Sylva Harst stellt neues Buch vor Leben und Schicksal der Beueler Maler

Beuel · Sylva Harst hat mit 81 Jahren ein neues Buch veröffentlicht. Sie porträtiert darin 34 Künstler aus dem Stadtbezirk Beuel.

 Die Beuelerin Sylva Harst hat ein Buch über Maler im Stadtbezirk geschrieben.

Die Beuelerin Sylva Harst hat ein Buch über Maler im Stadtbezirk geschrieben.

Foto: Benjamin Westhoff

Ein Bild des Beueler Miniaturmalers Christian Sticher (1878-1951), der einst an der Combahnstraße wohnte, begleitet Sylva Harst schon ihr Leben lang. Entstanden ist es vermutlich 1926. Sticher hatte damals ihre Mutter und ihre Tante in jungen Jahren gezeichnet. „Es muss wirklich eine sehr schöne Arbeit gewesen sein“, erinnert sich die heute 81-jährige Beuelerin. Allerdings kennt sie nur eine Fotografie des Werks, das Original wurde offenbar in die Schweiz verkauft.

Die Erinnerung an dieses Bild war vor gut eineinhalb Jahren jedoch der Anlasse für Harst, sich intensiver mit Malern, die einen Bezug zu Beuel haben, zu beschäftigen. Nach und nach entdeckte sie immer mehr Dokumente und Informationen.

Entstanden ist ein Buch, das sich mit dem Leben und der Arbeit dieser Künstler beschäftigt. Jetzt präsentiert sie ihr Werk sowie einige Bilder und Fotografien bei einer Ausstellung im Beueler Rathaus. „Ich stelle Maler vor, die in Beuel geboren wurden, zeitweise hier gelebt oder hier eine Heimat gefunden haben“, erklärt sie im GA-Gespräch. „Um eine Ordnung in ,meine‘ Maler zu bringen, habe ich mich der Einfachheit halber nach dem jeweiligen Geburtsdatum gerichtet. Chronologie ist immer ein guter Leitfaden. Jedem Maler habe ich ein Bild zugeordnet. Bei der Wahl habe ich mich nicht immer von der charakteristischen Malweise leiten lassen, sondern eher den Bezug zu Beuel und Umgebung gesucht“, sagt sie.

Von Kindesbeinen an ist das Gemälde des Miniaturmalers Sticher, das ihre Mutter und ihrer Tante als hübsche junge Damen zeigt, zu ihrem Leben präsent. „Und plötzlich wusste ich, dass ich ein Buch über Beueler Maler schreiben wollte. Die Auswahl ist mir sehr schwergefallen, denn man glaubt gar nicht, wie viele Künstler einen Bezug zu Beuel haben“, erklärt sie. Am Ende haben es 34 von ihnen in ihr Buch „Maler in Beuel – Beueler Maler“ geschafft.

Ein Glücksfall war für die die Begegnung mit einem Bonner Kunstsammler. „Sein Fundus war für mich eine wahre Goldgrube“, erinnert sich die 81-Jährige. Von ihm bekam sie sehr viel Material, das sie für ihr Buch verwenden konnte. Bei anderen Künstlern war sie darauf angewiesen, im Internet nähere Hinweise zu recherchieren, denn Zeitzeugen oder Wegbegleiter gibt es kaum.

Den Bogen spannt Harst von der vergessenen Malergeneration bis hin zur Street-Art. „Das Leben der Künstler spiegelt deutsche Geschichte wider und gibt gleichzeitig einen Überblick über die regionale Entwicklung in der Kunstgeschichte. Die beeindruckenden menschlichen Schicksale lagen mir besonders am Herzen. Sie machen nachdenklich, begeistern, fordern Respekt und Bewunderung“, erklärt sie.

Wie beispielsweise das Schicksal des Geistlichen Ernst Moritz Roth. Während des Zweiten Weltkrieges war er Kaplan in Schwarzrheindorf. Er gehörte dem Widerstand an und bezog in seinen Predigten deutlich Position gegen das Nazi-Regime. Schließlich blieb ihm nichts anderes übrig, als zu fliehen. In Windeck wurde er in einem Keller versteckt.

Allerdings wurde das Haus bei einem Bombenangriff schwer getroffen und alle Bewohner getötet. Vor und während seiner Zeit als Priester war er auch künstlerisch tätig. 1966 wurde mit einer Ausstellung im Beueler Rathaus an sein Leben und seine Arbeit erinnert. „Ich habe das Originalplakat zu dieser Ausstellung“, erzählt Harst. „Das werde ich natürlich bei der neuen Präsentation ebenfalls zeigen.“

Zur Riege der Beueler Maler zählt auch Alexander Jokisch, der 1953 im rechtrheinischen Bonn geboren wurde und der unter anderem für seine Kachelbilder berühmt ist. „Wenn man sich mit dem Thema beschäftigt, dann gibt es so viele ganz unterschiedliche Maler, die einen Bezug zu Beuel haben. Nicht alle konnte ich in meinem Buch erwähnen“, berichtet die Autorin im GA-Gespräch.

Ein neues Terrain in ihrem Leben

Mit ihrer Arbeit über Beueler Maler betritt Harst ein neues Terrain in ihrem Leben. Sie wurde 1941 in Beuel geboren, wuchs hier auf und lebt auch heute noch im Stadtbezirk. Sie arbeitete als Fremdsprachenkorrespondentin, Personalfachwirtin und Geschäftsführerin eines Vereins, der technische Hilfen für behinderte Kinder entwickelte. Später studierte sie Vergleichende Religionswissenschaft, Christliche Archäologie und die Wissenschaft vom christlichen Orient und promovierte zum Thema „Der Kuss in den Religionen der Alten Welt“.

Auch wenn ihr Buch über die Beueler Maler in Rekordzeit entstanden ist, gibt es schon erste Überlegungen für ein neues Werk. „Darin werde ich mich mit den Doppelkirchen in Deutschland beschäftigen. Schließlich haben wir hier ein wunderbares Exemplar direkt vor der Haustür“, sagt sie.

Das Buch „Maler in Beuel – Beueler Maler“ (Kid Verlag, erscheint am 7. Oktober, ISBN 978-3-949979-06-4, 284 Seiten, 28 Euro) wird im bei einer gleichlautenden Ausstellung am Freitag, 7. Oktober, ab 18 Uhr im Rathaussaal in Beuel präsentiert. Professor Dieter Ronte wird in die Ausstellung einführen. Sie kann bis zum 13. Oktober täglich von 11 bis 16 Uhr besichtigt werden. Am 13. Oktober ist für 15 Uhr eine Lesung geplant.

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