Kulturserie Beuel „Kultur ist kein Sahnehäubchen“

Der Verein Agora hat das Alte Rathaus zum Kulturzentrum gemacht. Für die Zukunft ist unter anderem ein Umbau angedacht.

 Clara Duncker (li.), die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Oberkasseler rathaus e.V. (AGORa), und Dominik Gassen, der Pressesprecher.

Clara Duncker (li.), die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Oberkasseler rathaus e.V. (AGORa), und Dominik Gassen, der Pressesprecher.

Foto: Rainer Schmidt

Wie oder warum ist die Agora entstanden?

Clara Duncker: Meine Kollegin Susanne Kress und ich, wir hatten die Idee, dass wir gemeinsam eine Schule für Kunst und Musik machen wollten. Unsere Programme ergänzen sich gut. Susanne hat als Künstlerin eine Malschule, ich leite die Musikschule „mut“ und wir suchten geeignete Räume. Als wir im Jahr 2013 erfuhren, dass das Rote Kreuz aus dem Alten Rathaus auszieht, haben wir uns auf die Socken gemacht, um hier einziehen zu können. Ende 2014 bekamen wir die Schlüssel für dieses Haus von der Stadt. Zuvor war bereits die Idee geboren, mit weiteren Kulturschaffenden aus verschiedenen Sparten zusammenzuarbeiten.

Dominik Gassen: Wenn man schon so ein Objekt mit einer historischen Bedeutung, immerhin war das Haus bis 1969 noch ein genutztes Rathaus, mitten im Ort hat, dann ist es wichtig, dass dieses Objekt für den Ort und seine Bewohner weiterhin zur Verfügung steht. Unser Ziel ist es, dass das Haus in bürgerlicher Hand bleibt.

Wo liegt denn ihr Einzugsgebiet?

Duncker: Wir sind hier am Rand zur ländlichen Region an einer interessanten Stelle und bieten Angebote sowohl für den Ort und die Stadt als auch für die Region. Wir haben ein großes Einzugsgebiet und stellen fest, dass die Leute bereit sind zu den Kursen und Veranstaltungen zu uns zu kommen.

Wie groß ist der Verein derzeit?

Duncker: Wir haben rund 50 Mitglieder.

Gassen: Der harte, aktive Kern, der sich um das Haus kümmert, das sind so zehn Personen. Es könnten jedoch noch einige Mitglieder und somit Förderer mehr sein.

Was bedeutet Kultur und Kunst für sie?

Duncker: Ich finde, dass Kultur und Kunst in unserer Gesellschaft kein Sahnehäubchen oben drauf sind, sondern dass sie eine total essenzielle Aufgabe haben und Anstöße für ein menschliches Leben liefern.

Wie schaut denn konkret ihr Konzept und ihr Angebot aus?

Duncker: Wir bieten für Veranstaltungen, Kurse und Workshops Räume für Kulturschaffende jeglicher Richtung. Dazu gehören regelmäßige Matinees mit klassischer Musik, Singer-Songwriter-Abende, Mitsingkonzerte. Zum vierten Mal fand die Veranstaltung „Chansons & Crêpes“ statt, eine literarisch-musikalische Soirée ist neu im Programm. Jazz-Veranstaltungen sind in Planung. Es gehört auch zu unserem Konzept, dass wir verschiedene Generationen ansprechen wollen.

Gassen: Hinzu kommen regelmäßige Ausstellungen. Wir füllen das Haus praktisch den ganzen Tag mit Leben. Nur die Idee, hier ein Trauzimmer einzurichten, die wir anfangs hatten, die konnte noch nicht realisiert werden.

Auf Ihrer Homepage steht, dass renoviert, ausgebaut, erweitert werden soll. Was bedeutet das?

Gassen: Das Haus ist in einem Zustand, der dem entspricht, wie es damals als Verwaltungsgebäude genutzt wurde. Die Nutzung als Begegnungszentrum ist natürlich etwas anderes, eine Nutzungsänderung, was für die bauliche Gestaltung Konsequenzen hat. Themen wie Brandschutz, Barrierefreiheit und Stellplätze kommen beispielsweise hoch. Wir haben uns Gedanken gemacht, was gemacht werden muss und was gut wäre zu machen. Daraus ist ein modulares Gesamtkonzept entstanden, das wir stückweise abarbeiten wollen.

Wie finanzieren Sie diesen Umbau?

Duncker: Wir haben Rücklagen gebildet. Für größere Investitionen werden wir entweder Fördermittel beantragen oder einen Kredit aufnehmen müssen. Bis Ende des Jahres, wenn wieder eine Mietvertragsverlängerung ansteht, will die Stadt von uns eine Planung sehen.

Haben Sie weitere Pläne für die nahe Zukunft?

Gassen: Der zweite Stock ist derzeit ungenutzt, er ist in einem desolaten Zustand und ist baurechtlich nicht durchdrungen. Wir würden ihn gerne nutzen, um weitere Angebote zu schaffen.

Duncker: Wie vorhin schon erwähnt, werden wir Jazz-Veranstaltungen in unser Programm aufnehmen. Regelmäßige Kinderkonzerte fände ich toll, auch die Angebote für Senioren könnten noch forciert werden.

Gassen: Wenn wir weiter wachsen wollen, dann brauchen wir auch mehr Vereinsmitglieder, die aktiv mitarbeiten und uns fördern. Aber das ist in jedem Verein so.

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