Jugendliche an der Werkbank Mit Hammer und Stechbeitel

Beuel · Über den Hof der Tapetenfabrik schallt lautes Hämmern und Bohren. In der Werkstatt höhlen einige Kinder schon fleißig Holzscheite mit Hammer und Stechbeitel aus. Ein Projekt von "abenteuer lernen.

Schützlinge im Teamwork ein Holzscheit spalten.

Schützlinge im Teamwork ein Holzscheit spalten.

Foto: Max Malsch

Ein Mädchen nagelt Holzbretter zu einem Vogelhaus zusammen. Hinten befestigen zwei Jungs mit Schrauben ein Rad an einem großen Holzbrett. Beim Holzkursus des Vereins „abenteuer lernen“ können Kinder und Jugendliche an acht Terminen verschiedene Techniken der Holzverarbeitung vom Schreinern bis zur Holzbildhauerei kennenlernen.

„Unser Ziel ist es, Kinder zu stärken. Dafür möchten wir einen Raum bieten, in dem sie selbst etwas gestalten oder Neues entdecken und auch mal scheitern können“, sagt Erika Luck-Haller, Geschäftsführerin des Vereins.

Der bietet seit 2004 Kurse und andere Projekte für Kinder und Jugendliche in den Bereichen Handwerk und Kunst sowie Naturwissenschaften an. In den Kursen sind alle willkommen.

So wurde auch die Werkstatt barrierefrei gebaut. Spezielle Werkbänke, die in der Höhe verstellt werden können und leicht zu bedienen sind, ermöglichen auch Kindern mit Handicap, an den Kursen teilzunehmen.

„Inklusion ist für uns selbstverständlich. Hier treffen die unterschiedlichsten Menschen aufeinander. Diese Vielfalt ist sehr bereichernd“, sagt Luck-Haller. „Der Kurs ist für alle offen. Schließlich liegt es in der Natur des Menschen, kreativ zu arbeiten“, sagt Wilfried Schneider, der den Holzkurs seit sechs Jahren leitet.

Gerade Holz sei ein sehr leichtes Material, um Werkzeuge und Werkstoff von Grund auf kennenzulernen. Das Lernen funktioniere natürlich bei jedem Kind anders. Aber bei maximal acht Teilnehmern könne sich jeder individuell entwickeln.

Ein Kurs geht meistens über mehrere Wochen. Das fördert Teamarbeit und Zusammenhalt in der Gruppe. „Und es geht eben nicht um die kurzzeitige Bespaßung, sondern die eigenständige Entwicklung der Kinder“, sagt Luck-Haller. Der Kurs kann sogar bei der beruflichen Orientierung helfen. Schneider erzählt von Philipp, der nach dem Holzkurs ein Praktikum bei einem Schreiner absolviert hat.

Der 13-jährigen Diana gefällt besonders das „Rumhämmern und Austoben“. Gina, die neben ihr an der Werkbank steht, höhlt gerade eine Schale aus einem Scheit aus, um ein Gefühl für das Material Holz zu bekommen.

Die 14-Jährige ist zum ersten Mal dabei und hat nach den ersten anderthalb Stunden schon etwas Muskelkater. Da kommt die kleine Pause gerade recht. Die Nachwuchsschreiner essen zusammen Eis, unterhalten sich über die Osterferien und das Phantasialand.

Doch auch Holz ist wieder Thema. Simon überlegt mit Mira Haller, die den Kurs zusammen mit Schneider leitet, wie er die Lenkung an seinem Roller befestigen könnte. Vergangenes Jahr hat der 13-Jährige schon eine Seifenkiste gebaut.

„Für mich ist das Arbeiten mit Holz schon zum Hobby geworden.“ Neben dem Spaßfaktor sieht Wilfried Schneider besonders in der Eigenständigkeit den Wert des Kurses: „Die Kinder lernen durch ihr eigenes Tun. Das steigert die Motivation.“

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