Biologische Station in Beuel Kröten-Alarm im Ennert

BEUEL · Der Winterschlaf ist vorbei, die Amphibienwanderung hat begonnen: Seit wenigen Tagen hüpfen und krabbeln Erdkröten, Frösche, Feuersalamander und Lurche im Ennert. Sobald die Nachttemperaturen nicht mehr unter sechs Grad Celsius fallen, wachen die Amphibien aus ihrer Winterstarre auf und werden ab der Dämmerung aktiv. Das bedeutet dann Kröten-Alarm an der Oberkasseler Straße.

 Paarungsbereite Erdkröten werden an der Oberkasseler Straße von den Mitarbeitern der Bio-Station eingesammelt und in Eimern über die Fahrbahn getragen

Paarungsbereite Erdkröten werden an der Oberkasseler Straße von den Mitarbeitern der Bio-Station eingesammelt und in Eimern über die Fahrbahn getragen

Foto: Max Malsch

Die Mitarbeiter der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft stehen deshalb bereit, sammeln täglich die Tiere am Schutzzaun ein und bringen sie in Eimern auf die südliche Waldseite. Ziel der paarungswilligen Tiere ist der Dornheckensee. Das Laichgewässer liegt am westlichen Ennerthang oberhalb der Bundesstraße 42. Die Übergangszeit von Winter zu Frühjahr bedeutet für die Mitarbeiter der Biologischen Station verstärkten Arbeitseinsatz.

Sobald die Tiere aktiv werden, wandern die Helfer den Amphibienschutzzaun täglich ab, um die Tiere aus den Fangeimern zu sammeln und über die stark befahrene Straße zu transportieren. Wenn diese mühsame Arbeit nicht erledigt werden würde, stürben mehrere hundert Tiere durch Autos. Aber es gibt auch noch den Aspekt der Verkehrssicherheit. Durch das Aufsammeln der Kröten werden Ausweichmanöver der Autofahrer, die auf der Gefällstrecke zur Autobahn gefährlich enden können, verhindert.

In diesem Jahr kam auf die Bio-Station sogar eine große Portion Mehrarbeit zu: Weil das Regionalforstamt Rhein-Sieg-Erft vor wenigen Monaten aus Verkehrssicherungsgründen eine etwa 20 Meter breite, straßenparallele Schneise schlagen musste, musste der 1500 Meter lange Krötenschutzzaun erneuert werden. "An dieser Stelle, etwa in Höhe des Wanderparkplatzes, wäre ein Krötentunnel sehr sinnvoll. Wir könnten dadurch viele Arbeitsstunden sparen", erklärte Monika Hachtel, Mitarbeiterin der Bio-Station, im Gespräch mit dem GA.

Diesen Wunsch unterstützt Ulrich Gleiß aus Holzlar. Der pensionierte Lehrer ist seit mehr als 20 Jahren im Ennert im Krötenschutz aktiv: "Die Wanderroute der Amphibien hat sich in dieser Zeit verlagert. Früher querten die Tiere die Pützchens Chaussee und suchten dort Laichgewässer auf. Die beiden dort gebauten Krötentunnel wurden aber nicht angenommen, weil sie zu eng sind." Zur absoluten Hochphase der Laichzeit werden sich bis zu 4000 Erdkröten am Dornheckensee versammelt haben - rund 800 davon stammen von dem Eimertransport.

Den Rückweg treten die Tiere nach rund drei Wochen an. Dann werden es aber deutlich weniger Kröten sein, weil viele durch das kräftezehrende Laichgeschäft vor Erschöpfung gestorben sind. Außerdem freuen sich Fressfeinde wie der Iltis auf die Ansammlung der Kröten. Monika Hachtel appelliert an Autofahrer, in den nächsten Tagen auf ehrenamtliche Helfer und auf Mitarbeiter der Bio-Station zu achten: "Alle tragen Warnwesen. Dennoch kommt es immer wieder zu gefährlichen Begegnungen zwischen Autofahrern und Amphibienrettern."

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