Beueler Nähcafé Mr. & Mrs. Makaber-vergnüglicher Friedhofsspaziergang

BEUEL · "48 Friedhöfe oder wo man in Bonn sonst noch tot seine kann" war der Titel einer makaber-vergnüglichen Reise am Samstagabend: Es war ein "eigenwilliges Thema", das Rainer Selmann den Gästen im ausverkauften Nähcafé Mr. & Mrs. nahebrachte, und eigenwillig begann auch sein Vortrag.

Rainer Selmann referierte über Bonner Friedhöfe.

Rainer Selmann referierte über Bonner Friedhöfe.

Foto: Barbara Frommann

Genau gesagt mit dem Grabstein der Familie Eigenwillig auf dem Neuen Duisdorfer Friedhof. Der macht seinem Namen alle Ehre, weil er außer dem Familiennamen keine weitere Inschrift trägt. Mit viel Detailkenntnis und einer spürbaren Begeisterung für die zahlreichen skurrilen Geschichten rund um die Bonner Gräber entführte Selmann sein Publikum am Vorabend des Totensonntags in das Reich der Toten. Wer zum Beispiel angesichts des Ölfässchens am Grab von Carl Friedrich Baunscheidt an die aus Gruselfilmen sattsam bekannten quietschenden Grufttüren oder knarrenden Grabplatten dachte, lag vollkommen daneben: Der 1873 verstorbene und in Endenich begrabene Erfinder litt unter starker Gicht. Nach dem Stich einer Mücke - die sich als zweite Darstellung übrigens ebenfalls an seinem Grabmal befindet - konnte er seine durch die Krankheit gelähmte Hand wieder bewegen.

Angeregt durch diesen Vorfall erfand Baunscheidt daraufhin ein nach ihm benanntes alternativmedizinisches Heilverfahren: Beim Baunscheidtieren wird mittels kleiner Instrumente, die er "Lebenswecker" nannte, die Haut perforiert und anschließend anstelle des Mückengiftes ein ätherisches Öl aufgetragen. Die Wirksamkeit der Methode ist wissenschaftlich nicht erwiesen, aber Baunscheidt hat sie weder in medizinischer noch in wirtschaftlicher Hinsicht geschadet. "40 kommunale und 8 konfessionelle Friedhöfe gibt es in Bonn, die Ruhefristen reichen von 15 bis zu 40 Jahren in Holzlar." Neben den unzähligen Anekdoten vermittelte Selmann seinem Publikum immer auch die Fakten im Hintergrund, gab ganz nebenbei auch einen kleinen Einblick in die verschiedensten Bestattungsmethoden.

Im weiteren ging es an dem Abend noch um Möchtegern-Direktoren, jüdische Cowboys, größenwahnsinnige Uhrmacher oder verunglückte Bestatter. Wer die Kuriositäten, Fehler und merkwürdigen Symbole auf den Bonner Friedhöfen ebenfalls entdecken möchte, hat erst im nächsten Jahr wieder Gelegenheit dazu, Selmanns Vortrag zu hören. Wer allerdings mehr über den Beueler Friedhof erfahren möchte, kann dies bereits am kommenden Samstag im Rahmen eines Spaziergangs tun. Infos dazu gibt es unter kultnews-kultnews.blogspot.com.

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