Naturschutz Wie grün ist die Beueler Innenstadt?
Beuel · In Bonn-Beuel gibt es immer mehr blühende Biotope. Eine Rundfahrt zu Insektenparadiesen, die zeigen, wie viel Potenzial für Natur in Innenstädten vorhanden ist.
Es blüht und summt und durftet – an einigen Stellen in Beuel nicht nur in den Gärten. Der Frühling legt sich zum Beispiel auch auf der Blühfläche vor der katholischen Kirche Sankt Josef ins Zeug. Es sieht ja außerdem schön aus, was einige engagierte Beueler, darunter Dietrich Kolk als „Blühbotschafter“ der Initiative Bonn im Wandel, vor zwei Jahren dort angelegt haben.
Ziel war die Begrünung der Baumscheibe vor dem Hauptportal der Kirche, die sich ihm zufolge dafür vor allem deshalb gut eignete, weil sie mit einem kleinen Mäuerchen umrandet ist. So war da die Hemmschwelle größer, sie zu betreten oder ein Fahrrad dort am Baum abzustellen, was vor allem in der Anwachsphase wichtig war.
Die richtige Blühmischung
Jetzt, anderthalb Jahre später, kann man das Ergebnis begutachten, wofür Kolk mit der Biologin Monika Hachtel von der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft eine Radtour durch den Stadtbezirk anberaumten, an der einige Beueler teilnahmen.
Ihnen zeigten die beiden, was auf Flächen in der Öffentlichkeit möglich ist, um die Bestäuber glücklich zu machen. Dafür musste nur die richtige Blühmischung ausgewählt werden. Kolks Wahl fiel damals auf die Veithöchheimer Bienenweide, eine Mischung aus ein- und mehrjährigen Blumen, und die hat inzwischen einen bunten Mix an Blüten hervorgebracht: Neben bekannten Arten wie Klatschmohn und Kornblume, die fast jeder gleich zuordnen kann, wachsen die Traubenhyazinthe – „die wird durch Ameisen verbreitet“, so Kolk – die Luzerne, ein Schmetterlingsblütler, der Stickstoff bindet, der Rotklee, die gelbe Färberkamille, heimische Lichtnelkenarten und vieles mehr.
An der evangelischen Versöhnungskirche an der Neustraße wächst dieselbe Mischung direkt am Gehweg, aber dort ein wenig üppiger. Dort ist mehr Schatten und die Blumen müssen sich das Wasser nicht mit einem Baum teilen.
Die Teilnehmer fanden zwischen den genannten Blumen auch Waldmeister, Mutterkraut, Schwarzkümmel und Jakobs-Greiskraut. Letzteres sei zu Unrecht wegen leberschädigender Stoffe verpönt, sagte Hachtel: „Man müsste schon mehrere Kilo davon essen, damit es diese Wirkung hat.“ Diese heimische Pflanze werde von 17 Insektenarten angeflogen und der Hype darum stark übertrieben.
Die Hoffnung nicht aufgeben
Vor der katholischen Kirche hätte Kolk gerne auch die anderen Baumscheiben bepflanzt, und er gibt die Hoffnung noch nicht auf. Dass es nicht immer klappt mit den Blühflächen, sahen die Radler in Vilich. Bei Sankt Peter ist eine Aussaat nicht angewachsen, wegen „mangelnder Vorbereitung“, so Kolk. Dann fuhren sie noch weiter nach Vilich-Müldorf, wo die LEG schon vor Jahren an einem ihrer Wohnprojekte eine Blühwiese angelegt hat, die von der Stadt regelmäßig gemäht wurde. Kolk und Hachtel zeigten, dass sich trotzdem viele kleine Blühpflanzen darin gehalten haben.
Die Beispiele zeigen, dass es auch in innerstädtischen Bereichen noch viel Blühflächenpotenzial gibt – und dass man auch auf kleinem Raum schon einiges schaffen kann, woran sich Insekten erfreuen. Wer wissen möchte, wie das richtig geht, kann an einem der „Blühbotschafter*innen“-Workshops teilnehmen, die Bonn im Wandel zusammen mit der Biostation seit diesem Jahr anbietet. Das wird vom Landschaftsverband Rheinland bis Ende 2024 gefördert.
Infos auf www.bonnimwandel.de und www.biostation-bonn-rheinerft.de.