Serie: Kirchen und ihre Schätze Marienstatue ist das Schmuckstück in St. Maria Königin

VILICH-MÜLDORF · Voller Symbolik ist die Kirche St. Maria Königin in Vilich-Müldorf. Der Zweckbau ist, wie viele Häuser in der Umgebung, in rotem Backstein gemauert. Der rechteckige, nahezu quadratische Grundriss ist ohne Schnörkel von Stefan Leuer entworfen worden.

 Außenansicht: Die Kirche St. Maria Königin in Vilich-Müldorf.

Außenansicht: Die Kirche St. Maria Königin in Vilich-Müldorf.

Foto: Max Malsch

Leuer hatte einen ähnlichen Baustil bereits in der zweiten Hälfte der 50er Jahre für St. Josef in Siegburg (1955) und Heilig Geist auf dem Venusberg (1956/57) angewandt. Doch St. Maria Königin, erbaut 1961/62, soll noch konsequenter auf das Nötigste reduziert worden sein. Von außen erweckt diese Kirche den Eindruck eines großen Zeltes, frei nach dem Bibelwort, dass Gott in einem Zelt unter den Menschen weile.

Pfarrvikar Michael Dörr weist in der Kirche auf viele kleine, für den christlichen Glauben symbolische Details hin. 13 Fenster über dem Altar, der seit der Renovierung im Jahr 1983 nicht mehr an der Stirnwand steht, sondern im Chor platziert wurde, stehen für zwölf Apostel und Christus. Die zehn Fenster in der Eingangswand symbolisieren die Zehn Gebote. "Wer rausgeht, der soll mit den Zehn Geboten leben", erläutert Dörr. Die Verglasungen sind in den liturgischen Farben des Kirchenjahrs gehalten: Weiß, Orange, Violett und Grün. Sogar das Altarkreuz ist mit passender Symbolik gestaltet. "Zehn Bergkristalle stehen auch hier für die Zehn Gebote", sagt Vikar Dörr. Ein in das Holz eingearbeitetes Fischgrätenmuster steht als Symbol für die ersten Christen und das Medaillon im Zentrum verweist auf Christus.

"Man denkt zuerst, die Kirche ist ganz einfach, ganz schlicht. Doch plötzlich hat sie sehr viel äußere Symbolik, die darin versteckt liegt." Vikar Dörr weist auf eine weitere Besonderheit hin. Ist die Kirche sehr schlicht gehalten, so scheint die Gestaltung des Altars, des Taufsteins, des Tabernakels und der Kanzel geradezu wuchtig und verschwenderisch in Marmor oder Granit erbaut worden zu sein. Dem ist nicht so, denn dieser Eindruck täuscht. Wuchtig ja, aber statt Marmor wurde hier Kunststein einer Kölner Firma genutzt, der nach gekonnter Behandlung edler aussieht, als er ist. "Fake" würde man heutzutage dazu sagen. In diesem Fall erlaubter "Fake", denn es kommt hierbei nur auf den äußeren Eindruck an. Und der ist beeindruckend.

Doch die Kirche muss man nicht nur als Zelt betrachten, sondern man kann sie auch als Scheune sehen, erläutert Michael Dörr eine andere Sichtweise. "Das ist wie ein Stall und passt besonders gut zur Weihnachtszeit und zur Krippe."

Mit den Worten "Ein Schatz ist ja nicht immer etwas, was pekuniär wertvoll ist" leitet Pfarrvikar Michael Dörr auf den Stolz, den Schatz dieser Kirche hin: die Marienfigur. Diese ist eine wunderschöne Holzschnitzerei. Doch den wahren Schatz macht seiner Meinung nach aus, dass die Menschen dieser Gemeinde nicht nur den Kauf finanziert haben, sondern auch heute noch immer Kerzen aufstellen. "Die Frauen haben diese Figur bei Leopold in Bonn gesehen und gesagt, die ist uns. Sie haben die Figur mit Pfennigsbeträgen abbezahlt". Auch der Blumenschmuck, der diese Statue schmückt, wird heute noch allein von der Donnerstagskollekte angeschafft.

Die Kirche hieß von Anfang an St. Maria Königin, was auch dem Zeitgeist der 50er und 60er Jahre geschuldet ist. Doch bei Fertigstellung der Kirche gab es diese Marienfigur noch nicht. Weil jedoch eine Kirche mit diesem Namen nicht ohne eine Marienfigur sein darf, wurde die Statue kurz nach der Einweihung der Kirche von der Kirchengemeinde angeschafft. Stand die Kirche bei der Erbauung am Rande des Dorfes, so steht sie heute fast mittendrin.

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