Die Schauspielerin Petra Kalkutschke Präsent auf vielen Bühnen

BEUEL · Petra Kalkutschke ist präsent. Und das nicht nur auf den Bonner Bühnen. Die Schauspielerin ist in Tschechows "Möve" in der grünen Spielstadt zu sehen, sie liest Tucholsky auf dem Finkenberg, tourt mit Sängerin Kornelia Reinke durch Veranstaltungsräume und Altenheime. Und gerade erst hat sie für eine neue Serie gedreht, die demnächst im ZDF zu sehen sein wird.

 Petra Kalkutschke lebt in Beuel und ist auf vielen Bühnen zu Hause.

Petra Kalkutschke lebt in Beuel und ist auf vielen Bühnen zu Hause.

Foto: Max Malsch

Petra Kalkutschke sitzt auf ihrer Terrasse hinter dem alten Fachwerkhaus, in dem sie mit Lebenspartner Jürgen Becker, Geschäftsführer der Brotfabrik, lebt. Drinnen, auf einer Ablage neben dem Esstisch, stapeln sich Flyer und Programmankündigungen.

"Zu tun gibt es immer etwas", sagt sie und lacht - viel lauter, als es der zarte Körper der nur 1,58 Meter großen Frau mit ihrem fedrigen Kurzhaarschnitt und den funkelnden braunen Augen erwarten lassen würde.

Kalkutschke wurde 1961 in der Niederlausitz geboren. Warum sie Schauspielerin geworden ist? "Ich wollte in der neunten Klasse wie eine Freundin, die zur Auswahlprüfung für Malerei fuhr, auch einen freien Tag haben", sagt sie und lacht erneut.

Ironisches Understatement, denn tatsächlich trug sie schon in der dritten Klasse leidenschaftlich Gedichte im Rezitationszirkel der Schule vor, mit zwölf spielte sie erste kleine Rollen am Theater.

"Die Schauspieler fand ich damals schrecklich, die liefen alle in ihren Bademänteln herum und waren so exaltiert." Anderthalb Jahre vor ihrem Schulabschluss hatte sie den Studienplatz an der renommierten Hochschule für Schauspielkunst "Ernst Busch" in Ostberlin sicher.

Nach dem Studium folgten drei Jahre am Städtischen Theater Karl-Marx-Stadt in Chemnitz. "Ein Elitetheater", sagt Kalkutschke. "Das einzige, an das man auch von Berlin aus ging." Doch trotz vieler Freiheiten, die das Theater dank der guten Beziehungen des Intendanten zur SED hatte, war Kalkutschke nicht glücklich. "Sie haben uns Geld gegeben, aber uns auch vorgeschrieben, was wir tun sollen." Also nutzte sie 1986 mit gerade 26 Jahren die Gelegenheit einer Tournee durch Westdeutschland und blieb.

In Karlsruhe spielte sie "Die Wildente", in Kassel "Romeo und Julia", in Bochum "Die Letzten". Und als Julia wechselte sie 1991 mit dem Intendanten Manfred Beilharz nach Bonn. "Als ich die zweistöckigen Häuser in Beuel sah, dachte ich: Das soll die Hauptstadt sein?"

Doch sie lebte sich ein, zog bald auf die rechte Rheinseite, nach Beuel, nach Oberkassel, dann wieder nach Beuel, und blieb - auch, nachdem ihr Engagement am Bonner Theater 2003 endete. Auch in Filmen und Fernsehproduktionen hat Kalkutschke mitgewirkt, von Verbotene Liebe über Pastewka bis zum Tatort. "Das macht sehr viel Spaß, auch weil du anders als auf der Bühne eine Szene einmal auf den Punkt spielst und dann vergessen kannst."

Gerade hat sie die erste Staffel der neuen ZDF-Sitcom "Ellerbeck" abgedreht. Die Serie handelt von einer Kindergarten-Leiterin (Cordula Stratmann), die sich unversehens als Neuling im politischen Betrieb wiederfindet.

Kalkutschke spielt darin eine Sekretärin. Wann die Sitcom ausgestrahlt wird, steht noch nicht fest. "Ich bin ganz optimistisch, dass in dieser Richtung in Zukunft wieder mehr möglich ist, weil die Sender so langsam von den Formaten mit Laiendarstellern abrücken."

Wieder ein festes Engagement am Theater: Auch das kann sie sich gut vorstellen, gerade jetzt, wo ihre inzwischen 19 Jahre alte Tochter aus dem Haus ist. Doch mit 53 Jahren ist es nicht einfach, sich gegen das Heer an Jungsschauspielerinnen durchzusetzen.

In der DDR, erzählt sie, waren die Schauspieler unkündbar. "Es gab dadurch jede Menge tolle erfahrene Schauspieler." Warum sie trotz vieler Wi-drigkeiten immer Schauspielerin geblieben ist? "Weil ich glaube, dass ich das gut kann."

Eine Rolle, die sie unbedingt einmal spielen möchte, gebe es nicht, sagt sie. "Immer das, was du gerade machst, ist dein Herzensprojekt." Über eines allerdings ärgert sie sich. "Es gibt so viele Filme über die DDR. Warum werden die immer mit westdeutschen Schauspielerinnen besetzt?" Wer weiß, vielleicht wird Petra Kalkutschke eines Tages ja auch auf dieser Bühne präsent sein.

Auftritte

  • Derzeit ist Kalkutschke in Tschechows " Möwe" zu sehen, und zwar unter freiem Himmel in der grünen Spielstadt (ehemalige Stadtgärtnerei, Im Dransdorfer Feld). Nächste Vorstellungen am 22., 23. und 24. August, jeweils 19 Uhr. Weitere Aufführungen bis zum 6. September. Gespielt wird bei jedem Wetter.
  • Im Rahmen der Lesereise durch die Bonner Altstadt liest sie am Sonntag, 24. August, ab 11 Uhr,in der Praxis W. Scherer, Alexanderstraße 4, "Kleine Geschichten über Liebe, Kunst und kleine Tiere".
  • Gemeinsam mit Kornelia Reinke (Gesang) und Ainoa Padrón (Klavier) macht Petra Kalkutschke mit ihrem Programm "Manche Frauen glüh'n" am Freitag, 31. Oktober, ab 20 Uhr im Wachtberger Drehwerk, Töpferstraße 17-19, Station.
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