Kommentar Offenheit zahlt sich aus

Der bevorstehende Abschied von Pfarrer Jens Anders wirft viele Fragen bei den Gemeindegliedern auf. Zum Beispiel: Warum muss er gehen? Einen wirklichen Grund scheint es nicht zu geben.

Er gilt als guter Seelsorger und als Mensch, der Themen anpackt. Vielleicht hat er ein Thema zuviel angepackt, vielleicht passt der Mehrheit des Presbyteriums einfach sein Arbeitsstil nicht. Die Vorgesetzten hüllen sich in Schweigen und versichern gebetsmühlenartig: Anders habe keinen Fehler gemacht.

Das Presbyterium muss sich den Vorwurf gefallen lassen, der Öffentlichkeit nur die halbe Wahrheit gesagt zu haben. Die für Anders negativ ausgefallene Probeabstimmung über seine Zukunft in Oberkassel wurde ebenso verschwiegen wie die Tatsache, dass ihm nahegelegt worden ist, selbst den Hut zu nehmen.

Das Aufbäumen einiger Gemeindeglieder ist somit verständlich. Sie fühlen sich von ihrer Kirchenleitung übergangen und an der Nase herumgeführt. Christliche Kirchen predigen von Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit und mahnen die Gläubigen, als mündige Bürger für ihre Rechte einzutreten.

Im Fall Anders hat sich das Presbyterium nicht an die Worte der eigenen Kirche gehalten. Ein offenes Wort zur rechten Zeit hätte der Gemeinde viel Ärger erspart. Die Sympathiewelle für Anders kommt vermutlich zu spät ins Rollen. Ein Schritt zurück scheint wohl für beide Seiten nicht mehr in Frage zu kommen.

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