Tambourcorps Grün-Weiß probt für die Session Oberkasseler Musiker hoffen auf Auftritte im Frühjahr

Oberkassel · Feinschliff für den „Laridah-Marsch“: Unter 2G-Bedingungen üben die aktiven Mitglieder des Tambourcorps Grün-Weiß 1950 in Oberkassel. Mit schmissigen Melodien wollen sie in der Karnevalssession für gute Unterhaltung sorgen – sofern die Pandemielage dies erlaubt.

 Der musikalische Leiter Andreas Wollenschein (r.) schwingt den Taktstock bei der Probe.

Der musikalische Leiter Andreas Wollenschein (r.) schwingt den Taktstock bei der Probe.

Foto: Niklas Schröder

Im Vereinsheim des Tambourcorps Grün-Weiß 1950 reihen sich rund 40 Menschen unter 2G-Bedingungen hintereinander auf. Vorne schrillen Spielmannspfeifen, im Hintergrund dröhnen Trommeln. Es ist die letzte Probe vor der Weihnachtspause und der „Laridah-Marsch“ sowie der „Rote Funken Marsch“ erhalten ihren letzten Schliff. Erst bei den nächsten Auftritten in der Karnevalssession werden die Mitglieder wieder zusammen musizieren.

Vor den Reihen schwingt Andreas Wollenschein (31) daher konzentriert den unsichtbaren Taktstock zur Liedzeile „Schnaps, das war sein letztes Wort“. Die Probe sei heute gut besetzt, beobachtet der musikalische Leiter. Das sei auch wichtig, da die Proben das Grundgerüst bilden, worauf man in der Session aufbaut.

Junge Musiker haben Spaß am Musizieren

Mehrere Monate lang haben sich die Mitglieder nun wöchentlich im Vereinsheim zusammengefunden. Unter ihnen ist Maurice Gründer (27), der nach einem Umzug hier Anschluss in Oberkassel gefunden hat. „Ich finde es schön, dass man mit dem Corps den Ort mit all seinen Familien und Traditionen kennenlernen kann“, so der Flötist. Dagegen habe Lewis Jacobs (17) einfach großen Spaß beim Trommeln, meint er. Manuel Kautz (11) haut derweil mit Begeisterung auf die Pauke. „Ich finde gut, dass es das Spielmannswesen gibt, sonst hätte ich weniger Freunde“, betont der Schüler. Er kann sich gut vorstellen, dass noch mehr junge Menschen eintreten werden.

Ob die Mitglieder aber ihren „karnevalistischen Teil“ – mit bis zu 25 Auftritten an der Zahl – im neuen Jahr vor Publikum erklingen lassen können, steht wegen der angespannten Pandemielage weiterhin nicht fest. Die Unsicherheit sorgt bei dem Vorsitzenden Stephan Käufer für wenig Optimismus. „Weil man nicht auf den richtigen Weg kommt. Es ist natürlich schwierig zu planen, wenn man am Ende vielleicht zurückrudern muss.“

Vereinsfeier zum 70-jährigen Bestehen ist ausgefallen

Bereits im vergangenen Jahr musste das Tambourcorps spontan die von langer Hand geplanten Feierlichkeiten zum 70-jährigen Bestehen absagen. „Die Corona-Pandemie ist für das Tambourcorps sehr belastend, denn neben den eingeschränkten persönlichen Kontakten hat der Verein Einkommensverluste durch entgangene Gagen in fünfstelliger Höhe zu verzeichnen“, schildert Käufer. Investitionen wie etwa für Uniformen und Instrumente könnten in den kommenden Jahren daher nur sehr „dosiert“ vorgenommen werden.

Nach 15 Monaten Pause bereitet sich das Corps seit Juni auf die neue Session vor. „Wir haben wieder begonnen, durch Proben und Auftritte in den Vereinsalltag zurückzukehren, und damit ergaben sich neben der musikalischen Betätigung auch die so wichtigen persönlichen Kontakte“, sagt Käufer. Zu bedenken sei, dass ein Musikverein ja nie zum Selbstzweck musiziert: „Wir machen dies natürlich aus Spaß an der Musik, aber vor allem um anderen Menschen Freude zu schenken“. Sei es beim Schützenfest, beim Karneval oder vor Kurzem bei den Sankt Martinszügen.

Spielmannszug übt gewissenhaft

Gemeinsame Proben seien somit entscheidend, denn besonders an einem Spielmannszug ist, dass bei Auftritten, gerade bei Festzügen – egal welcher Art – auswendig gespielt werden muss, weiß Käufer. „Das bedeutet für den musikalischen Leiter, also den Tambourmajor, dass bei der Probenarbeit nicht nur musikalisch gut gearbeitet und vorbereitet werden muss, sondern auch darauf zu achten ist, die jeweiligen Musikstücke in Fleißarbeit auswendig zu lernen.“ An der Pfeife etwa erfolge dies gar mehrstimmig. Zu beachten ist außerdem, dass der Gesamteindruck und das „Bild“ des Zuges insgesamt stimmig sind. „Hierfür ist es wichtig, dass die Spielleute im Gleichschritt gehen können, Schwenkungen im gesamten Verband bewältigen können, auf Zeichengebung durch den Tambourmajor gleichzeitig anmarschieren oder Instrumente auf- und absetzen können“, erklärt Käufer.

Neben all den formalen und musikalischen Hintergründen sei aber gerade die Kameradschaft im Tambourcorps sehr wichtig: „Die wird bei uns gut gepflegt. Die Musik soll harmonisch sein und das geht nur bei einer guten Harmonie mit den Freunden und Kameraden“, so Käufer. Deshalb war es auch möglich, mit wenig musikalischer Vorbereitung, die traditionelle Oberkasseler Kirmes, die am zweiten Oktoberwochenende stattfand, musikalisch zu begleiten, genauso wie das Ende September durchgeführte Corpsmanöver der Bonner Stadtsoldaten nach Altötting.

260 Mitglieder im Verein

Momentan besteht der Verein aus rund 260 Mitgliedern. Es gibt 48 aktive Mitglieder, elf Kinder in Ausbildung und ein Veteranencorps, in dem ehemalige Aktive einmal monatlich in lockerer Runde musizieren können. „Die wichtigste Aufgabe des Tambourcorps muss meiner Meinung nach die Jugendförderung sein. Die Ausbildung und Eingliederung junger Nachwuchsmusiker in die bestehende Gemeinschaft sichert den Fortbestand des Vereins und der gelebten Spielmannstradition“, sagt Käufer. Um junge Menschen nachhaltig für diese Gemeinschaft zu begeistern, sei nicht nur eine konsequente und qualitativ gute Ausbildung vonnöten, sondern auch pädagogisches Fingerspitzengefühl. „Der Verein soll und muss für die Zukunft gut aufgestellt werden – dafür benötigt es den Willen und die Bereitschaft der personellen Säulen des Vereins, den Verein weiter zu unterstützen, es benötigt aber genauso auch den Willen und die Bereitschaft der jüngeren Nachfolger, die Tradition zu erhalten und die anstehenden Aufgaben gemeinsam mit den älteren Mitgliedern zu bewältigen“, wünscht sich Käufer.

Weitere Informationen gibt es im Internet: www.tambourcorps.net

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