Nach vorzeitigem Ende des Green-Juice-Festivals in Vilich Macher hätten nicht abschalten müssen - Stadt bedauert "Missverständnis"

Bonn · Es war das letzte Lied, das Itchy Poopzkid auf der Bühne des Green-Juice-Festivals am Samstag spielten. Und obwohl eine Sondergenehmigung für laute Musik bis 23 Uhr vorlag, ließ ein Mitarbeiter des Ordnungsamts den vielen Tausend Feiernden bereits zehn Minuten früher die Musik abdrehen. Wann meinen Sie dazu?

"Ein Missverständnis", wie das Bonner Presseamt am Montag erklärte. Was passiert war: Gegen 22.30 Uhr gingen bei der Polizei nach deren Angaben "mehrere Anrufe aus umliegenden Stadtteilen" wegen zu lauter Musik ein. Die Leitstelle wandte sich an Green-Juice-Veranstalter Julian Reininger, der daraufhin die Lautstärke drosselte und einige Lautsprecher sogar abschaltete.

"Damit haben wir an einigen Messpunkten außerhalb des Geländes immer noch die Grenze von 45 Dezibel überschritten", erklärte Johannes Klockenbring von Forisk Entertainment. Doch diese Dezibelgrenze, auf die sich später das Bonner Ordnungsamt berufen sollte, war falsch.

In der Sondergenehmigung hatte man nämlich 55 Dezibel festgehalten. Als der Mitarbeiter des Stadtordnungsdienstes auf dem Festivalgelände erschien, forderte er nach einiger Diskussion, die Musik ganz abzuschalten. Klärung hätte es durch ein Vorzeigen der Sondergenehmigung geben können. "Aber das ging alles so schnell, dass wir nicht reagieren konnten", sagte Klockenbring.

Um einem eventuellen Rechtsstreit zu entgehen, fügten sich die Veranstalter der amtlichen Anordnung. Am Montag bat die Stadt in einer Pressemitteilung um Entschuldigung: "Wir bedauern sehr, dass dieses schöne Festival [...] so geendet hat", sagte Günter Dick, stellvertretender Leiter der Bürgerdienste Bonn.

Und so beschäftigt das Lärmthema die Bonner munter weiter. Nach dem vorläufigen Aus der Klangwelle auf dem Münsterplatz wegen Anwohnerbeschwerden gaben auch die Veranstalter des Weinfestes, zumindest in Teilen, klein bei: "Wir haben in diesem Jahr auf ein musikalisches Bühnenprogramm verzichtet", sagte Daniela Hammer, Sprecherin der Winzergemeinschaft Bonn.

Die Stadt hatte nach dem Klangwellen-Aus dieses Jahr erstmals ein Lärmprognosegutachten von den Winzern verlangt.

"Das war uns aber zu teuer", so Hammer. Statt dessen stellte man Lautsprecher auf, über die Musik zu hören war. "Gegen 22.15 Uhr kam dann das Ordnungsamt, um die Lautstärke zu messen. Doch die Geräuschkulisse der Besucher bis 24 Uhr war lauter als die Musik", sagte Hammer. "Im Prinzip können wir uns diese Hintergrundmusik also ganz schenken. Die Stadt muss aufpassen, dass sie nicht an Attraktivität verliert", gibt Hammer zu bedenken.

Dass Veranstalter von Bühnenshows auch in anderen Städten an akustische Obergrenzen stoßen, weiß Bonn-olé-Geschäftsführer Markus Krampe, der mit seiner Veranstaltung in der ganzen Region unterwegs ist, nur zu gut.

Für die Show in der Rheinaue am Samstag treten als Topact "Scooter" ("Hyper, hyper") auf, so Krampe - "und zwar ab 23 Uhr". Um diese Zeit gelte ausnahmsweise eine Obergrenze von 55 Dezibel, gemessen an der nächstgelegenen Wohnbebauung, so Marc Hoffmann, Vizesprecher der Stadt. Krampe dazu: "Wir haben Lärmschutzexperten, die diese Werte permanent kontrollieren."

Was sagen Sie zum Lärmschutz in Bonn? Diskutieren Sie mit uns.

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