Kunst im Therapiezentrum in Pützchen Künstler zeigt Bilder, die er mit Füßen gemalt hat

Pützchen · Das Therapiezentrum Pützchen widmet seinem Bewohner Thomas Bajog eine große Ausstellung mit Tierporträts. Bajog wohnt im Therapiezentrum und malt seine Bilder mit den Füßen.

Seit seiner Kindheit zeichnet der heute 56-jährige Thomas Bajog vor allem Hunde und Katzen, aber auch Landschaften und Fantasiebilder.

Seit seiner Kindheit zeichnet der heute 56-jährige Thomas Bajog vor allem Hunde und Katzen, aber auch Landschaften und Fantasiebilder.

Foto: Susanne Wächter

Seit seiner Kindheit ist Thomas Bajog durch eine Spastik an Armen und Beinen gelähmt. Das hält den heute 56-Jährigen nicht davon ab, mit seinen Füßen wunderbare Kunstwerke aus Bleistift und Kohle zu schaffen. Das Therapiezentrum Pützchen an der Siegburger Straße 311 würdigt sein Talent nun mit einer Ausstellung.

„Drei bis vier Bilder schaffe ich pro Jahr“, sagt Thomas Bajog, der freudestrahlend die begeisterten Blicke der Gäste zur Kenntnis nahm. Bilder sind jedoch nicht das einzige, das Bajog auf Papier bannt. Er schreibt auch Romane und komponiert Musikstücke. Zwei davon präsentierte Wolfgang Huwer auf seiner Geige im Foyer des Therapiezentrums. Die Stücke lehnen sich ebenso wie Bajogs Bilder an die Tierwelt an. Die Stücke tragen so amüsante Namen wie „die betrunkene Nachtigall“ oder „Traum eines Ornithologen“.

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht saß Bajogs Mutter Ursula am Rand auf einer Bank. Sie und ihr Mann waren es, die ihren von Geburt an durch die Spastik beeinträchtigten Jungen an die Künste herangeführt haben. „Anfangs wollte ich ihm immer das Malen mit den Händen beibringen, aber das funktionierte nicht. Erst später im Kindergarten förderten die Erzieherinnen seine Fähigkeit, mit den Füßen zu malen und zu schreiben“, erzählt Ursula Bajog. Die Liebe zur Musik habe ihm schließlich sein Vater beigebracht.

Bajogs Bilder sind im Therapiezentrum ausgestellt

Seit knapp drei Jahren lebt Thomas Bajog in der Einrichtung an der Siegburger Straße 311. Lange wussten die Mitarbeiter dort nichts von seinem Talent. „Erst als er mir zum 30-jährigen Betriebsjubiläum eine Zeichnung des Therapiezentrums schenkte, entdeckte ich, wie viele andere wundervolle Bilder Thomas Bajog auf seinem Zimmer beherbergte“, erzählt die Leiterin des Hauses, Sabine Rickes, in ihrer Eröffnungsrede.

Nun sind die Bilder von Bajog in den Fluren im Eingangsbereich noch ein paar Wochen ausgestellt. Sie zeigen Hundeporträts und Katzen. Hunde habe er nie gehabt, aber Katzen, sagt Bajog. Ein Foto, das zwischen den gezeichneten Bildern hängt, zeigt Bajog als Kind, wie er mit dem rechten Fuß eine Katze malt, während die Hauskatze um ihn herumschleicht.

Dass Bajog nur bis zu vier Bilder im Jahr malt, liegt auch daran, dass die Stimmung und seine körperliche Verfassung passen müssen. Denn durch die Tetraspastik, die eine Lähmung nicht nur der Arme, sondern auch der Beine mit sich bringt, ist er auch an den Füßen eingeschränkt. Umso erstaunlicher sind seine Werke, die er auf diese Weise schafft.

Kunst mit Füßen
5 Bilder

Kunst mit Füßen

5 Bilder

Ehrenamtliche Helfer unterstützen das Therapiezentrum

An diesem Vormittag sind auch zahlreiche ehrenamtlichen Helfer ins Therapiezentrum gekommen. „Einmal im Jahr setzen wir uns bei Kaffee und Kuchen zusammen und sagen Dankeschön“, sagt Ehrenamtskoordinatorin Roswitha Langenbach.

Zwischen 15 und 20 Männer und Frauen unterstützen das Therapiezentrum regelmäßig. Sie gehen mit den Bewohnern spazieren, besuchen mit ihnen Konzerte oder begleiten sie zu Spielen des Kölner FC – oder sie lesen den Bewohnern vor. Für letzteres kommt Gerald Eichenauer einmal die Woche vorbei. Er mag sein Ehrenamt so wie alle anderen, die an diesem Nachmittag gekommen sind auch.

Wir können noch mehr gebrauchen“, wirbt Langenbach. „Eine Grenze nach oben gibt es nicht, auf umso mehr Schultern wir es verteilen können, umso besser.“ Jeder, der sich einbringen möchte, werde zu nichts verpflichtet. Jeder hilft, sooft er es schafft. „Einige helfen auch nur bedarfsweise aus“, erklärt Langenbach. Zum Beispiel beim bevorstehenden Liküra-Karnevalsumzug am Sonntag, 23. Februar. „Wir können Helfer gebrauchen, die unsere Bewohner im Zug begleiten oder mit dem Rollstuhl schieben. Auch Wagenengel werden benötigt“, sagt Langenbach und hofft durch diesen Aufruf einige Mitstreiter mehr zu finden.

  • Wer sich für ein Ehrenamt im Therapiezentrum interessiert, der kann sich bei Roswitha Langenbach per Mail melden: r.langenbach@tzbonn.de
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort