Frühere Furios-Kneipe Streit um leerstehendes Haus in der Oberen Wilhelmstraße in Beuel

Beuel · Vielen ist das leer stehende Haus in der Oberen Wilhelmstraße 35 bekannt: Früher war hier einmal die Kultkneipe Furios. Jetzt möchte ein Investor das Gebäude abreißen und ein Wohn- und Geschäftshaus bauen lassen. Dagegen klagen die Nachbarn - wegen der Höhe.

 Mehrere Jahre ist es her, dass Im Haus Obere Wilhemstraße 35 Konzerte stattgefunden haben. Nun soll es abgerissen werden.

Mehrere Jahre ist es her, dass Im Haus Obere Wilhemstraße 35 Konzerte stattgefunden haben. Nun soll es abgerissen werden.

Foto: Meike Böschemeyer/MEIKE BOESCHEMEYER

Bei dem leer stehenden Haus in der Oberen Wilhelmstraße 35 tut sich etwas. Nun haben dort Abrissarbeiten begonnen. Allerdings gibt es auch Ärger um die Immobilie, die dort entstehen soll. Laut Architekt Jürgen Vöhringer, der den Bau betreut, soll dort ein Mehrfamilienhaus mit drei Geschossen und einem weiteren sogenannten Staffelgeschoss gebaut werden.

Darunter ist ein Geschoss zu verstehen, das zurückgesetzt ist und laut aktueller Bauordnung weniger als drei Viertel der Fläche des Geschosses darunter hat. Im Erdgeschoss des neuen Hauses soll Platz sein für 190 Quadratmeter Gewerbefläche. Zudem sollen auf 580 Quadratmetern 13 Wohnungen entstehen. Auf der Rückseite wird eine Zufahrt zu einer Tiefgarage mit elf Plätzen angelegt.

Nachbarn klagen gegen den geplanten Bau

Das gefällt nicht allen Anwohnern. Die Nachbarn, die auf dem Grundstück nebenan wohnen, wehren sich vor dem Verwaltungsgericht in Köln juristisch gegen den Bau. „Im Grunde geht es um die rechtlich zulässige Höhe des neuen Gebäudes“, erläutert Pierre Becker-Rosenfelder, Sprecher des Verwaltungsgerichts. Das Dachgeschoss sei ein Vollgeschoss und kein Staffelgeschoss, dadurch bekomme das Haus eine „erdrückende Wirkung“, finden die Nachbarn.

Ein weiterer Streitpunkt ist ein Schornstein am Gebäude der Nachbarn. Der müsse verlängert werden, wenn das neue Haus gebaut wird, sagen sie. „Dann erhöhen wir den“, sagt Vöhringer. „Ich habe mich da kompromissbereit gezeigt. Der Bauherr will deswegen keinen Streit anfangen.“ Vöhringer sagt auch, der Neubau entspreche dem Bebauungsplan und sei nicht zu beanstanden. Der Anwalt der Nachbarn teilte mit, dass seine Mandanten sich nicht äußern wollen.

Baubeginn kann sich noch ziehen

„Unser Anwalt geht davon aus, dass wir erst in eineinhalb Jahren mit dem Bau beginnen können, wenn es kein beschleunigtes Verfahren gibt“, sagt Vöhringer. Bei solchen Verfahren können zunächst beide Seiten ihre Sicht der Dinge darlegen, dann gibt es einen Ortstermin und anschließend die Verhandlung. Im Schnitt dauert so etwas ein Jahr – geht unter Umständen aber auch deutlich schneller. „Wir machen jetzt erst mal den Abriss fertig und dann schauen wir“, sagt Vöhringer.

 Im hinteren Bereich des Gebäudes steht ein Container, in dem Bauschutt und Bretter liegen. Auch sonst sieht der Hof heruntergekommen aus.

Im hinteren Bereich des Gebäudes steht ein Container, in dem Bauschutt und Bretter liegen. Auch sonst sieht der Hof heruntergekommen aus.

Foto: Meike Böschemeyer/MEIKE BOESCHEMEYER

Auf dem hinteren Teil des Grundstücks an der Einkaufsstraße ist das schon zu beobachten: Dort stehen zwei Container mit Brettern und Bauschutt. Auf die Fassade hat jemand Graffiti gesprüht, ein Teil des Daches fehlt und Fensterscheiben gibt es auch keine mehr. Im Inneren scheint schon alles herausgerissen worden zu sein. Das Presseamt teilt in einer E-Mail dazu mit, „dass für das Haus sowohl eine Abbruchgenehmigung als auch eine Baugenehmigung für ein Wohn- und Bürohaus vorliegt.“

Obdachlose sollen das Gebäude als Bleibe genutzt haben

Zuletzt befand sich in dem Haus ein Restaurant, aber das ist schon mehr als zehn Jahre her. Davor war die Studentenkneipe Furios von der Friedrich-Breuer-Straße dorthin umgezogen. In den vergangenen Jahren verfiel die Immobilie immer mehr. „Die Ecke ist total versifft“, sagt Natascha Kern. Sie betreibt direkt nebenan das Restaurant „Cro“, in dem sie Spezialitäten der Kroatischen Küche zubereitet. Sie berichtet, dass Obdachlose dort übernachtet hätten. Auch Ratten habe es dort gegeben. „Das ist in der Nähe eines Restaurants nicht so schön“, sagt Kern über die Situation vor Ort.

Das Obdachlose das Gebäude als Bleibe benutzt haben, berichtet auch Claudia Lütz. Sie betreibt auf der Straße seit 2015 das Geschäft „fithound“, in dem sie „Biologisch Artgerechtes Rohes Futter“ kurz BARF für Hunde verkauft. Sie sagt: „Die Ecke war schon ein Schandfleck.“

Polizei seit Mai 2019 15 Mal vor Ort

Seit Mai 2019 war die Polizei bei 15 Einsätzen dort. Mehrfach hätten die Beamten dann aber vor Ort niemanden angetroffen, sagt Polizei Sprecher Simon Rott. Das Ordnungsamt war einige Male zusammen mit der Polizei dort. „In der Zeit davor gab es einige Einsätze wegen mangelnder Gehwegreinigung“, teilt das Presseamt außerdem mit. „Der Eigentümer wurde jeweils informiert und aufgefordert, für eine entsprechende Absicherung des Grundstücks und der Baustelle zu sorgen.“ Zuletzt sei das Ordnungsamt im Januar dieses Jahres wegen Vorfällen dort gewesen, die mit dem Gebäude zusammenhingen. Im Dezember 2019 musste auch die Feuerwehr ausrücken, um einen Brand zu löschen, der laut Polizei vermutlich von Obdachlosen ausgelöst worden war, als sie grillten.

Die Pläne lösen zudem Zustimmung bei den Händlern aus. „Für die Gewerbetreibenden bin ich froh, dass da jetzt was passiert“, sagt Werner Koch, der Vorsitzende der Gewerbe-Gemeinschaft Beuel. „Damit bekommt die Einkaufsstraße ein schönes Eingangstor.“

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