Medienarbeit für Kinder Schüler in Oberkassel werden zu Radio-Reporten
Oberkassel · In Oberkassel durften sich Schüler der Gottfried-Kinkel-Schule eine Woche lang als Radio-Reporter versuchen. Die Journalistin Insa Backe vom WDR war dort zu Gast. Das Mikrofon lief bereits am ersten Tag heiß.
Musikwünsche, eine Umfrage und eine Entdeckertour: Das Mikrofon, von Schülern auf „Hans-Günther Friedrich“ getauft, ist schon am Montagvormittag ordentlich heiß gelaufen. Eine Woche lang ist der Kinderradiokanal von WDR 5 zu Gast an der Gottfried-Kinkel-Schule. Reporterin Insa Backe zeigt den 23 Schülern der 4c, wie man Radio macht und erklärt, was man beim Journalismus so alles beachten muss.
Sein Radiodebüt hat Konrad (9). Der Schüler darf einen Musikwunsch ins Mikrofon sprechen. „Ich fand das cool, mal vor dem Mikro zu stehen, auch weil es für mich das erste Mal war“, berichtet er hinterher. Linus (9) ist hingegen etwas aufgeregt. „Es war aber trotzdem schön, das mal zu machen“, beschreibt der Schüler seine erste Radioerfahrung.
„In den Schulen haben wir die Möglichkeit, Kinder aus allen Gesellschaftsschichten anzutreffen“, erklärt Insa Backe, die jede Woche eine andere Schule in NRW ansteuert. „Ob Dorf oder Stadt, wir gehen auch in soziale Brennpunkte und dorthin, wo viele Kulturen aufeinandertreffen“, so die KiRaKa-Reporterin. So seien die Schulbesuche auch mit wichtiger Aufklärungsarbeit verbunden, denn immer weniger Schüler kommen in Kontakt mit klassischen Medien wie Radio oder Zeitung, berichtet Backe. „Die Kinder konsumieren zum Großteil nur noch soziale Medien, YouTube und Netflix.“ Um dem entgegen zu steuern, fängt der KiRaKa in den Schulen bei der Basis an. „Wir vermitteln, was Journalismus ist und wie Informationen und Eindrücke gefiltert werden“, sagt Backe.
Während der Woche lernen die Schüler den Umgang mit dem Mikrofon, dürfen kleinere Wortbeiträge sprechen und entwickeln ein Gespür dafür, das Umfeld anders wahrzunehmen und zu beschreiben. „Gleichzeitig halten wir die Woche in Berichten fest. Die Ergebnisse können die Kinder dann auf Fake News überprüfen, denn sie wissen ja, wie die Reihenfolge war, was gesagt wurde und was sie selbst empfunden haben.“
Bei einer Umfrage zum Thema Gerechtigkeit kreist das Mikrofon „Hans-Günther“ durch die Tischreihen. Die Schüler sprechen sich gegen Rassismus und Mobbing aus und fordern eine gerechtere Lohnverteilung. Zum Sprechen gezwungen wird aber niemand. „Es steht den Kindern frei, ob sie etwas in das Mikro sagen wollen oder nicht, die Klasse versteht sich hier als Team“, betont Backe, die eine Sportlehrerausbildung gemacht hat. „Es ist unerlässlich, dass man pädagogische Erfahrungen mit in die Schule bringt, denn für die Kinder ist das eine absolute Ausnahmesituation“, weiß die Reporterin.
Während des Radiotrainings entdecken viele Schüler ganz neue Talente bei sich. Klassenlehrerin Gesa Ziemer ist begeistert: „Das ist für die Kinder eine tolle Gelegenheit, mal mitzubekommen, wie Radio funktioniert.“
Bei der anschließenden Entdeckungstour besucht die Klasse eine Bäckerei. Vor seinem Geschäft hat Bäcker Nikolaus Knipp unterschiedliche Getreidesorten auf dem Tisch ausgebreitet. Der Bäcker erzählt einiges über sein Handwerk und über die verschiedenen Mehlsorten. Die Schüler dürfen Fragen stellen, während „Hans-Günther“ aufmerksam lauscht.
Am Mittwoch bekommen die Schüler Besuch vom „Klicker-Team“. Gemeinsam mit KiRaKa-Mitarbeitern wählen die Kinder die Meldungen des Tages aus, schreiben und präsentieren sie.
Am Freitag lernen die Schüler den Umgang mit Fake News: Wie man absichtliche Falschmeldungen erkennt und warum es sie gibt. Seinen Abschluss findet die Radiowoche anschließend in einem Liveauftritt. „Sechs Schüler werden live in die Sendung geschaltet“, kündigt Backe an.