Streifzug durch Bonn-Beuel Oberkassel wirkt stellenweise wie ein Museum

Bonn · Bei einem Streifzug durch Bonn-Beuel führt Klaus Großjohann vorbei an Oberkasseler Fachwerkhäusern zum Steinerhäuschen. Er weiß, wie die Ruine früher einmal ausgesehen haben soll.

 Ein Fachwerkhaus in Meerhause aus dem Jahr 1567.

Ein Fachwerkhaus in Meerhause aus dem Jahr 1567.

Foto: Rainer Schmidt

Vom Markt durch die Zipperstraße bis hin zum Steinerhäuschen und durch Meerhausen führt uns dieser Streifzug. Unser Begleiter: Klaus Großjohann, der unter anderem die „Beiträge zur Geschichte von Oberkassel und seiner Umgebung“ herausgegeben hat. Als Markt wird der Platz an der Ecke Königswinterer und Kastellstraße bezeichnet, der durch die Gedenkstätte und einen Brunnen mit drei Basaltstelen gekennzeichnet ist.

Wir gehen südlich die Königswinterer Straße längs, am Lippeschen Landhaus, einem ehemaligen barocken Lustschloss, auf der linken und dem Kinkeldenkmal auf der rechten Seite vorbei, bis zur Alten evangelischen Kirche an der Ecke Zipperstraße, in die wir links einbiegen werden. Gleich, denn Großjohann verweist uns zuvor auf ein unscheinbares Haus, das noch zur Königs­winterer Straße gehört und in dem derzeit ein Friseursalon seine Heimat gefunden hat. „Dies ist das wahre Alte Rathaus von Oberkassel“, so Großjohann. Denn hier hatte Graf Julius zu Lippe von 1845 bis 1850 als Bürgermeister von Oberkassel seine Amtsstube. Noch in den 80er Jahren war hier die Kneipe Im alten Rathaus.

Die Zipperstraße wirkt wie eine Museumsstraße

Die Zipperstraße ist eine der ältesten Straßen im Ort. Zu Zeiten des Basaltabbaus war sie die wichtigste Verbindung von den Steinbrüchen zum Rhein. Heute ist sie ein Sträßchen, in dem kaum zwei Autos aneinander vorbeipassen. Doch rechts und links stehen Fachwerkhäuser, von denen die meisten sehr gut erhalten sind, die wunderschön aussehen und die ihre Historie haben. Über die Alte evangelische Kirche von 1683 viele Worte zu verlieren, hieße Eulen nach Athen tragen. „Weil sie für die vielen Gläubigen zu klein wurde, hat man Anfang des 20. Jahrhunderts eine große Kirche gebaut“, so Großjohann. Heute könnte man die Zipperstraße als Museumsstraße bezeichnen, so viel Geschichte haben nahezu alle Häuser. Zusammengefasst kann man sagen: Auf gut 250 Meter Länge gab es in dieser Straße zwei Lebensmittelgeschäfte, eine Metzgerei mit Schlachterei, ein Weißwarengeschäft, zwei Gasthöfe und die Tanzsäle beim Adrian-Haus, benannt nach dem „Rechenmeister“ Gabriel Adrian, einem Mathematiklehrer. Außerdem befand sich hier der Vorläufer eines Altenheims, aus dem das Seniorenzentrum Theresienau hervorging. Und heute? Schöne Häuser, ansonsten nichts.

Bauliche Zeugnisse mehrerer Jahrhunderte

Einige Fachwerkhäuser zeigen Jahreszahlen, in denen sie erbaut wurden. „Ich melde leichte Zweifel an, ob das immer stimmt“, meint Großjohann. Zipperstraße 36-38 (Adrian-Haus) lautet die Adresse des ältesten Fachwerkhauses in Oberkassel, das von 1465 (Hofseite) erbaut sein soll und um 1690 sowie 1749 erweitert wurde, wie auf der Liste der Baudenkmäler nachzulesen ist. Großjohann: „Auch hier habe ich Bedenken, ob das wirklich das älteste Fachwerkhaus in Oberkassel ist.“

Am Ende der Zipperstraße biegen wir links in die Büchelstraße ein, leicht geht es bergan. Wir gehen zwischen den Häusern 73 und 89 rechts ab. Wenn wir eine Weggabelung sehen, an der eine leider beschmierte, aber noch lesbare Hinweistafel des Heimatvereins Oberkassel steht, dann sind wir richtig. Auf diesem Infoschild findet der Interessent alles Wesentliche zum nächsten Höhepunkt der Wanderung, dem Steinerhäuschen. Links geht es auf einem schmalen Weg aufwärts. Dann sieht man rechts die Stützmauer der Ruine – links liegt der Park Härle. Man geht um die Mauer herum, einige Treppenstufen hoch und ist dann auf der Fläche der beim Bau der B 42 ausgegrabenen Grundmauer der Burgruine.

Wenn wir jetzt den Weg fortsetzen, können wir links die alten Steinbrüche und rechts die Sportanlagen von Oberkassel sehen. Die Straße, die wir überqueren müssen, ist die Stingenbergstraße. Schräg links geht der Weg weiter. Bergab, vorbei an Schrebergärten, kommen wir nach Meerhausen. Auch hier finden wir wieder zahlreiche schön restaurierte Fachwerkhäuser. Besonders erwähnenswert: links eine alte Hofanlage (Nr. 62) und rechts ein Haus (Nr. 53) mit der Jahreszahl 1567 im Giebel.

Links biegen wir in die Basaltstraße ein, überqueren wieder die Stadtbahngleise und biegen dann rechts in die Adrianstraße ein. Wir überqueren die Zipperstraße und gehen danach linker Hand eine Auffahrt in die Fürstensiedlung hoch, die sich im Park des ehemaligen Lippeschen Anwesens befindet. Das ganze Gelände ist von einer alten Bruchsteinmauer umgeben, alte Bäume spenden großzügig Schatten. Man muss links am weitest östlich gelegenen Haus vorbei und kommt neben San Marino wieder auf die Königswinterer Straße und zum Markt.

Die Strecke ist 2,5 Kilometer lang. Es wird wegen des Weges am Steinerhäuschen festes Schuhwerk empfohlen. Hier geht’s zu den Literaturhinweisen.

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