Pützchens Markt Marktschüler haben Kirmesferien

PÜTZCHEN · In Beuel leben 363 Schüler, die fast eine Woche mehr schulfrei haben als alle anderen. Die Kinder der Marktschule haben sozusagen Kirmesferien. Immer dann, wenn sich auf Pützchens Markt die Karussells drehen, dürfen die Grundschüler von freitags bis mittwochs zu Hause bleiben. Grund: Ihre Schule verwandelt sich für die Dauer des Jahrmarkts in eine Sonder-Einsatzzentrale für Polizei, Feuerwehr und Hilfskräfte.

 Die Schüler gehen in die Kirmesferien, die Feuerwehr kommt zum Dienstantritt.

Die Schüler gehen in die Kirmesferien, die Feuerwehr kommt zum Dienstantritt.

Foto: Max Malsch

"Pützchens Markt bedeutet für die Kinder und uns Eltern immer Ausnahmezustand. Wenn ich Familie oder Freunden, die nicht in Bonn wohnen, erzähle, dass wir aufgrund einer Kirmes vor der Schule fast eine Woche keinen Unterricht haben, sind viele doch sehr erstaunt. Wer aber sieht, was dann hier abgeht, der kann nachvollziehen, dass das nicht möglich ist", erklärte Annette Bona, Vorsitzende der Schulpflegschaft an der GGS Marktschule.

Für die Kinder sei es spannend zu sehen, wie die Kirmes von Tag zu Tag wächst, und die Vorfreude auf die "Wilde Maus" oder die "Südseewellen" nehme zu. "Allerdings wird die Verkehrssituation an der Schule gerade in den letzten Tagen vor der Eröffnung wirklich kritisch", sagte Annette Bona.

Der Aufbau der Fahrgeschäfte führe zu massiven Behinderungen. Zum Beispiel wenn ein Lastwagen den Bürgersteig und damit den Schulweg blockiere. "Oder wenn Eltern, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen, kaum einen Halteplatz für ihr Fahrzeug finden und die Kinder zwischen Anhängern oder Bauteilen aus dem Auto lassen müssen. Da wird die Fahrt zur Schule schnell zum Spießrutenlauf", so die Schülermutter.

Ein Kuriosum gab es 2011: Der Einschulungstag für die Erstklässler sollte auf den Eröffnungstag von Pützchens Markt fallen. Das wäre sowohl vom Sicherheitsaspekt als auch von der Atmosphäre an diesem bedeutenden Tag unmöglich gewesen. "Zum Glück hat die Bezirksregierung Köln damals zugestimmt, dass die Marktschule die Einschulung eine Woche später als die anderen Bonner Grundschulen durchführen konnte", so Bona.

Berufstätige Eltern kommen während der Tage betreuungsmäßig zum Glück nicht in Bredouille, wenn ihre Kinder in die OGS gehen: Die bietet während der Festtage eine ganztätige Betreuung "weit weg" vom Marktgelände auf dem Spielplatz am Finkenweg an.

Das Lehrerkollegium ist ebenfalls nicht glücklich über die Situation. "Die Schüler kommen gerade aus den Sommerferien, haben ein paar Tage Schule und dann schon wieder eine knappe Woche unterrichtsfrei. Das kann zu Motivationsproblemen bei den Kindern führen", erklärte Schulleiterin Sabine Brögger.

Zusätzliche Ferientage erhält die Marktschule wegen der "Kirmespause" allerdings nicht. "Wir investieren zwei sogenannte bewegliche Ferientage und hängen direkt im Anschluss den Tag für unsere Pädagogische Konferenz dran. Dadurch haben die Schüler von montags bis mittwochs frei. Am Kirmesfreitag besteht Unterrichtspflicht." Allerdings werden dann außerschulische Lernorte besucht. Brögger: "Wir leben mit der Kirmes und freuen uns auf sie. Das Riesenrad ist Teil unseres Schullogos."

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