Pützchens Markt: Fassanstich mit Hindernissen

O'zapft is. Der 644. Pützchens Markt ist eröffnet, die Karussells drehen sich, die Besucher strömen. Auf die Bonner wartet ein langes Kirmeswochenende auf den Festwiesen. Doch bei der Eröffnung hakte es erst einmal.

Fünf Schläge, und dann ging erst einmal nichts mehr: Jürgen Nimptsch (l.) brauchte beim Fassanstich ein wenig Hilfe von einem Mitarbeiter der Sion-Brauerei (kniend). Mit dabei auch Wolfgang Hürter (v. r.), Ina Harder, Jeanette Hölzgen und Hermann Wittenburg.

Fünf Schläge, und dann ging erst einmal nichts mehr: Jürgen Nimptsch (l.) brauchte beim Fassanstich ein wenig Hilfe von einem Mitarbeiter der Sion-Brauerei (kniend). Mit dabei auch Wolfgang Hürter (v. r.), Ina Harder, Jeanette Hölzgen und Hermann Wittenburg.

Foto: Max Malsch

Bonn. O'zapft is. Der 644. Pützchens Markt ist eröffnet, die Karussells drehen sich, die Besucher strömen. Auf die Bonner wartet ein langes Kirmeswochenende auf den Festwiesen. Doch bei der Eröffnung hakte es erst einmal.

Der offizielle Fassanstich im Bayernzelt ging Freitagnachmittag jedenfalls daneben. Nach fünf Schlägen durch Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch tat sich erst einmal gar nichts, sieht man davon ab, dass das Bier tüchtig spritzte. Hektik, Nachschlagen und eine schlagfertige Ansage von Moderatorin Ina Harder folgten: "Das Fass hat einen Produktionsfehler", sagte sie und rettete damit die Situation. Der OB nahm es sportlich und meinte: "Wir trinken auch aus defekten Fässern."

Wie am Schnürchen lief dagegen der Festumzug, mit dem die Schausteller und der Freundeskreis Pützchens Markt die rheinische Großkirmes eröffneten. 40 Fußgruppen, 400 Teilnehmer, 120 Sicherheitskräfte, zahlreiche Wagen und mehr als tausend Kirmesfreunde, die sich spontan dem Umzug angeschlossen hatten, sorgten dafür, dass sich sozusagen ein närrischer Zug entwickelte.

Karneval und Kirmes sind im Rheinland eben untrennbar verbunden. Die Beueler Damenkomitees, Karnevalsgesellschaften und andere Brauchtumsvereine bildeten das Herzstück des Umzugs. Und an manchen Stellen flog sogar das ein oder andere Strüßjer vom Wagen in die Besuchermenge.

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Jetzt Fan werden: Pützchens Markt bei FacebookPublikumslieblinge waren die alten Zugmaschinen der Schausteller. Das Histörchen unter den Oldtimern war ein Lanz Bulldog aus dem Jahr 1919. "Eine tolle Idee, die neuen Schwung auf Pützchens Markt bringt. Der Volksfestumzug tut der Kirmes gut", lobte Nimptsch die Idee des Freundeskreises Pützchens Markt.

Deren Vorsitzender Günter Dederichs war ehrlich und gestand: "Die Idee stammt gar nicht von uns, wir haben sie nur umgesetzt. Marktmeister Günter Dick hatte angeregt, in sechs Jahren zum 650. Pützchens Markt einen Umzug wie beim Oktoberfest in München durchzuführen. Wir haben das sofort angepackt und gemacht. 2017 starten wir dann am Alten Rathaus in Bonn."

Schon beim Festumzug säumten hunderte Menschen die Straßen und Wege auf dem Festgelände. Fahnenabordnungen aller Schaustellerverbände waren dabei, außer aus Bayern. Auch eine echte Kirmeskönigin war gekommen. Und viele Honoratioren und Lokalpolitiker. Wobei es für manche durchaus ungewohnt war, auf einem Wagen mitzufahren, ohne mit Wurfmaterial ausgerüstet zu sein. "Und auch zum Bützen sind diese Wagen zu hoch", meinte einer der Mitfahrer.

Stimmung war erst recht angesagt, als der ganze Tross der Beteiligten am Bayernzelt ankam, von den Unkeler Ratsherren mit Frontmann Thomas Ottersbach empfangen wurde und das Festprogramm startete. Die "Kamele" sangen für mehr als 2000 Besucher erstmals live den offiziellen Pützchen-Song "Fünf Tage, Fünf Nächte". Die Girls-Band "Colör" rockte den Saal, aber der wahre Abräumer war wieder einmal Marc Metzger alias der Blötschkopp.

Die Karussells drehen sich nicht nur an diesem Wochenende, sondern noch bis Dienstag. Am letzten Kirmestag wird um 22 Uhr das traditionelle Feuerwerk abgeschossen. Und dann ist er vorbei, der Spaß, und das Warten auf die 645. Ausgabe beginnt. Denn, so Bezirksbürgermeister Wolfgang Hürter in seiner Eröffnungsansprache: "Pützchens Markt ist ein wiederkehrendes Naturereignis."

Kirmestrubel##ULIST##

Peinlich bei der Eröffnung im Bayernzelt: Hans-Peter Arenz, Präsident des Bundesverbands der Schausteller, blickte auf 2001 und das Attentat aufs World Trade Center zurück. Deswegen am Pützchens-Dienstag die Kirmes abzusagen, sei unnötig gewesen. Man lasse sich die Volksfeste nicht von Terroristen zerstören. Als Arenz das sagte, blickten viele Eröffnungsgäste betreten zu Boden.

  • Erstmals auf Pützchen mit dabei war die NRW-Kirmeskönigin: Angelique I. (Sendzik) ist seit wenigen Wochen im Amt. Sie wurde bei der Cranger Kirmes in Herne gekrönt und war gestern begeistert: "Pützchens Markt strahlt viel Atmosphäre und Begeisterung aus. Hier ist das Brauchtum Kirmes zu Hause."
  • Es gibt von ihr nur noch vier Exemplare auf der ganzen Welt: Eine 50er-Zugmaschine der Marke Deutz von 1939. Der wassergekühlte Dreizylindermotor gilt in Schaustellerkreisen als besonders wertvoll. Hubert Markmann aus Beuel ist stolz auf sein altes Vehikel: "Ich habe einen schweren Gussblock auf die Hinterachse gesetzt, damit der Traktor schwere Fahrgeschäfte ziehen kann."
  • Begonnen hatte das Fest am Donnerstagabend mit einer After-Job-Party im Bayernzelt. Mehr als 2000 Besucher wollten dabei sein. Schade nur: Dem Partyvolk war der Zapfenstreich um Mitternacht eindeutig zu früh. Für das nächste Jahr wird über eine Sperrstunden-Verlängerung bis 1 Uhr nachgedacht.
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