Radroute in Beuel Stadt plant provisorischen Radweg an Königswinterer Straße

Beuel · Bis zur Neugestaltung der Königswinterer Straße werden noch Jahre vergehen. Damit Radfahrer nicht so lange auf eine Verbesserung der Situation warten müssen, will die Verwaltung bald provisorisch Radwege markieren. Dafür sollen alle öffentlichen Parkplätze auf eine Straßenseite verlegt werden.

 Bevor die Königswinterer Straße in einigen Jahren neu gestaltet wird, will die Verwaltung provorisch eine verbesserte Radführung markieren.

Bevor die Königswinterer Straße in einigen Jahren neu gestaltet wird, will die Verwaltung provorisch eine verbesserte Radführung markieren.

Foto: Jutta Specht

Meinungsverschiedenheiten kommen in den besten Familien vor. In diesem Leben werden sich Vater und Tochter Wengenroth über das Thema Radverkehr und Sicherheit wohl nicht mehr einig. „Rigoros“ nennt Karl Wengenroth seine Tochter Kathrin. Sie lächelt zurück und will nicht widersprechen. Die Positionen sind geklärt. „Schauen Sie sich die Situation auf der Königswinterer Straße an“, sagt sie. Auf dem Rad mit Kinderanhänger hintendran müsse sie auf den teils schmalen Radwegen Lampenmasten, abgestellte Mülltonnen und E-Roller umkurven. Dazu ständig auf Autofahrer achten, die ihr zu nahe kommen oder rasch aus dem abgestellten Fahrzeug aussteigen wollen und ihr die Autotür in den Weg stoßen.

Mit diesen Erfahrungen ist die junge Frau nicht allein. Eine Viertelstunde auf Beobachtungsposten an der viel befahrenen Straße genügt, um einige Zwischenfälle zu registrieren. Nichts Schlimmes, aber nervig für Radfahrer. So wird etwa die Fahrt einer Frau, die mit vollen Einkaufstüten am Lenker des E-Rollers unterwegs ist, abrupt gestoppt, weil ein Autofahrer konzentriert die Scheiben putzt und dafür alle Türen geöffnet hat. Erst als sie neben ihm steht und direkt anspricht, sie – „doch bitte“ - vorbeizulassen, reagiert er. Das Kuriose: Der Parkplatz ist zwischen Rad- und Gehweg markiert.

Fahrradfreundliche Königswinterer Straße

„Ich wünsche mir eine sichere, zügige Radstrecke auf der Königswinterer Straße“, sagt Kathrin Wengenroth. Der Wunsch könnte in Erfüllung gehen – bald. Die Verwaltung hat ganz aktuell einen konkreten Vorschlag für eine „fahrradfreundlichere Königswinterer Straße“ parat, über den die Bezirksvertretung Beuel Mitte November zu entscheiden hat. Der Vorgang ist allerdings mindestens seit 2014 in Arbeit.

Damals erhielt die Verwaltung von der Bezirksvertretung Beuel den Auftrag, Pläne für die Radwegführung auf dem Abschnitt zwischen Auf dem Grendt und Mehlemstraße in einer Bürgerversammlung vorstellen. Die Infoveranstaltung, zu der 30 Bürger kamen, fand zwei Jahre später – 2016 - statt. Der Plan ist, auf der östlichen Seite der Königswinterer Straße, also zum Finkenberghang hin, einen durchgehenden Rad- und Gehweg auszuweisen. Auf der westlichen Seite – zum Rhein – werden die Parkplätze zum Gehweg verschoben und auf der Straße wird ein durchgehender Radschutzstreifen markiert.

Der Ausführung kam jedoch ein größeres, dringendes Projekt in die Quere: Die Königswinterer Straße muss bekanntlich saniert werden. Allerdings geht es damit nicht so schnell voran, wie geplant. Laut Verwaltung kann die Sanierung der Fahrbahndecke frühestens 2026/27 starten. Die Wartezeit soll für eine Lösung im Sinne des Radverkehrs genutzt werden, sagt die Verwaltung und schlägt vor, den Verlauf der Radwege dies- und jenseits der Straße nach den vorgestellten Plänen provisorisch zu markieren – „obwohl insgesamt gesehen höhere Kosten entstehen könnten“.

Zusätzliche Ausgaben

Für die Umsetzung visiert die Verwaltung das zweite Quartal 2023 an, vorausgesetzt: Im Haushalt 2023/24 steht Geld zur Verfügung. Zuvor müssen die umfangreichen Maßnahme ausgeschrieben und auch notwendige bauliche Anpassungen geprüft werden. Beim ursprünglichen Plan bleibt es, abgestimmt auf Rahmenbedingungen, die sich zwischenzeitlich geändert haben. Vorschläge aus der damaligen Bürgerversammlung sind aufgegriffen. Konkret heißt das: Entlang der Pkw-Stellplätze gibt es einen Sicherheitsstreifen von 50 Zentimetern. An Engstellen wird der Platz für den Radschutzstreifen von der Fahrbahn abgezwackt – 20 Zentimeter. Straßeneinmündungen werden mit Rot signalisiert. Vorgesehen sind Abstellbügel für Räder. Für den örtlichen Lieferverkehr sind in regelmäßigen Abständen Ladezonen vorgehalten, auf denen zwischen 18 und 8 Uhr Anwohner parken können.

Die Aufteilung des Straßenraums zugunsten durchgehender Radwege beidseits der Königswinterer Straße hat die Verwaltung konkretisiert: Die öffentlichen Stellplätze werden von der östlichen auf die westliche Seite verlegt, damit sei ausreichend Platz geschaffen für einen gemeinsamen Rad- und Gehweg. Auf der rheinwärts gelegenenen Straßenseite sollen die Autos teils schräg auf Fahrbahn und Gehweg parken. Radfahrern stünde dann ein Schutzstreifen von 1,50 Metern auf der Straße zur Verfügung. Für den Bürgersteig bleiben – bis auf einige Engstelle – zwei Meter. Fahrzeuge teilen sich 4,80 Meter ohne Mittelmarkierung. Lediglich wenn sich zwei Lkw begegnen, müssten sie den Radschutzstreifen überfahren.

Lärmschutz wirkt

„Die Pläne finde ich gut“, sagt Kathrin Wengenroth. Ihr Vater schüttelt den Kopf. „Warum kann man es nicht so lassen, wie es jetzt ist? Dann haben wir wieder eine Baustelle“, entgegnet Karl Wengenroth. Der Vorsitzende des Limpericher Bürgervereins verweist auf die derzeitige Sanierung der großen Stützmauer im Abschnitt Weinbergweg bis Finkenbergstraße, die sich hinziehen wird, und auf den damit verbundenen Lärm. Seit diesem Jahr gilt auf der Hauptstraße Tempo 30 wegen Lärmschutz. „Es ist deutlich ruhiger geworden“, sagt Wengenroth. Und auch das Parkproblem sei gelöst, seit auf den Stellflächen keine Lieferfahrzeuge mehr stehen dürfen. „Wie kann das funktionieren, dass alle Autos nur auf einer Straßenseite abgestellt werden, ohne die Hauszufahrten zu versperren?“, greift Wengenroth Bedenken der Anwohner auf.

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