Neues Auto macht die Awo mobiler Awo Beuel warnt vor Vereinsamung von Senioren während Corona

Beuel · Die Awo Beuel hat ein neues Fahrzeug, um Menüs des monatlichen Mittagstischs auszufahren oder um Mitglieder zum Arzt, zum Einkaufen oder zum Impfzentrum zu fahren. Unterdessen sehen Awo-Vertreter mit Sorgen die Vereinsamung vieler Mitglieder.

 Schlüsselübergabe auf Abstand: Kurt Berger (v.l.), Heinz-Willi Schäfer und Frank Donner-Weyel freuen sich über das neue Fahrzeug der Beueler Awo.

Schlüsselübergabe auf Abstand: Kurt Berger (v.l.), Heinz-Willi Schäfer und Frank Donner-Weyel freuen sich über das neue Fahrzeug der Beueler Awo.

Foto: Stefan Knopp

Der monatliche Mittagstisch des Beueler Ortsvereins der Arbeiterwohlfahrt (Awo) findet zwar auch in Corona-Zeiten statt, aber nicht so, wie es die Nutzer gewohnt sind: Als gemütliches Miteinander im Stadtteilzentrum an der Neustraße kann es derzeit nicht durchgeführt werden. Stattdessen gibt es das Angebot „to go“: Man kann sich Mahlzeiten abholen. Oder sie werden geliefert. Dafür stand der Beueler Awo bislang ein Fahrzeug zur Verfügung, das aber in die Jahre gekommen ist. Deshalb freut man sich umso mehr über das neue Auto, das die Glücksspirale maßgeblich gefördert hat.

Dort hatten sich der Beueler Ortsvereinsvorsitzende Frank Donner-Weyel und Kurt Berger, Leiter der Geschäftsstelle, um die Förderung beworben, ein Konzept eingereicht und ein wenig Glück gehabt. Mit der Förderung durch die Lotterie sei laut Donner-Weyel der Kauf des etwa 17 000 Euro teuren Wagens möglich. 80 Prozent des Kaufpreises werden durch die Förderung gedeckt, weil der Wagen eine Schiebetür hat und somit auch für Gehbehinderte geeignet ist. Aus dem Verkauf des elf Jahre alten Vorgängerfahrzeugs konnte die Awo das Restgeld beisteuern. Man sei dadurch ohne Zusatzkosten geblieben, sagte Donner-Weyel.

Das Geld wird knapp

Denn das Geld ist inzwischen knapp bei der Awo. Im vergangenen Jahr habe man noch Einnahmen durch Verkaufsaktionen gehabt und eine Spendenaktion erfolgreich durchgeführt, so Donner-Weyel. Dieses Jahr ist bislang nichts dergleichen möglich gewesen. Ohne die städtischen Fördermittel, sagte er, wäre die Situation problematisch.

Das größere Dilemma aber stellt der Umstand dar, dass viele Menschen, die die Awo Beuel als Treffpunkt nutzen, zwar schon im höheren Alter und deshalb geimpft seien, aber weiter keine Anlaufstelle haben. Die Awo würde gerne das Stadtteilzentrum öffnen, darf aber nicht, nicht einmal draußen. „Wir werden gleichgesetzt mit der Gastronomie“, sagte Heinz-Willi Schäfer, Kreisvorsitzender der Awo Bonn/Rhein-Sieg, der anstelle eines Vertreters der Lotterie zur symbolischen Schlüsselübergabe für den neuen Wagen gekommen war. „Das Problem der Vereinsamung wird immer schlimmer“, sagte Schäfer. Viele säßen seit mehr als einem Jahr zu Hause und hätten kaum Kontakt. Für die Seniorengruppen ab 80 Jahren sei es nicht gut, wenn sie sich länger nicht treffen könnten, meinte Berger.

„Wir haben 5300 Mitglieder in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis“, sagte Schäfer. „Die fiebern alle der Öffnung entgegen.“ Das gelte auch für die Ehrenamtlichen Helfer der Awo, „denen der Kontakt ja genauso fehlt“, sagte Donner-Weyel. Denn die seien auch schon im „jüngeren Seniorenalter“. Man habe es mit Wandergruppen versucht, aber das ersetze nicht das Beisammensitzen am Kaffeetisch, so Berger, und viele seien dafür auch nicht mehr mobil genug.

Man hofft auf baldige Lockerungen, und dann soll der neue Wagen in vollem Umfang genutzt werden können. Bereits jetzt wird er nicht nur zum Ausfahren des Mittagstisches genutzt, sondern kann auch für Fahrten zum Arzt, zum Einkaufen oder auch zum Impfzentrum angefragt werden – letzteres sei aber wenig genutzt worden, so Donner-Weyel. Und wenn Corona vorbei ist, kann man damit Senioren zu Veranstaltungen der Awo transportieren.

Ob es im Juni ein Sommerfest geben wird? „Wir haben das Planen aufgegeben“, sagte der Vorsitzende. Wenn, dann stelle man so etwas spontan auf die Beine.

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