Weiberfastnacht in Beuel Naschwerk macht die Bio-Boys schwach

Beuel · Wäscherprinzessin Ann-Kathrin I. macht schon vor Beginn ihres Zugs klar, dass man sich an diesem Tag die Suche nach dem Haar in der Suppe sparen kann. "Es gibt kein Aber", ist sie überzeugt. Recht hat sie: Wieder mal sind die Kerle ausgetrickst worden, triumphierend zeigt Ihre Lieblichkeit der Menge vom Balkon aus den Schlüssel zum Rathaus.

 "Dat alles bess Du": Die Wäscherprinzessin singt mit Geburtstagskind Winnie Lombardo von Schäng.

"Dat alles bess Du": Die Wäscherprinzessin singt mit Geburtstagskind Winnie Lombardo von Schäng.

Foto: Max Malsch

Etwas weniger lieblich ist dabei ihre Stimme, eher - vom vielen Karneval feiern - reichlich rau und heiser. Macht nichts. "Die Männer müssen jetzt auf die Möbel aufpassen", sagt sie. Dass alle Frauen auf dem dicht besetzten Rathausvorplatz jubeln, ist selbstverständlich.

Dabei bringt die 190. Weiberfastnacht eigentlich eine eher fragwürdige Botschaft unters Volk. Beim Sturm sollen doch tatsächlich Schokolade und Zuckerwatte gesundes Bio-Gemüse vertreiben. Kein Wunder, dass die Marktschreier Jemöse-Jürgen, Prumme-Werner, Jurke-Juido und Ölechs-Ralef auf der Balustrade voll Leidenschaft für gesunde Genüsse plädieren und sämtlichen Versuchungen der anrückenden Frauen entsagen wollen.

Bei den Vieren vom Beueler After-Baustellen-Bio-Wochenmarkt handelt es sich um Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch, Bezirksbürgermeister Werner Rambow sowie seine Stellvertreter Guido Déus und Ralf Laubenthal - echte Sprücheklopfer, wobei vor allem der OB hier und da mit seinen Gesundheitstipps knapp unter die Gürtellinie rutscht, dabei den Witz und Humor aber nie aus den Augen verliert. "Zucker ist ganz ungesund, macht nur die Männerbäuche rund", blafft Jemöse-Jürgen. "Meine Frau hat mir eine Diät verordnet", sagt Jurke-Juido. Ach Jungs, denken sich die Moderatorinnen Silvia Kluth und Martina Déus: "Ist die Figur erst ruiniert, lebt's sich frei und ungeniert." Also, am wichtigsten sei es ja, ein gutes Herz zu haben.

Die Wiever merken schnell, mit Wortgeplänkel kommen sie nicht weit. Da rücken dann auch endlich die Wäscherprinzessin und Obermöhn Ina Harder an. Ann-Kathrin I. singt fröhlich mit der Band Schäng und versucht, die Printemänner im Rathaus mit der "süßesten und schärfsten Versuchung, seit es Frauen gibt" zu locken. Im Angebot haben sie Riesenzuckerwatte sowie Nikoläuse, Osterhasen und Schornsteinfeger aus Schokolade.

"So lädiert, wie ihr ausseht, kommt ihr in die Biotonne. Dann werdet ihr entsorgt", schmäht Ina Harder die Verteidiger. Die versuchen es noch einmal mit ihrer Geheimwaffe, wollen die Bühne in Schutt und Asche legen - nichts passiert. "Wo sind die Batterien?", brüllt einer. "Ich brauche keine, ich laufe auch so", entgegnet die Obermöhn schlagfertig.

Und dann wird der OB doch noch schwach: "Ich möchte wissen, ob der Zucker fair gehandelt ist und aus der Region stammt." Harder: "Ja, nachhaltig. Besonders nachhaltig ist das Bützchen der Prinzessin. Das wirst du niemals vergessen." Schwups, sind die Marktleute auf der Leiter, klettern nach unten. "Nö, jedes Johr datselve", sagt Jemöse-Jürgen und resigniert. Die vier Bio-Boys aalen sich in den kalorienreichen Leckereien, derweil schwebt die Wäscherprinzessin in einem Kamellekorb auf den Balkon - ihr Siegerpodest. Doch im Karneval gibt es keine wirklichen Verlierer. Am Ende schunkeln alle zusammen.

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