Einen Künstler aus der Vergessenheit holen Neue Ausstellung über den Bonner Bildhauer Pitt Müller

Barbara Brockmeier beschäftigt sich mit dem Bonner Bildhauer Pitt Müller, dem Fabrikanten der berühmten „Pitt-Lampen“. Über die Recherche für die neue Ausstelung sprach sie im Interview.

 Die Bronzearbeit von Pitt Müller stammt von 1962. Dies ist eins der Werke, die Barbara Brockmeier in Vilich zeigt.

Die Bronzearbeit von Pitt Müller stammt von 1962. Dies ist eins der Werke, die Barbara Brockmeier in Vilich zeigt.

Foto: Susanne Träupmann

Denn in nur wenigen Publikationen wird Müllers künstlerische Leistung erwähnt. Ein großer Teil seines Nachlasses ist verschollen. Nicht wenige Werke befinden sich in Privatbesitz. Mühevoll hat Brockmeier denn auch Objekte und Gegenstände zusammengetragen und stellt sie nun aus.

Wie kam es zu der Beschäftigung mit Pitt Müller?

Barbara Brockmeier: Vor neun Jahren zogen mein Mann und ich mit der Familie nach Bonn und kauften den Eschenhof. Da weckte ein Monogramm auf der Wand eines Treppenabgangs meine Neugierde. Durch Gespräche mit den Nachbarn erfuhren wir von der Kunstschule und ihrem Leiter, der mit seinem Erscheinungsbild und Lebenswandel so gar nicht in das eher dörflich biedere Vilich der Nachkriegsjahre passte.

Ihre Nachforschungen dauerten sehr lange. Warum?

Brockmeier: Über Pitt Müller und seine Werke wurde kaum etwas geschrieben. Sein Nachlass befindet sich zum großen Teil in Privatbesitz. Da muss man erst wissen, wo man ansetzen kann. Ein Ankerpunkt war natürlich immer wieder der Eschenhof selbst, Müllers alte Wirkungsstätte, die noch heute nahezu unverändert steht. So erhielt ich auf diesem Weg manchen Hinweis, fand Schriftstücke, Artikel und Fotos in meinem Briefkasten. Fundgruben waren auch das Archiv der ehemaligen Galerie Cirulus und das Stadtarchiv. Ich kontaktierte die Nichte Müllers, die mir den Menschen schilderte und mir Namen von Weggefährten nannte. Allmählich ergab sich ein umfassendes Bild.

Was sehen die Besucher in der Ausstellung?

Brockmeier: Wir zeigen Skulpturen, Originalgrafiken und jede Menge Fotografien. Dazu kommen Schmuckstücke, kunstgewerbliche Objekte, Emaillearbeiten, ein Mosaiktisch, zahlreiche Lampen, sein Werkzeug und sein Hut. Das von ihm gefertigte Totenbildnis des ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer ist in einem separaten Raum zu sehen.

Was fasziniert Sie an Pitt Müller?

Brockmeier: In erster Linie bewundere ich seine künstlerische Vielseitigkeit. Er konnte zeichnen und war gestalterisch ausgesprochen kreativ, was mich gereizt hat, auch den Menschen näher kennenzulernen. Müller war eine sehr gesellige Person und hat gerne gefeiert. Und er liebte das Segeln und hatte ein eigenes Boot. Zugleich weist sein Leben auch dramatische Brüche auf. So musste er 1955 den Eschenhof aufgeben, da er mit seiner Lampenfabrikation in Konkurs ging. Trotzdem fiel er wieder auf die Füße. Denn er fand dann sein finanzielles Auskommen als Werklehrer der Freiherr-von-Stein-Schule. Diese verschiedenen Facetten Müllers möchte ich wieder ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit holen.

Werden Sie Ihre Forschungen auch nach der Ausstellung fortsetzen?

Brockmeier: Ich werde weiter recherchieren. Teile des Nachlasses sind weiterhin verschollen. Für das nächste Jahr habe ich die Veröffentlichung eines Werksverzeichnisses geplant, in dem der Forschungsstand präzisiert wird. Außerdem gibt es auf dem Bonner Südfriedhof auf einem Grab eine von Müller gestaltete Pietà, die sehr baufällig ist und restauriert werden müsste. Dafür möchte ich Spenden einwerben.

Die Werke sind bis Sonntag, 13. Oktober, in einer Ausstellung unter dem Titel „Pitt Müller: Auf der Suche nach einem vergessenen Künstler“ im Eschenhof, Müllers Wohn- und Wirkungsstätte von 1934 bis 1955, zu sehen (Schillerstraße 12). Öffnungszeiten sind sonntags von 11 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung unter 01 60/ 1 56 81 19.

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