Großkirmes in Bonn-Beuel Pützchens Markt fällt 2021 erneut aus

Update | Beuel · Die Stadt Bonn hat die Großkirmes Pützchens Markt für 2021 abgesagt. Oberbürgermeisterin Katja Dörner nennt die Gesundheitsvorsorge für die Bevölkerung als Hauptkriterium für die erneute Absage.

 Bilder aus vergangenen Tagen. Die Großkirmes Pützchens Markt fällt aufgrund der Pandemie aus.

Bilder aus vergangenen Tagen. Die Großkirmes Pützchens Markt fällt aufgrund der Pandemie aus.

Foto: Dietmar Oehlke

Pützchens Markt fällt auch in diesem Jahr wieder aus. Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner (Bündnis 90/Die Grünen) hat die Entscheidung am Mittwochnachmittag öffentlich per Livestream bekannt gegeben. Zuvor hatte eine längere Videokonferenz mit Vertretern des Schaustellerverbands Bonn stattgefunden. Dabei wurde nochmals das Für und Wider bezüglich einer möglichen Ausrichtung des beliebten Volksfests intensiv diskutiert.

„Diese Entscheidung ist uns allen extrem schwer gefallen, weil wir wissen, welchen Stellenwert Pützchens Markt in der Region hat“, betonte die OB. Obwohl das Impfgeschehen Fortschritte mache und Licht am Ende des Pandemie-Tunnels sichtbar sei, wäre es nicht verantwortbar, ein Volksfest in dieser Größenordnung durchzuführen.

Aus Sicht der Verwaltung sei die Verantwortung für die Gesundheit der Bürger höher zu gewichten, als das berechtigte und auch nachvollziehbare Interesse der Bevölkerung an einem Volksfest. Auch wenn immer mehr Menschen geimpft seien, so könne eine Veranstaltung mit Hunderttausenden von Gästen Anfang September 2021 nicht stattfinden, sagte die OB. „Wir sind uns der Tragweite dieser Entscheidung bewusst. Vor allem die Schausteller sind davon hart getroffen, und wir befinden uns aktuell in Gesprächen, wie die Stadt Bonn den Schaustellern mit Hilfsangeboten entgegenkommen kann“, sagte Dörner.

Schaustellerbund wollte Entscheidung verschieben

Noch am Mittwochmorgen hatte sich Albert Ritter, Präsident des Deutschen Schaustellerbunds (DSB), dafür ausgesprochen, die Entscheidung über Pützchens Markt um mindestens vier Wochen zu vertagen: „Niemand kann aktuell vorhersagen, wo die Inzidenzwerte im September liegen werden und ob überhaupt noch Hygiene-Auflagen eingehalten werden müssen.“ Aufgrund von Spekulationen zu entscheiden, ob ein Traditionsfest wie Pützchens Markt in dreieinhalb Monaten gefeiert werden könne, sei der Verantwortung gegenüber dem Schaustellergewerbe nicht vertretbar.

Ritter erinnerte an Aussagen von den NRW-Ministern Karl-Josef Laumann und Andreas Pinkwart aus der vergangenen Woche, wonach im Spätsommer Volksfeste mit entsprechenden Hygienekonzepten vorstellbar seien. „Pützchens Markt darf man nicht mit dem Oktoberfest vergleichen. Nach München zieht es Touristen aus der ganzen Welt. Pützchens Markt ist dagegen ein regionales Volksfest, das kontrollierbar und mit Auflagen durchführbar ist, wenn das Infektionsgeschehen es zulässt.“ Sein Rat war: „Alkohol darf nur unter freiem Himmel verkauft werden. Bei den temporären Freizeitparks im vergangenen Jahr hat meine Branche bewiesen, dass ein solches Szenario beherrschbar ist.“

Marktmeister Harald Borchert erläuterte, warum die Stadt Bonn nicht zu einem späteren Zeitpunkt entscheiden konnte: „Als Kommune sind wir an gesetzlich vorgeschriebene Verfahren gebunden. Das gilt vor allem für die Ausschreibungen für verschiedene Leistungen wie Stromversorgung, Feuerwerk und Sicherheitsdienste.“ Aber auch die Marktschule, die jährlich während der Kirmes als Einsatzwache diene und leer geräumt werden müsse, benötige für die Unterrichtsplanung eine Entscheidung.

„Pützchens Markt ist eine Herzensangelegenheit und natürlich auch ein Wirtschaftsfaktor“

Roland Barth, zweiter Vorsitzender des Schaustellerverbands Bonn, der an den Beratungen teilgenommen hatte, sagte dem GA im Anschluss: „Für uns ist das eine traurige Entscheidung. Pützchens Markt ist eine Herzensangelegenheit und natürlich auch ein Wirtschaftsfaktor, von dem wir leben.“ Die Schausteller würden die Entscheidung dennoch mittragen, weil die Gesundheit der Bevölkerung Vorrang habe. „Jetzt benötigen wir aber eine Verlängerung der staatlichen Unterstützung, weil sonst einige Betriebe wirtschaftlich nicht überleben werden“, so Roland Barth.

Wie auch 2020 will die Stadt Bonn den Schaustellern mit der Kampagne „Sommer in der Stadt“ entgegenkommen. Derzeit wird nach möglichen Standorten im Stadtgebiet gesucht, wo Fahrgeschäfte in den Sommerferien aufgebaut werden können. Die Stadt will auf Gebühren verzichten. Ausschließlich ein bekanntes Fahrgeschäft über die Sommermonate auf den Pützchener Marktwiesen zu platzieren, stuft Borchert als sehr schwierig ein: „Wen sollen wir bevorzugen? Das macht keinen Sinn.“

Gefragt, ob aus heutiger Sicht 2022 Pützchens Markt in seiner ursprünglichen Form gefeiert werden kann, antwortete Stadtdirektor Wolfgang Fuchs: „Ab sofort werden wir uns mit dieser Frage beschäftigen. Die Fachleute, die uns im Corona-Krisenstab beraten, machen uns Mut, dass bis dahin eine vollständige Immunität erreicht ist. Ich gehe fest davon aus, dass wir uns auf Pützchens Markt 2022 sehen werden.“ Beuels Bezirksbürgermeisterin Lara Mohn (Bündnis 90/Die Grünen) sagte dem GA: „Vor allem die Beueler sehnen sich nach Pützchens Markt. Aber der Gesundheitsschutz verbietet es uns, ein Volksfest von diesem Ausmaß durchzuführen.“

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