Interview mit Werner Koch Pendler zwischen Beuel und Brüssel

BEUEL · Es war ein langer Weg, bis das neue Gesetz in Kraft getreten ist, weiß der Beueler Werner Koch, Geschäftsführer des Bundesverbandes der obst-, gemüse- und kartoffelverarbeitenden Industrie e.V. (BOGK). Im Gespräch mit Patrycja Muc berichtet der 52-Jährige von seiner Arbeit in Brüssel und seinem gesellschaftlichen Engagement in Bonn.

Engagiert sich bei den Oldtimerfreunden: Werner Koch.

Engagiert sich bei den Oldtimerfreunden: Werner Koch.

Foto: Muc

Herr Koch, wie sieht Ihre Arbeit beim BOGK aus?
Koch: Wir beschäftigen uns überwiegend mit den Themen Lebensmittelkennzeichnung und -verschwendung. Ich finde vor allem das Thema Lebensmittelverschwendung sehr wichtig, weil es vermutlich das einzige ist, bei dem jeder von uns etwas bewirken kann. Mit kleinen Verhaltensänderungen könnten wir dafür sorgen, dass 30 Prozent weniger Lebensmittel vernichtet würden. Es reicht bereits aus, vor dem nächsten Einkauf den Kühlschrank auf seinen Inhalt hin zu kontrollieren und vorher zu überlegen, ob man in den nächsten Tagen zu Hause oder verreist ist. Viele Haushalte werfen unnötige Mengen an Lebensmitteln weg, dabei verhungert jede dritte Sekunde auf der Welt ein Mensch. Darüber sollten wir uns Gedanken machen. Wir sollten in uns gehen und überlegen, welchen Beitrag wir leisten können, um diesen Zustand zu ändern. Das versuche ich mit meiner Arbeit.

Macht Ihnen denn das regelmäßige Pendeln zwischen Beuel und Ihrem Büro in Brüssel nichts aus?
Koch: Nein, ich liebe meinen Job und die zweistündige Fahrt alle zwei bis drei Wochen macht mir nichts aus. Außerdem ist Brüssel eine wunderschöne Stadt. Dort herrscht eine ganz andere Atmosphäre, als wäre man in einer anderen Welt. Jeder sollte es einmal erlebt haben. Brüssel ist sehr international, und die Menschen sind unglaublich offen. Da trinkt man abends schon mal ein Feierabendbier mit dem Präsidenten der Europäischen Kommission Jean-Claude Juncker.

Ab dem 13. Dezember gilt die EU-weite Lebensmittel-Informationsverordnung. Welche Vorteile hat der Verbraucher durch das neue Gesetz?
Koch: Alle 28 Mitgliedsstaaten der EU müssen sich an die neue Lebensmittel-Informationsverordnung halten, das heißt, der Verbraucher findet in Griechenland wie in Deutschland die gleiche Lebensmittel-Kennzeichnung. Die Schrift wurde auf 1,2 Millimeter vergrößert, sodass Zutaten und Inhaltsstoffe auf der Verpackung besser zu lesen sind. Außerdem müssen alle Nährwertangaben wie Brennwert, Fett, gesättigte Fettsäuren, Kohlenhydrate, Zucker, Eiweiß und Salz angegeben werden. Lebensmittel-Imitate müssen speziell gekennzeichnet sein, und für Allergiker gibt es auch gute Nachrichten: Stoffe, die Allergien oder Unverträglichkeiten auslösen können, müssen durch eine kursive, gefettete oder unterstrichene Schreibweise hervorgehoben werden. Das Gesetz ist ein wichtiges Signal für den Verbraucherschutz und nachdem es bereits vor über drei Jahren beschlossen worden war, war es für die Umsetzung höchste Zeit.

Neben Ihrer Arbeit beim BOGK sind Sie in Beuel bei den Beueler Oldtimerfreunden und der Gewerbe-Gemeinschaft engagiert. Wie schaffen Sie den Spagat zwischen Job und Privatleben?
Koch: Es ist zum einen alles eine Frage der Organisation und zum anderen habe ich großartige Mitstreiter. Wenn, wie bei den Oldtimer-Freunden, jeder eine Aufgabe übernimmt, muss ich auch nicht alleine an vorderster Front stehen. Das geht Hand in Hand. Nur gemeinsam können wir Veranstaltungen wie die Beueler Classics stemmen. Letztes Jahr haben 86 Besitzer ihre Oldtimer vorgeführt, dieses Jahr waren es doppelt so viele, und 2015 erwarten wir bis zu 200 Teilnehmer. Wir wollen die 3. Beueler Classics gemeinsam mit dem Blumenfest der Gewerbe-Gemeinschaft am 22. März ausrichten. Auch dieses Mal wird es für Teilnehmer und Besucher eine kostenlose Schau, denn für uns ist es ein Hobby und ein Hobby sollte primär Spaß machen.

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