Streit um Spiegelzelt in Pützchen Malentes Theater Palast droht die Insolvenz

Pützchen · Malentes Theater Palast befürchtet Spielverbot und Insolvenz, wenn die Stadt Bonn keine Genehmigung für das Spiegelzelt erteilt. Die Stadt erwidert, dass es keine genehmigungsfähigen Planunterlagen gibt. Vor allem der Brandschutz bleibt ein Problem.

Die Direktoren von Malentes Theater Plast, Knut Vanmarcke (links), Dirk Vossberg-Vanmarcke (Mitte) und ihr Pressesprecher Thomas Lenz begrüßen die Gäste zur Kundgebung in Pützchen.

Die Direktoren von Malentes Theater Plast, Knut Vanmarcke (links), Dirk Vossberg-Vanmarcke (Mitte) und ihr Pressesprecher Thomas Lenz begrüßen die Gäste zur Kundgebung in Pützchen.

Foto: Holger Willcke

Die Stimmung in Malentes Theater Palast ist angespannt bis verzweifelt. Bei der Kundgebung der Theaterdirektion am Dienstag in Pützchen merkten die knapp 100 Sympathisanten, dass es für Knut Vanmarcke und Dirk Vossberg-Vanmarcke um die Existenz geht.

Dass die Stadt Bonn die neue Spielstätte in der Lagerhalle des Beueler Schaustellers Hubert Markmann bislang wegen erheblicher Brandschutzbedenken nicht genehmigt hat, trifft das Ensemble nach eigener Aussage hart und unerwartet. „Wir sind bis zuletzt davon ausgegangen, dass unsere Gespräche mit der Stadt Bonn ein positives Ergebnis haben werden“, sagte Dirk Vossberg-Vanmarcke. Die beiden Entertainer gehen aktuell davon aus, dass der seit Monaten feststehende Premierentermin am Samstag, 16. September, verschoben werden muss oder schlimmstenfalls gar nicht stattfinden wird.

„Stadt schiebt uns einen Riegel vor“

Knut Vanmarcke sagte zum Abschluss der Pressekonferenz: „In Bonn haben wir unseren Traum verwirklicht und Menschen begeistert. Jetzt schiebt die Stadt uns einen Riegel vor die Tür. Wenn wir keine Spielgenehmigung erhalten, droht uns die Insolvenz.“ Ehemann Dirk Vossberg-Vanmarcke hat noch einen kleinen Funken Hoffnung und ergänzte unter Tränen: „Ich setze auf die Professionalität der Stadt Bonn. Wir wollen nur Theater spielen – mehr nicht. Ich hoffe, dass die Tür nicht für immer zu ist.“ Unter Applaus und Aufmunterungsrufen verschwanden die Theaterdirektoren in der Lagerhalle, wo das Spiegelzelt seit Wochen aufgebaut steht.

Zuvor berichtete vor allem Malente-Pressesprecher Thomas Lenz ausführlich über die Entwicklung des Genehmigungsstreits zwischen dem Theater und der Stadt Bonn. Zehn Monate zähen Verhandelns mit immer wechselnden Aussichten liegen laut Lenz hinter der Theaterleitung.

Berufsfeuerwehr spielt laut Malente nicht mit

Dabei habe man immer den Eindruck gehabt, dass das städtische Bauordnungsamt eine Genehmigung für den Spielbetrieb für möglich gehalten habe. Die Bonner Berufsfeuerwehr hingegen habe auf die Vorstellungen und Einlassungen der Theaterleitung zumeist ablehnend reagiert. Nach Ansicht von Lenz baut die Stadt einen „wahnsinnigen Popanz“ auf: „Wir wollen keine Genehmigung für ein Atomendlager, sondern nur für den Theaterbetrieb in Pützchen.“ Das habe man schließlich vier Jahre lang am Hochkreuz mit Erfolg geschafft.

Die Theaterleitung wirft der Stadt Bonn vor, nur vom grünen Tisch aus zu entscheiden und nicht einmal vor Ort in Pützchen gewesen zu sein. Vossberg-Vanmarcke: „Wenn die OB, der Stadtdirektor oder jemand anders aus der Verwaltung nur einmal zu uns ins Spiegelzelt gekommen wären, hätte ich alle ihre Bedenken entkräften können.“

„Wir machen keine Stimmung gegen die Stadt“

Detailliert zählte das Malente-Team alle Maßnahmen und Vorschläge seitens seines Architekten und Brandschutzbeauftragten auf. Aber alle Eingaben seien von der Stadt als nicht genehmigungsfähig abgelehnt worden. Und weil die Stadt Ende vergangener Woche das private Richtfest in Pützchen untersagt habe, sehe man sich jetzt veranlasst, an die Öffentlichkeit zu gehen.

