Vergewaltigung in der Siegaue Mögliche Spur zum Vergewaltiger

Bonn · Nach der brutalen Vergewaltigung einer 23-Jährigen haben die Ermittler vier Decken gefunden, die dem Täter gehören könnten. Die Opfer sind mittlerweile wieder zurück in Süddeutschland.

Auf der Suche nach dem Vergewaltiger aus der Siegaue hat die Polizei am Mittwoch Fotos von vier Decken veröffentlicht, die Beamte in der Nacht zum Sonntag am Tatort gefunden haben. Eine davon lag wenige Meter vom Zelt des überfallenen Pärchens entfernt, die anderen etwas weiter weg. Nach dem aktuellen Ermittlungsstand könnten sie dem Täter zuzuordnen sein, wie Polizeisprecher Robert Scholten mitteilte. Die beiden Opfer haben offenbar ausgesagt, dass die erste Decke noch nicht am Fundort lag, nachdem sie ihr Zelt aufgeschlagen hatten.

Die 23-Jährige und ihr 26-jähriger Freund, beide Studenten aus Baden-Württemberg, hatten sich nach GA-Informationen in der Region mit Freunden getroffen. Am Samstagabend entschlossen sie sich wohl spontan, mit dem Zelt zu zweit auf einer Wiese in der Siegaue zu übernachten – im Dreieck zwischen Bergheimer Siegfähre, Autobahn 565 und Landstraße 269. Gegen 0.30 Uhr bedrohte der als dunkelhäutig beschriebene Täter das Pärchen mit einem machetenähnlichen Messer, zwang die Frau, aus dem Zelt zu kommen und vergewaltigte sie. Dann flüchtete er in Richtung Rhein.

Auch eine Gruppe junger Leute, die unweit des Tatortes gefeiert hatte, berichtete der Polizei inzwischen von einer kurzen Begegnung mit einem dunkelhäutigen Mann. Nach der Veröffentlichung eines Phantombildes sind bei der zehnköpfigen Ermittlungsgruppe der Polizei bis Mittwochabend rund 160 Hinweise eingegangen. Die Ermittler überprüften einen Mann in Hessen und einen in Bonn, konnten aber beide als Täter ausschließen, wie Scholten berichtete. Die Beamten haben DNA–Spuren des Vergewaltigers gesichert, deren Qualität vom Landeskriminalamt als gut eingestuft worden ist – was den Abgleich mit der DNA von möglichen Verdächtigen erleichtert.

Das Vergewaltigungsopfer und sein Freund sind am Montag zurück in ihre Heimat gereist, nachdem sie von Opferschutzspezialisten der Bonner Polizei betreut worden waren. Was in den beiden vorgehen mag, lässt sich selbst für Experten nur erahnen. Die Bonner Beratungsstelle gegen sexualisierte Gewalt hat in ihrer über 30-jährigen Tätigkeit schon viele Opfer nach Vergewaltigungen und Missbrauch eng begleitet und beraten. „Bei diesem Fall handelt es sich aber um ein besonders brutales Verbrechen“, sagte Conny Schulte von der Beratungsstelle.

Aus ihrer Sicht haben sich die junge Frau und ihr Freund angesichts der massiven Bedrohung durch den bewaffneten Angreifer in einer extremen Ausnahmesituation befunden. Es mache sie wütend und fassungslos, wenn sie im Internet die Kommentare einiger Menschen lese, die dem Mann vorwerfen, er hätte seine Freundin beschützen müssen. „Es ist nicht angebracht, das Verhalten der Opfer zu bewerten“, betonte sie. Beide seien einer traumatisierenden Situation ausgesetzt gewesen. „Wir wissen, dass das Verhalten der Menschen in Ausnahmesituationen nicht planbar ist.“

Hätte der Mann eingegriffen und seine Freundin wäre umgebracht worden, hätte er ebenso schwere Vorwürfe geerntet. Schulte erlebt allerdings oft, dass nach solchen Taten immer wieder das Opferverhalten bewertet werde und nicht die Tat selbst im Fokus stehe. „Das hat zur Folge, dass sich die Opfer zurückziehen und keine Hilfe mehr annehmen, weil sie sich auch selbst die Schuld geben.“

Damit es soweit erst gar nicht komme, gebe es eine Vielzahl an Unterstützungs- und Beratungsangeboten, sagte Schulte. In der Regel versuchen nach einer Anzeige die Opferschutzbeauftragten der Polizei mit den Opfern ein für sie individuell passendes Angebot zu finden. „Ein solches schreckliches Erlebnis verarbeitet ja jeder anders“, hat Schulte in ihrer langjährigen Tätigkeit im Bereich des Opferschutzes erfahren.

Die Beratungsstelle bietet laut Schulte Opfern von Vergewaltigungen und deren Angehörigen kostenlos und auf Wunsch auch anonym Beratung, Krisenhilfe und vielfache Unterstützung durch erfahrene Therapeutinnen an. Dies sei auch ohne Anzeige möglich. Auch psychosoziale Begleitung im Gerichtsverfahren werde von geschulten Begleiterinnen ermöglicht.

Den Täter beschreiben die Opfer als etwa 1,80 Meter groß, dunkelhäutig und von schmaler Statur. Er soll 20 bis 30 Jahre alt sein und gebrochen Englisch gesprochen haben. Zur Tatzeit trug er eine helle Jeans sowie eine kurze Sommerjacke.

Hinweise zu dem Gesuchten nehmen die Ermittler unter 0228/150 entgegen.

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