schmieden. Dafür müssen sie zusammenarbeiten“, ergänzt Wierich. Bis 17 Uhr haben die Männer an ihrem „Meisterstück“ gearbeitet.

„Da wird morgen schon der eine oder andere seine Schultern spüren und Muskeln entdecken, von denen er gar nicht wusste, dass es sie gibt“, prognostiziert der Schmied mit einem Augenzwinkern. „Das ist eine schöne Erfahrung, den Tag mit netten Leuten zu verbringen, die auch die gleichen Interessen haben“, sagt Markus Matern, der seinen Berufsalltag als Beamter im Statistischen Bundesamt vorwiegend am Schreibtisch verbringt. „Für mich war es auch ein Déjà-vu. Denn ich habe mit 19 Jahren eine Ausbildung in einem metallverarbeitenden Beruf gemacht. Aber das ist mehr als 30 Jahre her“, so Matern. „Mir hat es heute auch sehr viel Spaß gemacht, gemeinsam an einer Sache zu arbeiten. Im Berufsleben ist man doch oftmals eher als Einzelkämpfer unterwegs“, erklärt der Bonner.

„Ich bin nach 46 Jahren in der Sparkasse heute Rentner und betreue mit meiner Frau zusammen das Begegnungscafé in unserer Gemeinde und freue mich, einmal etwas ganz anderes kennenzulernen“, sagt Alfons Kelz. „Das Motto ‚Durchkreuzt‘ passt sehr gut, um sein eigenes Leben zu reflektieren, nachzudenken und Perspektiven zu eröffnen“, sagt der Bonner. „Besonders hat mir gefallen, dass nicht die Einzelleistung zählt, sondern dass man es nur gemeinsam schaffen kann. Das Miteinander zählt“, erklärt Kelz.

Weitere Informationen über Schmiedeworkshops bei Werner Wierich gibt es im Internet unter www.kunstschlosser-bonn.de

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