„Wir machen keine Stimmung gegen die Stadt Bonn, weil wir konstruktiv und partnerschaftlich mit der Verwaltung zusammenarbeiten wollen, aber wir wollen durch unseren Vorstoß Schaden vom Theater und von der Stadt fernhalten“, sagte Lenz. Vossberg-Vanmarcke befand: „Die Stadt klammert sich an Vorschriften und Paragrafen und will uns die Genehmigung einfach nicht erteilen.“ Bei dem Spitzengespräch im Stadthaus habe die Oberbürgermeisterin ihnen klipp und klar zu verstehen gegeben, dass das Vorhaben nicht genehmigungsfähig sei. Die Malentes fordern jetzt ein politisches Signal, das die Verwaltung ermutigen könnte, die Spielgenehmigung zu erteilen.

Klageweg und Bürgerbegehren dauern zu lange

Der Klageweg oder ein Aufruf zu einem Bürgerbegehren könnten laut Lenz zu einem positiven Ende führen. Aber beide Wege dauerten zu lang. Zwei Jahre ohne Einnahmen könne das Unternehmen wirtschaftlich nicht überstehen.

Die Stadt Bonn begründete am Dienstag ihre ablehnende Haltung schriftlich. Ordnungsdezernent Stadtdirektor Wolfgang Fuchs: „Wir sehen das Vorhaben grundsätzlich positiv und unterstützen es gerne. Aber ohne ein Konzept, das die geltenden Vorgaben und Bestimmungen erfüllt, können wir keine Baugenehmigung erteilen. Hier geht es um die Sicherheit der Besucher*innen sowie des Personals!“

Aktuell ist der Brandschutz aus Sicht der Stadt nicht gewährleistet. Mit dem historischen Spiegelzelt solle ein als „fliegender Bau“ konzipiertes Gebäude, das eigentlich zum Betrieb im Freien konstruiert und genehmigt sei, in einer Industriehalle aufgestellt und mit Aufführungen für bis zu 200 Personen betrieben werden.

Diese Kombination würde beispielsweise im Falle eines Brandes sowohl die Rettung von Personen als auch die Löscharbeiten durch die Feuerwehr in der vorgesehenen Form nicht ermöglichen, so die Stadt. Mit entscheidend dafür sei, dass weder das Tragwerk der umgebenden Halle noch das des Zeltes einem Feuer ausreichend Widerstand biete.

Stadt: Umbau für Brandschutz erforderlich

Nur mit einem baulichen und anlagentechnischen Aufwand, wie zum Beispiel der Installation einer Brandmelde-, Rauchabzugs- und Löschanlagentechnik, könnten die brandschutztechnischen Schutzziele, Brandschutzbestimmungen und baurechtlichen Vorgaben für diese „Raum-in-Raum-Situation“ erfüllt werden, heißt es in der Pressemitteilung der Stadt. „Darauf wurden die Antragsteller seit der Bauvoranfrage zu Beginn des Jahres 2022 wiederholt hingewiesen. Erstmals wurden Ende Februar 2022 erhebliche Bedenken formuliert“, schreibt Fuchs.

In der Folge sei die Problematik ausgiebig in persönlichen Gesprächsrunden unter Beteiligung der Bauaufsicht, der Feuerwehr, der Planer und der Betreiber erörtert worden. „Unter anderem bei einem Ortstermin im Theater Palast Anfang April 2022 am damaligen Standort an der B9 bestätigten sich die Bedenken. Ein weiterer Ortstermin in der Halle in Pützchen war bisher nicht erforderlich, da die Lagerhalle der Stadtverwaltung hinreichend bekannt ist“, schreibt die Stadt Bonn.

Übergangsstandort im Freien?

Der aktuelle Vorschlag der Antragsteller, den Spielbetrieb bis zur Umsetzung der brandschutztechnischen Maßnahmen übergangsweise durch den Einsatz von Brandsicherheitswachen zu kompensieren, kommt nach Beurteilung der Stadt zum aktuellen Zeitpunkt ebenfalls nicht in Betracht. Denn unter anderem liege aufgrund des fehlenden, genehmigungsfähigen Brandschutzkonzeptes noch keine Zieldefinition als Grundlage für die Bewertung einer solchen Brandsicherheitswache vor.

„Die Stadtverwaltung setzt die Gespräche mit Malentes Theater Palast fort und unterstützt – wenn gewünscht – bei der Suche nach alternativen Übergangsstandorten im Freien“, so Fuchs.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort