Aus tiefer Kehle gegen die Katastrophen-Nachrichten Mitsingkonzert im Bonner Brückenforum

Beuel · Katrin Höpker singt im Brückenforum gemeinsam mit 550 Menschen. Seit bald zehn Jahren kommt ihr Publikum mit dem festen Vorsatz, die Veranstaltung nach zwei bis drei Stunden wieder glücklich zu verlassen.

„Ganz im Vertrauen“, sagt Jan (40) aus Wachtberg, „Frau Höpker gelingt hier für 13 Euro, was mein Therapeut auch für das Hundertfache nicht schafft.“ Jan ist nicht der einzige unter den etwa 550 Fans, die der Vorsängerin Katrin Höpker von Konzert zu Konzert hinterherreisen.

Am Donnerstagabend war die Westfälin mit Wohnort Köln im Brückenforum zu Gast und schon das erste Lied, das sie auf dem Keyboard anspielte und dessen Text hinter ihr auf der Leinwand erschien, traf die Erwartung von Tanja und Anke aus Gummersbach und bestätigte auch Claudia aus Troisdorf, die vor der Show wusste, dass Höpker meistens mit Reinhard Meys „Über den Wolken“ ihre Show beginnt. „Aber dann weiß man nie, was kommt“, sagte sie und behielt recht.

Wie in einem Befreiungsritual klang es dann aus den etwa gleich verteilten jungen und alten Kehlen „…muss die Freiheit wohl grenzenlos sein. Alle Ängste, alle Sorgen sagt man, blieben darunter verborgen und dann…“, so, als hätte man an diesem Wochentag auch nichts Anderes gewollt, als einfach alle Sorgen des Alltags durch Singen hinter sich zu lassen.

„Ich weiß“, sagte Höpker, „dass die Leute alle unwahrscheinlich viel Musik im Kopf haben.“ Gerade die Älteren könnten unendlich viele Lieder abrufen, „die haben sogar noch die B-Seiten vieler Hits im Kopf“, lacht Höpker, „und ich bring sie zurück an die Plätze ihrer eigenen musikalischen Jugend.“

Jedes Konzert ist anders

„Wer einen Abend mit Frau Höpker verbringt, wird mit guter Laune belohnt und beschwingt nach Hause gehen“, ist in den Ankündigungen zu Höpkers Mitsing-Abenden zu lesen, die sie nach eigenem Bekunden erfunden hat. Selten, dass eine Werbebotschaft so unmittelbar greift, wie in dem Moment, wo Katrin Höpker die Bühne betritt und die Sangesbereiten ihr zujubeln.

Seit bald zehn Jahren kommt ihr Publikum mit dem festen Vorsatz, die Veranstaltung nach zwei bis drei Stunden wieder glücklich zu verlassen. Erst wenn Abbas „Thank You For The Music“ erklingt, oder besser, selber gesungen wird, weiß man, dass der Abend zu Ende geht. Man gönnt sich zusammen noch zwei drei Zugaben und verlässt dann glücklich und dankbar den Saal.

Davor hatte Höpker aus ihrem unerschöpflichen Fundus an Liedern aktuelle Hits mit Jazz und Swing, mit Volksliedern und Medleys gemixt. Zum Mitsingen sind Titel von Umberto Tozzi oder Joe Cocker genauso gefragt, wie die von Udo Jürgens oder Howard Carpendale. Höpker macht es sichtlich Freude, den Erwartungen ihrer Fans gerecht zu werden.

„Kein Konzert ist wie das andere“, sagt sie, „ich gestalte jeden Abend individuell auf die Stimmung der Leute. Dabei sehe ich genau, was sie brauchen, wenn in den Nachrichten die Katastrophenmeldungen überhandnehmen.“

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