Bürgerverein Küdinghoven Rätselraten um das Alter beendet

KÜDINGHOVEN · Wie fühlt es sich wohl an, das eigene Geburtsdatum nicht zu kennen? Die Mitglieder des Bürgervereins Küdinghoven können davon ein Lied singen: Der Verein lebt damit seit ... nun ja, genau das wusste man bislang eben nicht.

"Wir haben das immer als Makel angesehen", sagt der Vorsitzende Werner Bolz. Die Gründungsunterlagen waren im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen, die Suche nach anderweitigen Hinweisen blieb ergebnislos. Bis Hans Paul Müller vom Beueler Heimatverein Anfang des Jahres auf den Bürgerverein zutrat und den entscheidenden Hinweis gab.

Jetzt steht fest: Der BV Küdinghoven ist zwar nicht, wie vermutet, schon 1904 entstanden, aber trotzdem älter als die Vereine von Limperich und Ramersdorf. Das Gründungsdatum ist der 6. Oktober 1907.

Müller ist Mitbegründer des Beueler Heimatmuseums und wusste, dass darin auch die "Beueler Zeitung" archiviert worden ist, die ab 1904 erschien. Die Mitglieder des Bürgervereins waren daraufhin Feuer und Flamme. "Im Februar haben wir angefangen, die Jahresbände durchzuforsten", so Bolz.

Leider fehlen die Ausgaben bis 1911, also suchte man nach irgendwelchen Hinweisen auf die Vereinsarbeit. Bolz' Dank geht dabei auch an Reinhold Schmerbeck vom Heimatmuseum, der den Männern die Erlaubnis erteilte, die Jahresbände zu Hause zu durchsuchen.

Mitglied Wilhelm Schellhase war es, der am Karnevalssamstag im 28. Jahrgang der Zeitung fündig wurde: Er spürte in der Ausgabe vom 5. Oktober 1932 einen kleinen Text zum 25-jährigen Stiftungsfest des Bürgervereins auf, in dem auch das genaue Gründungsdatum genannt wurde. Aber nicht nur das: Der Artikel gibt außerdem Auskunft über die bisherige Geschichte des Vereins.

Der Verein war laut Artikel auch für Ramersdorf und Limperich zuständig, bevor die dortigen Bewohner 1909 ihre eigenen Bürgervereine gründeten, um gemeinsam zu verhindern, dass die Siebengebirgsbahn durch ihre Gärten gebaut wurde. "Sein Ziel war die Vertretung der Interessen der Orte", heißt es in dem Text, "und hierzu hatte er auch bald die beste Gelegenheit, als es galt, die jahrhundertelang benutzten Zugänge zum Ennertplateau und zum Foveauxhäuschen zu verteidigen, die der Baron von Oppenheim sperren wollte."

Da fühlten sich die Mitglieder gleich an die heutige Situation erinnert: "Da hat sich nicht viel verändert in 100 Jahren", sagt Bolz. "Die Zugangswege sind immer noch nicht frei." Zuletzt hatte man sich in diesem Punkt durch die letztlich gescheiterte Nationalpark-Diskussion Besserung erhofft. Der Artikel allerdings berichtet von mehrjährigem Prozessieren, an dessen Ende die Freigabe der öffentlichen Wege im Ennert stand.

"Wir sind richtig froh, dass jetzt die Geschichte des Vereins komplett ist", sagt Bolz. Das solle auch mit einem Fest zum 105-jährigen Bestehen gefeiert werden, und zwar bei einem Bürger- und Familienfest am 1. September auf dem Küdinghovener Dorfplatz, Beginn 14.30 Uhr.

Darüber hinaus will der Verein 2013 zum einen eine Festschrift mit 80 alten Ansichten vom Ort aus den letzten 100 Jahren und Beiträgen zur Vereinsgeschichte herausbringen und zum anderen ein großes historisches Sommerfest mit Beteiligung möglichst vieler rechtsrheinischer Traditionsvereine veranstalten, die sich dort präsentieren können.

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