Dawn Kings „Das Tribunal“ Literaturkurs des Ernst-Kalkuhl-Gymnasiums führt Stück über Klima-Dystopie auf
Beuel · Der Literaturkurs des Ernst-Kalkuhl-Gymnasiums führt Dawn Kings provokantes Theaterstück „Das Tribunal“ auf. Seitdem achten die Schülerinnen und Schüler teilweise selbst auf mehr Klimaschutz.
Wie sich wohl die Erwachsenen im Publikum fühlen werden, wenn der Literaturkurs des Ernst-Kalkuhl-Gymnasiums (EKG) sein neues Theaterstück aufführt? In „Das Tribunal“, das die britische Autorin Dawn King letztes Jahr geschrieben hat, klagen Jugendliche in einer dystopischen Welt nach dem Klimakollaps mehrere Erwachsene an, die ihrer Meinung nach nicht genug für die Rettung der Umwelt getan haben. Und das zielt natürlich genau auf die Generation, die dann zuschauen wird.
„Hoffentlich ist dann keiner nachtragend“, meint Carla (16) bei der Probe. Sie spielt Ren, eine neutrale Figur, die Schwierigkeiten hat, sich einer Seite zuzuordnen. „Ich stehe definitiv hinter dem Stück. Das soll ein Wake-up-Call für alle Generationen sein. Denn es wird schon immer realer.“ Über die Wirkung auf die Zuschauer hatte auch Lehrerin Julia Jenal mit ihren Schülern gesprochen, als sie ihnen das Stück vorstellte. „Dass das provokativ ist, ist denen bewusst.“ Das habe aber nicht dazu geführt, dass sie das Stück abgelehnt hätten. Einige waren auch mit ihrer Lehrerin nach Düsseldorf gefahren, um sich die dortige Aufführung anzuschauen und sich inspirieren zu lassen.
Drei Erwachsene vor dem Tribunal
Drei Erwachsene müssen sich vor dem Jugend-Tribunal rechtfertigen, und sie werden auch von Erwachsenen gespielt. Die Jugendlichen sind in zwei Lager aufgeteilt: Zu den gemäßigten gehört Mia, gespielt von Nelli (16), die schon an diversen Schultheaterprojekten beteiligt war und entsprechend viel Erfahrung mitbringt. „Mia hat eine klare Meinung, dass man die Menschen nicht verurteilen kann“, sagt sie. Sprich, einzelne Privatleute dürften nicht für das große Klimachaos verantwortlich gemacht werden. Das führt im Stück zu einer Auseinandersetzung mit den Hardlinern.
Zu denen gehört Noah, den Peter (16) spielt. „Meine Figur möchte jemanden verurteilen.“ Denn Noahs Eltern sind Opfer der Klimakatastrophe geworden. „Mir fällt es leicht, in die Rolle reinzukommen“, sagt er. „Grundsätzlich kann ich das verstehen. Es ist ja nicht so abwegig, dass irgendwann in naher Zukunft solche Schäden entstehen.“
Schülerinnen und Schüler denken mehr über ihr eigenes Verhalten in der Klimakrise nach
Das führe schon dazu, dass er auch über sein eigenes Verhalten nachdenke, so Peter. „Ich merke bei mir selber: Eigentlich könnte ich mehr machen. Das fällt mir in vielen Punkten schwer.“ Immerhin reise er viel mit dem Zug. „Ich bin noch nie in den Urlaub geflogen.“ Bei den anderen ist es ähnlich: Nelli fährt möglichst immer mit dem Fahrrad zur Schule, kauft bevorzugt regionale Produkte, interessiert sich für erneuerbare Energie. Ihr ist klar, dass sich viele das alles nicht leisten können. „Die Gemeinschaft soll andere unterstützen“, meint sie. Die Anklage gegen die älteren Generationen im Stück macht sie sich nicht leicht. „Ich sehe meine Eltern als Vorbild.“
Auch Carla fährt mit dem Rad, so oft es geht, und muss nicht ständig die neuesten Sachen haben. „Ich habe mein Handy schon viele Jahre. Und ich achte darauf, dass ich viel Secondhand kaufe.“ Auf die Aufführung freut sie sich, aber sie ist auch etwas nervös, sagt sie: Alle hätten viel Arbeit und Zeit hineingesteckt. „Ich will, dass es gut wird.“
Das Stück „Das Tribunal“ führt der Literaturkurs am 15. und 16. Mai jeweils ab 20 Uhr im Speisesaal des EKG, Königswinterer Straße 534, auf. Der Eintritt kostet 5 Euro, Tickets können über die Homepage www.kalkuhl.de reserviert oder an der Abendkasse gekauft werden.
