Rabenlay in Oberkassel Plattform eröffnet Blick in die Geschichte

Oberkassel · Auf der Rabenlay montieren Arbeiter einen Aussichtsbalkon an der Abbruchkante. Er gewährt freie Sicht ins Rheintal und auf die Fundstelle des Oberkasseler Menschen.

Über ungewöhnlichen Lärm und helle Scheinwerfer wunderten sich am Dienstagmorgen die ersten Jogger und Hundehalter im Wald an der Rabenlay. Bereits um acht Uhr war dort mächtig Betrieb – denn ein Tieflader brachte ein großes Bauteil, das dort punktgenau installiert wurde.

„Die Panoramaplattform steht vor ihrer Vollendung. Das ist ein wunderbares Erlebnis“, sagte Martin Bredenbeck, Geschäftsführer des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Landschaftsschutz aus Köln. Gemeinsam mit Vorstandsmitglied Rolfjosef Hamacher und Ursula Lang, stellvertretende Vorsitzende des Regionalverbandes Bonn/Rhein-Sieg/Ahr, war er zur Baustelle oberhalb der Fundstelle des Oberkasseler Menschen gekommen, um den entscheidenden baulichen Schritt zur Realisierung des Projektes zu verfolgen.

Die Idee wurde im Jahr 2013 in einem Workshop von Studenten an der Alanus-Hochschule für Kunst und Gesellschaft geboren. Sie beschäftigten sich mit der Frage, wie der Fundort aufgewertet werden könnte. Dabei kamen erste Überlegungen zu einer Aussichtsplattform auf den Tisch, die sofort auf Interesse stießen und seitdem konsequent vorangetrieben wurden. Und zwar gemeinsam vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, dem Heimatverein Bonn-Oberkassel, dem Denkmal- und Geschichtsverein Bonn-Rechtsrheinisch, dem Landesbetrieb Wald und Forst NRW, dem LVR-Landesmuseum Bonn und dem LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland.

Historie und Geologie auf 16 Infotafeln

Als Förderer konnte die NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege gewonnen werden. „Wichtig ist das breite Bündnis aus Bürgerschaft und öffentlichen Organisationen. Es soll ein Bauwerk mit Bürgern für Bürger sein“, sagte Bredenbeck. Rund um die Panoramaplattform muss noch fleißig gearbeitet werden. Dort sollen 16 Tafeln an den Geländern angebracht werden.

Sie sollen über die späteiszeitliche Doppelbestattung der Oberkasseler Menschen mit Hund sowie über das Naturschutzgebiet, Geologie und Landschaft informieren. „Im Frühjahr soll die Plattform eröffnet werden, dann können alle Besucher und Heimatvereine die spektakuläre Aussicht ins Rheintal genießen“, erklärte Bredenbeck.

Die Plattform reicht mit einer Länge von knapp 9,40 Meter bis zur Abbruchkante. „So erfahren die Besucher ein einzigartiges Erlebnis, ganz so, als würden sie über der Landschaft schweben“, verspricht der Geschäftsführer des Rheinischen Vereins. Der Aussichtspunkt sorge somit für eine zeitgemäße Didaktik rund um Geschichte und Geologie. „Die Menschen erwarten heute moderne Angebote, um etwas erleben zu können. Hier gelingt es vorzüglich, den archäologischen Fund als Teil der Kulturlandschaft zu begreifen.

Die Panoramaplattform ist quasi eine Außenstelle des Landesmuseums. Dort kann der Oberkasseler Mensch besichtigt werden, so dass Besucher des Museums auch die Fundstelle und umgekehrt besichtigen können“, sagt Bredenbeck. Das sei ideal, um den berühmten Fund in angemessener Weise zu würdigen. Denn das Doppelgrab aus der Zeit von vor rund 14 000 Jahren zähle zu den bedeutendsten altsteinzeitlichen Funden in Europa. Geplant haben das Projekt die Landschaftsarchitekten „die3“ aus Bonn und das Ingenieurbüro Miebach aus Lohmar. Die Kosten belaufen sich laut Bredenbach auf rund 90 000 Euro, die NRW-Stiftung Naturschutz, Heimat- und Kulturpflege fördert das Projekt mit 66 000 Euro.

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