Gespräch am Wochenende Pfarrer Jens Anders verlässt die Evangelische Gemeinde Oberkassel

Oberkassel · An diesem Sonntag endet die Amtszeit von Jens Anders. Zehn Jahre lang stand der Pfarrer seiner Evangelischen Gemeinde in Oberkassel vor. In dieser Zeit hat er versucht, Tradition und Moderne zu verbinden. Nicht alle Ideen stießen dabei auf Gegenliebe.

 Pfarrer Jens Anders wird an diesem Sonntag von der Evangelischen Kirchengemeinde Oberkassel verabschiedet. FOTO: MAX MALSCH

Pfarrer Jens Anders wird an diesem Sonntag von der Evangelischen Kirchengemeinde Oberkassel verabschiedet. FOTO: MAX MALSCH

Foto: Max Malsch

Im Presbyterium der Oberkasseler Gemeinde nahm die Anzahl seiner Kritiker zu. Da sein Vertrag von Anfang an auf zehn Jahre befristet war, kam es 2013 im Presbyterium zu einer Abstimmung über seine Zukunft. Die Gegner fanden eine Mehrheit. Daraufhin bildete sich eine Gegenbewegung aus der Gemeindebasis, die jedoch schon bald an Schwung verloren hatte. Über seine Arbeit in Oberkassel und seinen Abschied sprach Pfarrer Jens Anders mit Holger Willcke.

Fällt Ihnen der Abschied schwer?
Jens Anders: Ja, ich wäre gerne geblieben. In den vergangenen zehn Jahren haben die Gemeinde und ich viele Themen angepackt und umgesetzt. Da fällt ein Abschied verständlicherweise nicht leicht.

Hat man Ihnen eigentlich jemals erklärt, warum das Presbyterium Ihren Vertrag nicht verlängert hat?
Anders: Ich möchte dazu nur Folgendes sagen: Die Mehrheit des Presbyteriums und ich passen einfach nicht zusammen. Die Entscheidung, dass man sich von mir trennen will, hat man mir mit einem Jahr Vorlauf mitgeteilt. Somit konnten sich beide Seiten darauf einstellen.

Am morgigen Sonntag werden Sie verabschiedet. Wie darf man sich das vorstellen?
Anders: Um 15 Uhr beginnt in der Großen Evangelischen Kirche ein Gottesdienst mit Superintendent Reinhard Bartha. Er entpflichtet mich von meiner Aufgabe als Pfarrer in Oberkassel. Anschließend wird es Zeit für Grußworte und einen Empfang geben.

Wahrscheinlich haben Sie sich in den vergangenen Wochen schon von vielen Gemeindegliedern verabschiedet?
Anders: Von dem ein oder anderen schon. Aber eigentlich hatte ich bis zum Schluss ein volles Programm. Vor allem habe ich mich mit unserer neuen Jugendleiterin Corinna Mey abgestimmt. Sie wird die Schul- und Kindergartengottesdienste sowie den Konfirmandenunterricht übernehmen.

Gibt es für Sie keinen Nachfolger?
Anders: Nein, noch nicht. Die Stelle ist ausgeschrieben.

Wer wird denn solange die Gottesdienste leiten?
Anders: Für den Übergang übernehmen das Kollegen, zum Beispiel aus den Nachbargemeinden, abwechselnd.

Was sind die Stärken der Oberkasseler Gemeinde?
Anders: Die gesellschaftliche Vielschichtigkeit bietet viele Potenziale. Aus meinen Gesprächen mit Gemeindegliedern sind viele Ideen entstanden, die mit ehrenamtlicher Mitarbeit umgesetzt werden können.

Welche Projekte haben Sie angestoßen?
Anders: Ich habe den klassischen Gottesdienst mit neuen Formen des Miteinanders verbunden. Als Beispiele nenne ich die Osternachtfeier oder die Mundartgottesdienste. Die regelmäßigen Taizé-Gottesdienste führen Menschen in die Kirche, die nicht so oft unsere klassischen Gottesdienste besuchen.

Gibt es einen Höhepunkt in Ihrer Dienstzeit?
Anders: Ein Highlight waren 2008 die vielfältigen Feierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen der Großen Evangelischen Kirche. Dazu haben wir unter anderem das Big-Gospel-Festival Bonn veranstaltet. Ein anderer Schwerpunkt war die offene Jugendarbeit. Wir haben zum Beispiel einen Offenen Treff für Jugendliche eingerichtet, der von 2007 bis 2012 aktiv war. Ich hoffe, dass in Zukunft diese Form der Jugendarbeit auch wieder möglich wird.

Was war Ihnen sonst noch wichtig?
Anders: Ich wollte als Pfarrer nah bei den Menschen sein. Ich glaube, dass ist mir auch gelungen.

Was werden Sie nun machen?
Anders: Ab 1. Oktober werde ich als Militärpfarrer in Aachen tätig sein. Meine Aufgabe wird es sein, Soldaten und ihre Angehörigen seelsorgerisch zu betreuen. Aber auch Gottesdienste, Taufen, Beerdigungen und Hochzeiten werde ich an den Standorten in Aachen, Stollberg, Eschweiler und Geilenkirchen durchführen.

Können Sie auch im Ausland eingesetzt werden?
Anders: Ja, Auslandseinsätze gehören selbstverständlich dazu.

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