Zwischen Sporthalle und Vereinsheim Künstler übermalt Graffiti mit Panoramabild von Geislar

Geislar. · Ein neues Panoramabild mit dem Blick auf die Auen von Geislar an Rhein und Sieg ziert eine besondere Stelle an zwei Gebäuden im Beueler Ortsteil. An die Wand in der Ecke zwischen Vereinsheim und Sporthalle hat der Künstler Ralf Kess das Bild gemalt.

Über das Panoramabild von Ralf Kess (r.) freuen sich (v.l.) Dieter Schallenberg, Andrea Kalkuhl-Bücher, Andreas Knott, Steffi Rürsch, Serge Mpouma und Thorsten Henseler.

Über das Panoramabild von Ralf Kess (r.) freuen sich (v.l.) Dieter Schallenberg, Andrea Kalkuhl-Bücher, Andreas Knott, Steffi Rürsch, Serge Mpouma und Thorsten Henseler.

Foto: Rainer Schmidt

In seinem Selbstverständnis sieht sich Geislar als einer „der schönsten Ortsteile Bonns“, wie der Bürgerverein auf seiner Internetseite mitteilt. Jetzt ist Geislar – wie der Volksmund sagt – noch eine Ecke schöner geworden.

Denn im Bereich der Ecke zwischen Sporthalle und Vereinsheim sind die Schmierereien, auch Grafiti-Tags genannt, einem schmucken Wandbild gewichen. Im Auftrag des Arbeitskreises Geislar hat der aus Vilich-Müldorf stammende Künstler Ralf Kess ein großes Wandbild entworfen und gemalt. Das Panoramabild zeigt die Auen von Geislar an Rhein und Sieg, mit der unschwer zu erkennenden Sankt Joseph Kirche im Oberdorf.

Das einzige Manko ist, dass das Kunstwerk hinter der Sporthalle in Richtung Vilicher Bach zu finden ist – und von den Passanten von der Liestraße aus nicht gesehen werden kann. Dennoch: „Es stellt auf alle Fälle eine Aufwertung für die Mieter des Vereinsheims dar, die auch auf der Terrasse feiern möchten“, sagt Thorsten Henseler vom Bürgerverein. „Wir hoffen, dass dort zukünftig keine Schmierereien mehr aufgemalt werden.“ Denn dieser Ort zwischen Sporthalle und Bach, mit viel Baumbestand, ist auch bei Jugendlichen ein beliebter Rückzugsort. Doch Künstler Kess hat da keine Sorge. „Es gibt unter den Grafitikünstlern einen Ehrenkodex, dass nichts übermalt oder übersprüht wird, wo sich schon Kunst befindet“, sagt er und verweist auf seine langjährige Erfahrung. „In 35 Jahren ist mir das noch nie passiert.“ So lange macht er schon Wandmalerei. Ähnlich sieht es Henseler: „Für deren Tags braucht man einen unifarbenen Untergrund, und das ist hier nicht gegeben“, sagt er.

Kess nennt seine Kunst „Illusionsmalerei“, denn er versucht seinen Werken eine „Illusion der Tiefe“ zu geben und damit die Wand quasi verschwinden zu lassen. Kess ist pensionierter Beamter und hat sich das Malen selbst beigebracht. „Vor über 35 Jahren bin ich auf ein Bild von René Magritte, einem belgischen Surrealisten, gestoßen. Dieses Bild hat mich so fasziniert, dass ich angefangen habe zu malen“, erzählt er. Und irgendwann kam ihm die Idee, dass ein Garagentor eigentlich eine Fläche sei, die aussieht wie eine große Leinwand. Aus Garagentoren wurden Wände, aus der heimischen Bonner Umgebung wurde schnell mehr. Orte in Düsseldorf, Belgien, Frankreich hat er mit seinen Gemälden schon verschönert.

Von den Grafitikünstlern grenzt er sich aber ab. „Da gibt es viele sehr gute, doch die haben eine andere Technik. Die malen nicht, die arbeiten mit Sprühfarben“, sagt Kess. Er arbeitet mit Pinsel und Farbrolle und trägt die Farben nass in nass ineinander auf, was einen fließenden Übergang ergibt und tiefer in die Wand eindringt. Grafitikünstler würden hingegen nach Schablone sprühen. Kess macht zuerst ein Foto von der Wand für seine großen Bilder, speichert es in seinen Computer und arbeitet dies zu einem Entwurf aus. „Ich versuche das Gemälde schon im Computer entstehen zu lassen.“ So kam auch der Entwurf zustande, der den Arbeitskreis überzeugt hat. „Der Entwurf war schon sehr nahe an der Realität“, bestätigt Henseler. Eine gute Woche hat Kess für die Umsetzung seines Entwurfs zu einem Wandgemälde benötigt.

Zur offiziellen Fertigstellung sind nicht nur Vertreter der Vereine im Arbeitskreis erschienen, auch einige Geislarer Bürger haben es sich nicht nehmen lassen, einen ersten Blick auf das Kunstwerk werfen. Und sie haben nicht mit Lob und Anerkennung gespart. Lob richtet Henseler auch an die Stadt Bonn: „Die Zusammenarbeit mit dem Gebäudemanagement der Stadt klappte hervorragend.“ Denn vor der Bemalung habe die Stadt ihre Zustimmung zur Bemalung der Außenwand geben müssen.

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