Schnäppchenmarkt (SPM) in Pützchen Michael Wolf über die Veränderungen beim Arbeitslosenprojekt

PÜTZCHEN · Das 20. Jahr seines Bestehens war nicht das einfachste für den Schnäppchenmarkt (SPM) in Pützchen. Das Arbeitslosenprojekt ist auf Sachspenden angewiesen, die aber zunehmend von den Besitzern im Internet verkauft werden. Im Interview berichtet Projektleiter Michael Wolf (46) über die Veränderungen und Herausforderungen.

 Der Herr der Schnäppchen: Michael Wolf leitet das Arbeitslosenprojekt seit 1998.

Der Herr der Schnäppchen: Michael Wolf leitet das Arbeitslosenprojekt seit 1998.

Foto: Max Malsch

Wie hat sich das Arbeitslosenprojekt "Schnäppchenmarkt" in den 20 Jahren entwickelt?
Michael Wolf:
Bei der Gründung 1993 hatten wir eine ganz andere Arbeitsmarktpolitik und Arbeitslose eine größere Lobby als heute. Deshalb gab es auch mehr öffentliche Gelder. Zwischenzeitlich haben hier als Festangestellte und dank verschiedener Beschäftigungsmaßnahmen gleichzeitig bis zu 120 Leute gearbeitet.

Und heute?
Wolf: Müssen Jobcenter und unser Träger, die Diakonischen Wirtschaftsbetriebe Bad Godesberg, sparen. Für uns bedeutet das gekürzte Förderungen und dass wir durch den Verkauf unserer Waren mehr Erlöse erzielen müssen. Früher standen die Einnahmen weniger im Mittelpunkt.

Auf wie viel Personal können Sie noch zurückgreifen?
Wolf: Neben einer Reihe von Festangestellten bietet der SPM derzeit 40 Stellen für sogenannte 1-Euro-Jobber an, die wir durchschnittlich sechs Monate, maximal aber ein Jahr beschäftigen können. Daher passen wir auch die Öffnungszeiten an und haben samstags geschlossen. Zumal sich der Samstag zuletzt kaum noch rentiert hat.

In welchen Bereichen sind die Arbeitslosen aktiv?
Wolf: Wir haben die Warenverarbeitung mit Verkauf und Lager sowie den Werkstattbereich. Hier liegt der Schwerpunkt auf Holzarbeiten. Alle sorgen gemeinsam dafür, dass wir die Sachspenden in ansprechender Form in der 2000 Quadratmeter großen Halle präsentieren können.

Wer sind Ihre Kunden, wer Ihre Spender?
Wolf:
Unsere Kunden sind zumeist sozial schwächere Menschen. Spender sind Privatleute, die sich neue Möbel gekauft haben und die alten loswerden wollen. Oder Leute, die sich um den Nachlass eines Verstorbenen kümmern. Wir holen die Artikel kostenlos ab. Grundsätzlich ist die Spendenbereitschaft in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis klasse.

Das klingt nach einem "aber". . .
Wolf: Aber die Qualität der Spenden hat nachgelassen. Viele müssen auf den Euro gucken, deshalb versuchen sie, ihre Kleidung, Bücher, Möbel oder Porzellan im Internet zu verkaufen. Trotz allem ist der Fortbestand unserer Einrichtung weiterhin auf die große Spendenbereitschaft der Bürger angewiesen.

Wie viel zahlt man bei Ihnen für was?
Wolf: Wir testen seit November ein neues System. Ein Kilo Bücher kosten jetzt einen Euro. Jedes Kleidungsstück 1,99 Euro. Außerdem haben wir feste Preise auf Möbel, aber regelmäßig Rabattaktionen.

Wie viele Menschen sind durch den Einsatz bei Ihnen auf dem Ersten Arbeitsmarkt gelandet?
Wolf: Nicht so viele wie wir gewollt hätten. Ich spreche aber auch lieber vom Maßnahmenerfolg. Vielleicht haben wir jemanden auch einfach wieder unter Menschen gebracht, ihm Selbstbewusstsein und eine feste Tagesstruktur gegeben. Das ist auch wichtig.

Info

Weitere Infos zum Schnäppchenmarkt, Am Weidenbach 28, gibt es unter 0228/3827260 und -261. Bis 31. Dezember ist montags bis freitags von 9 bis 18.30 Uhr geöffnet, ab Januar von 10 bis 18 Uhr.

Zur Person

Michael Wolf wurde am 28. August 1967 in Bonn geboren. Er absolvierte eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann. 1993 kam er als stellvertretender Projektleiter zum Schnäppchen-Markt, Ende 1998 übernahm er ganz. Der dreifache Vater ist geschieden. In seiner Freizeit ist er als "Geißbockfanatiker" Fan des 1. FC Köln und schaut gerne Filme.

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