Orgel als Star das Abends Die „Queen am Rhein“ in Beuel ertönt an Silvester „very British“

Limperich.  · Die Binns-Orgel im der Heilig Kreuz in Limperich wird gern als „Queen am Rhein“ bezeichnet. Für Silvester putzt sie sich fein raus und strahlt in bunten Farben. Da fehlt beim Konzert dann nur noch „Pomp and Circumstance“ – „very British“.

 Die Musiker um Organist Ben Köster (l.) gestalten das Silvesterkonzert in der Heilig-Kreuz-Kirche in Limperich.

Die Musiker um Organist Ben Köster (l.) gestalten das Silvesterkonzert in der Heilig-Kreuz-Kirche in Limperich.

Foto: Stefan János Wágner

Der moderne Backsteinbau der Limpericher Heilig-Kreuz-Kirche hat eine erzählenswerte Geschichte, was die Orgel, die der riesige Kirchenraum beherbergt, anbelangt. Denn ein nagelneues Instrument hat das Gotteshaus nie besessen. An Silvester um 22.30 Uhr erklingt die englische Binns-Orgel nun bei einem Konzert – stimmunsvoll beleuchtet.

„Schon kurz nach dem Einbau einer Verschueren-Orgel aus einer Kirchengemeinde in Holland fiel auf, dass die den rund 9000 Kubikmeter umfassenden Kirchenraum klanglich niemals füllen würde. Das war 1973“, erzählt Seelsorgebereichsmusiker Christian Jacob. Somit war die Gebrauchtorgel allenfalls ein Provisorium. Weiter ging die Suche.

Bei dem Gebrauchtorgelhändler Ladach in Wuppertal wurden die Limpericher einige Jahre nach Anbruch des neuen Jahrtausends fündig. In Einzelteilen zerlegt, fand man dort die 1907 in Londen eine für eine methodistische Gemeinde gebaute Binns-Orgel. „Das Pfeifenwerk mit 30 Registern, die Windladen, die Faltenbälge und Teile des neogotischen Gehäuses waren noch vorhanden“, sagt Orgelkenner Jacob.

Hochwertige Fertigung

Obwohl manche Orgelteile, voran das Pfeifenwerk, wegen nicht sachgemäßen Abbaus und schlechter Lagerung in London stark beeinträchtigt waren, konnte man die Qualität der hochwertig gefertigten Orgel aus der Werkstatt von James Jepson Binns (1855-1929) mehr als erahnen.

Technisch wurde die alte Orgel zwar durch einen Kürtener Orgelbauer neu aufgebaut, unter anderem mit einer elektro-pneumatischen Traktur. Große Teile des historischen Materials wurden jedoch restauriert und teilweise ergänzt (Pfeifenwerk, Windladen, neogotische Gehäuseteile). Die Orgel wurde um fünf Register erweitert. Die mit weiß pigmentiertem Wachs lasierten und mit neogotischem Schnitzwerk verzierten Pfeifentürme fallen ins Auge.

Bläser- und Streicherklänge „im Vierklang“ werden nun beim Silvesterkonzert geboten. Ben Köster an der Binns-Orgel, Wolfgang Pohl, Oboe und Englischhorn, Andrea Will, Große Flöte und Piccoloflöte und Judith Wolf, Geige, gestalten „ein Konzert, bei dem alle Publikumsgeschmäcker auf ihre Kosten kommen“, versprechen die Musiker. Der heimliche Star des Abends wird jedoch die als „Queen am Rhein“ bezeichnete englische Orgel sein – und dabei strahlen.

Es wird virtuose Barockmusik von Bach und Vivaldi zur Aufführung gebracht, aber auch romantische Klassiker wie Elgars Salut d'Amour, lateinamerikanisch geprägte Musik und ein Jazzwalzer von Schostakowitsch. „Very British“ wird es mit „Pomp and Circumstance“, verrät Organist Ben Köster, der den authentischen Klang der Binns-Orgel lobt: „Die Orgel klingt vornehm, englisch rund und bauchig.“

Der Eintritt ist frei. „Gerne können Decken, Handschuhe und Mützen mitgebracht werden“, sagt Christian Jacob. Nach dem Konzert lädt die Gemeinde an der Kreuzherrenstraße 55 zu Sekt und Glühwein im Pfarrheim ein. Sicher eher selten für eine Orgel: die Limpericher Orgel hat eine eigene Internetseite. www.binns-schulte-orgel.de.

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