Entlaufene Hündin gefangen Marnie hat jetzt einen sicheren Platz

Beuel · Scheue Podenco-Hündin war sieben Monate auf der Flucht und ist vom Verein in Beuel gefasst worden.

 Marnie liegt viel auf ihrem Kissen und beobachtet das Geschehen um sie herum.

Marnie liegt viel auf ihrem Kissen und beobachtet das Geschehen um sie herum.

Foto: Anna-Lena Lotter

Großes Aufatmen: Marnie, die scheue Podenco-Hündin, die vor rund sieben Monaten im Sauerland ausbüxte und seitdem unterwegs war, ist vom Verein Hundeherzen-Apariv in der Beueler Rheinaue gefangen worden. Seit Karneval narrte die gewiefte, aber immer scheuer werdende Hündin die Vereinsmitglieder in Bonn und viele Tierschützer, die versuchten, Marnie zu fangen.

Vergangenen Sonntag gelang es dem Verein und der zweiten Vorsitzenden Anna-Lena Lotter, mit Hilfe eines Tierexperten aus Norddeutschland den Hund mittels eines Betäubungsschusses zu fassen. "Mir ist ein Riesenstein vom Herzen gefallen", erzählte die Jurastudentin aus Beuel.

Viele Leser und Hundebesitzer hatten in den vergangenen Wochen Anteil genommen, waren den Plakat-Aufrufen Lotters gefolgt und hatten jede Sichtung der Hündin gemeldet. Marnie war im vergangenen Herbst über den Verein aus Spanien ins Sauerland direkt an neue Besitzer vermittelt worden.

Dort hatte sich die scheue Hündin schon nach drei Tagen - am 19. November - aus dem Halsband winden können. Seitdem war der Verein der Hündin auf ihrer Flucht gefolgt. Die folgenden Einfangversuche machten Marnie scheuer und laut Lotter auch schlauer.

Kurios war bald der Kurs der Hündin auf Beuel, wo Lotter wohnt. Lotter selbst hatte Marnie zwar in Spanien betreut und selbst den neuen Besitzern übergeben, Marnie war aber nie zuvor in Bonn gewesen. Als die Hündin im Januar in Beuel auftauchte, glaubte der Verein zunächst an einen Zufall. Als Marnie sich dann jedoch sogar in der Nähe Lotters immer wieder zeigte und in Beuel blieb, schien es, als hätte die Hündin Lotters Nähe gesucht.

Dennoch: Fangen ließ sie sich auch nicht von ihr. "Sie hatte ja kein Halsband oder Geschirr, wo man sie hätte packen können", so Lotter. Zu viele Fangversuche, auch mit Spezialnetzen, Ködern und Suchhunden, waren gescheitert. Auch unerfreuliche Auseinandersetzungen mit der Familie, an die Marnie vermittelt worden war, erschwerten die Suche.

Schließlich konnte Lotter in den vergangenen Wochen das Gebiet der Hündin, die sich zwischen Meindorf, dem Ennert und Oberkassel bewegte, eingrenzen und nach vielen stundenlangen Spaziergängen in der Beueler Rheinaue sogar mit Bratwurst Kontakt zum Hund aufnehmen.

Als die Hündin ein festes Bewegungsmuster zeigte und regelmäßig ihre für sie eingerichteten Futterstellen aufsuchte, bestellte der Verein den Experten ein, der regelmäßig für Zoos und Tierparks Tiere mit einem Betäubungsgewehr fasst. Dazu brauchte der Verein die Genehmigung des Ordnungs- und Veterinäramtes und eine Schießerlaubnis der Polizei im Gebiet der Beueler Rheinaue.

Als die Aktion anlief, der Experte auf der Lauer lag, ließ sich Marnie erst mal ein paar Tage nicht zu ihrer gewohnten Zeiten blicken. Die Aktion drohte wieder zu scheitern, außerdem stiegen die Kosten mit jedem Tag, den der Tierfänger in Bonn vergeblich auf seinen Einsatz wartete.

Und: Die befristete Schießgenehmigung lief Montag aus. "Wir haben Schichten eingelegt und waren rund um die Uhr in der Rheinaue", so Lotter. Am Samstagmorgen meldete ein Radfahrer um 6.15 Uhr, dass er Marnie in der Beueler Rheinaue gesehen hat. "Um 7 Uhr hatten wir sie", so Lotter. Der Experte hatte die Hündin mit dem Betäubungspfeil getroffen, sie lief noch einige hundert Meter und fiel dann um. Sie wurde gleich versorgt und mit einem Sicherheitsgeschirr samt Leine und Halsband ausgestattet.

Und wie geht es Marnie jetzt? "Es ist unglaublich, aber sie ist ruhig, sehr anhänglich und nicht panisch." Trotz der Monate draußen sei die Hündin in gutem Zustand. Dennoch wird es für Marnie, bis vor wenigen Tagen ein Straßenhund, eine große Umstellung werden. Von einer erneuten Vermittlung ist derzeit keine Rede.

Marnie gehört wieder dem Verein und bleibt vorerst bei Lotter und ihren Hunden, an die sie sich langsam gewöhnt. "Marnie folgt mir im Haus, lässt sich ab und zu streicheln. Auch das Geschirr duldet sie problemlos." Sie frisst und geht in den eingezäunten Garten.

"Sollte alles passen und auch der Verein zustimmen, darf Marnie auch bei mir bleiben." Lotter hofft, durch viel Zeit und Geduld das Vertrauen des Hundes wieder gewinnen und sie behutsam an ein Leben als Haustier gewöhnen zu können. Zeit hat die Jurastudentin derzeit noch. In vier Monaten steht ihr mündliche Examen an, für das sie zu Hause lernt. Lotter: "Ohne Sicherheitsgeschirr und Leine wird Marnie jedenfalls nicht mehr unterwegs sein."

Was bleibt, sind viele Suchplakate entlang des Rheins, die der Verein in den nächsten Tagen entfernt, und jede Menge Kosten, die der Tierfänger und die gesamte Aktion bisher verschlungen haben - aber auch die Konsequenz, solch scheue Hunde nicht mehr direkt zu vermitteln.

Infos: Wer dem Verein helfen möchte, kann spenden an: Hundeherzen-Apariv e.V., Volksbank Dreieich, IBAN DE52505922000004797183, BIC GENODE 51DRE, www.hundeherzen-apariv.de

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