Projekt Weltrettung in der Halle Beuel Künstler und Wissenschaftler machen Folgen des Klimawandel erlebbar

BEUEL · "Wo Kunst und Wissenschaft aufeinandertreffen, entstehen innovative Denkräume", definiert Anne Stone vom Theater Bonn. Und viele solcher innovativen Denkräume können Besucher am Samstag und Sonntag, 19./20. September, in der Halle Beuel erleben.

Nicht die moralische Keule wollen die Akteure schwingen: Die Besucher sollen nachdenklich und mit neuen Ideen nach Hause gehen.

Foto: Max Malsch

"Save the World II - Climate Change - ein Festival mit Künstlern und Experten" führt in sechs Stationen durch ansonsten nicht für die Öffentlichkeit zugängliche Werkstätten und Räume des Theaters. Dort forschen, werkeln, analysieren und konstruieren gemischte Teams aus Künstlern und Experten.

"Die Idee ist im vergangen Jahr entstanden", erzählt Stone. "Wir haben ja hier in Bonn eine Bündelung von UN und Nichtregierungs-organisationen, wie in keiner anderen Stadt in Deutschland. "Das nutzen wir, um als Künstler gemeinsam mit Experten, zum Beispiel Michael Kühn von der Welthungerhilfe, das Thema für ein breites Publikum aufzubereiten", so die Pressekoordinatorin des Festivals.

Die einzelnen Stationen setzen sich auf unterschiedliche Art und Weise mit den Auswirkungen des Klimawandels auseinander: Gleich zu Beginn bittet Gott als Apokalypse-Experte die Menschheit zum jüngsten Gericht, bevor ein Soundkünstler und ein Umweltökonom sich auf eine klimatheoretische Tour de Force begeben: Tausend Seiten wissenschaftlicher Fakten rund ums Klima haben die beiden auf 15 Minuten komprimiert.

Der erste Prototyp eines hocheffizienten CO2-Absorbers für jeden Haushalt wird vorgestellt, mit- hilfe von Powerpoint-Choreografien zeigen die Theaterleute und Klimaexperten, welche Auswirkungen der Klimawandel auf das geliebte Federvieh hat und mit 2000 Kilo Ziegelsteinen vergegenwärtigen zwei Experten, dass sich auch mit kleinen Handlungen Großes zur Rettung des Klimas erreichen lässt. "Endloses Wachstum ade!" heißt es dann am Schluss - eine Anspielung auf das berühmte Papier "Die Grenzen des Wachstums", mit dem der Club of Rome schon in den 1970er Jahren auf die Endlichkeit der irdischen Ressourcen hingewiesen hat.

"Es gibt täglich zwei Parcours-Durchläufe: Samstag und Sonntag kann man sich jeweils um 14 und 17 Uhr auf den Weg durch die Stationen machen", kündigt Stone an. Zum Auftakt des Festivals sind zwei namhafte "Weltretter" unterschiedlicher Generationen zu Gast in Beuel: Richard Kinley, der Mann der Ersten Stunde des Klimasekretariats der Vereinten Nationen, und der junge britische Umweltaktivist David Saddington. Er erreichte in einem persönliches Gespräch mit Tony Blair, dass das Thema Klimawandel als fester Inhalt auf dem Stundenplan britischer Schulen steht. Eigens für Bonn wird das britische Künstlerkollektiv Stan's Cafe eine neue Version seiner Reis-Installation erschaffen. Eine weitere Besonderheit im Zuge der Festivaleröffnung ist die erste Schauspiel-Premiere der Spielzeit 2015/16: Schöne neue Welt nach Aldous Huxley in der Regie von Gavin Quinn hat am 18. September um 20 Uhr Premiere.

Mit "Young Planet" und weiteren Aktionen bietet das Festival zudem ein umfangreiches, kostenloses Rahmenprogramm für die ganze Familie: Im Nähatelier "Goldstücke" kann man sein altes Lieblingskleidungsstück unter professioneller Anleitung auffrischen, und auf der Upcycling-Baustelle werden aus alten Tetrapaks neue Geldbörsen. Außerdem lädt die Klimarettungsbörse mit zahlreichen Verkaufs- und Infoständen zum Verweilen auf dem Außengelände ein.

Kurz gefragt

Michael Kühn verfügt über 15 Jahre internationaler Erfahrung im Projekt- und Programm-Management. Der alleinerziehende Vater kam 2007 zur Deutschen Welthungerhilfe, wo er sich mit Fragen von Nachhaltigkeit und Klimawandel beschäftigt.

Was ist Ihr Part bei dem Festival?

Michael Kühn: Wir arbeiten bei der Ausgestaltung des Projekts Hand in Hand - gemeinsam mit den Künstlern arbeite ich an dem 15-minütigen Theaterstück "Das jüngste Gericht", das wir an den Aufführungstagen insgesamt zwölf Mal wiederholen werden. Meine Hauptaufgabe sehe ich aber im Prinzip eher darin, im Hintergrund zu wirken.

Wie ist es zu der Zusammenarbeit gekommen?

Kühn: Interessanterweise hat uns das Theater Bonn bereits zum zweiten Mal angesprochen. Die Zusammenarbeit mit den Künstlern finde ich vor allem auch deshalb interessant, weil diese Darstellungsform neue Perspektiven zum Beispiel bei der Darstellung von Armutsbekämpfung eröffnet. Mich reizt der Ansatz, das einmal nicht in Form eines Vortrags vor Studenten, sondern in einem Theaterstück zu diskutieren.

Haben Sie ein Lieblingsprojekt?

Kühn: Ehrlich gesagt kenne ich die anderen Projekte noch gar nicht: Wir haben uns erst vor Kurzem zu einer ersten technischen Probe getroffen und ich bin sehr neugierig, wie es sich weiterentwickelt. Kurz vor dem Festival werden wir uns dann zu einer Generalprobe erneut zusammenfinden.