Beratungen über Kultur-Quartier Handwerk, Handel und Kultur sollen in Beueler Markthallen einziehen

Bonn · Es ist wieder Leben in den Beueler Markthallen. Die Investoren wollen eine Mischung aus Handwerk, Handel und Kultur schaffen. Dabei sollen auch die Bürger das Quartier mitentwickeln.

Die Investoren um Klaus Gerwing wollen die Markhallen in Beuel weiterentwickeln.

Die Investoren um Klaus Gerwing wollen die Markhallen in Beuel weiterentwickeln.

Foto: Meike Böschemeyer/MEIKE BOESCHEMEYER

Es ist noch gar nicht so lange her, da standen die Markthallen in Bonn-Beuel vor dem Aus. Fragt man nun den neuen Eigentümer Klaus Gerwing, ist davon keine Rede mehr, im Gegenteil. „Wir haben noch Flächen vermietet und die Auslastung gesteigert“, erzählt er. Demnächst wollen Stadt und Politik darüber beraten, inwiefern die Markthallen und benachbarte Grundstücke zu einem Kultur-Quartier werden können. Es gibt aber noch andere Pläne für die Hallen.

Von seinem Büro aus hat Klaus Gerwing die Markthalle genau im Blick. Die rote Backsteinfassade, die Marktschänke, die Parkplätze davor. Und trotzdem sieht er nicht viel. „Ab 5 Uhr morgens geht es hier richtig los“, erzählt Gerwing. Dann fahren Laster im ständigen Wechsel rein und raus, die Händler fangen an zu handeln. Um 9 Uhr ist der Ansturm dann wieder vorbei, es wird ruhig in der Markthalle. Gerwing hätte das gerne anders.

Er und sein Bruder Thomas haben das Areal für 1,2 Millionen Euro gekauft. Aus den Plänen von Bonnorange, dort einen Wertstoffhof zu errichten, wurde dadurch nichts.

Das Duo will die Markthallen erhalten: Elektrik und Brandmeldeanlage wurden saniert, Räume umgestaltet und sogar eine Schleuse für das Kühlhaus wurde eingebaut, damit die Kühlkette beim Transport nicht unterbrochen wird. Vier neue Mieter sind hinzugekommen, Flächen wurden auf Wunsch neu sortiert.

Mit einer Nutzungsänderung soll das Angebot um ein Zentrum für Handwerker erweitert werden.

Mit einer Nutzungsänderung soll das Angebot um ein Zentrum für Handwerker erweitert werden.

Foto: Meike Böschemeyer/MEIKE BOESCHEMEYER

An den alten Mietverträgen werde auch in der neu gegründeten GmbH nicht gerüttelt. Das Geld sieht Gerwing als gut angelegt an – mit Bedingungen. „Die Entwicklung des gesamten Quartiers wird sich nur dann rentieren, wenn wir den Autobahnanschluss realisieren“, sagt er.

Für ihn ist die Wunschvorstellung eine Mischung aus Handwerk, Handel und Kultur. Das Pantheon, das direkt neben der Markthalle liegt, würde für Publikumsverkehr sorgen. An den Markthallen ließe sich dann Gastronomie etablieren. „Bei größeren Veranstaltungen könnten die Besucher natürlich auch hier parken.“

Der dritte Aspekt sei eine Nutzungsänderung: Bislang dürfen die Markthallen nur für den Markt genutzt werden. Gerwing könnte sich aber auch vorstellen, ein Zentrum für Handwerker zu etablieren. „Keine Geschäfte, sondern Büroräume für die Verwaltung und angrenzende Lagerfläche.“ Nicht vor den Toren der Stadt, sondern möglichst zentral. „Denn Handwerker wie wir gehören dahin, wo der Dienst erbracht wird.“

Was aus diesen Pläne wird, ist allerdings ungewiss. Zwar gab es vor einigen Monaten Gespräche mit der Bonner und der Beueler Politik, an denen auch Händler und Unternehmer beteiligt waren. Heraus kamen bisher aber keine Fakten. So hat das Dortmunder Planungsbüro Plan lokal im Juni 2019 seine Arbeit aufgenommen.

Die Ergebnisse hält die Stadt noch unter Verschluss, in der Bezirksvertretung Beuel soll am 16. Juni davon berichtet werden. „Dem wollen wir nicht vorgreifen“, sagt Markus Schmitz vom Bonner Presseamt. Ziel ist es laut Beschluss, ein integriertes städtebauliches Entwicklungskonzept anzustoßen. Ein abschließender Bericht soll dem Stadtrat nach der Kommunalwahl vorgelegt werden.

Bis dahin will man viele Gespräche mit allen Beteiligten führen, Haushalte befragen und Workshop mit Gewerbetreibenden und der Verwaltung starten. „Ausgehend von der erfassten Ist-Situation wurden die Handlungsfelder Kreativ-Cluster, Kultur-Cluster, öffentlicher Raum, verkehrliche Erschließung sowie eine verbesserungsbedürftige Erreichbarkeit und Wegebeziehung, das Themenfeld Gewerbe und Gewerbeumfeld sowie Wohnen zur Aufwertung und Verbesserung identifiziert“, heißt es. Hierzu seien „die Teilräume rund um die Tapetenfabrik, das Theatergelände, die Siegburger Straße und den Bahnhof Beuel als Ankunftsraum in das Quartier identifiziert“ worden.

Darüber sollen auch die Bürger diskutieren können, ein öffentliches Forum ist in der Sommerpause geplant. Dabei sollen der aktuelle Arbeitsstand und die bisher erfolgten Arbeitsschritte vorgestellt sowie das Leitbild und Schwerpunkte der zukünftigen Quartiersentwicklung mit den möglichen Maßnahmen östlich des Beueler Bahnhofs zur Diskussion vorgestellt werden. Zusätzlich werde eine umfassende Online-Beteiligung auf der städtischen Beteiligungsplattform www.bonn-macht-mit.de die Diskussion begleiten.

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