Irische Landfahrer in Beuel Rätselraten um den Abreisetermin

BEUEL · Bunt, laut und schrill: Die 500 irischen Landfahrer haben den Stadtbezirk Beuel weiter fest im Griff. Und die Stadt Bonn scheint kapituliert zu haben und sich auf die Beobachterposition zurückgezogen.

Der Ordnungsdienst rückt zwar regelmäßig aus, um die Situation im Auge zu behalten, sagte eine Sprecherin des Presseamts am Montag. Aber: Die Gebühr von zwei Euro pro Tag und Gespann, die die Stadt noch in der vorigen Woche als Standgebühr für das Campen auf dem Landfahrerplatz an der Beueler Straße und der Wiese gegenüber erhob, wird nicht mehr kassiert. "Wir haben am Wochenende davon abgesehen, das Geld einzutreiben, weil die Lage etwas aggressiv war", so die Sprecherin. Zwecks Deeskalation.

Montagabend bevölkerten viele der Tinker, wie das fahrende Volk genannt wird, wieder die Gaststätten in Beuel. Bei Wirt Werner Kaschke in der "Rheinbrücke" hatten sich 150 angesagt, und Kaschke nimmt's gelassen. "Sie sind laut, aber freundlich", sagte er. Es gingen mehr Gläser als sonst zu Bruch, sie würden im Lokal rauchen, und auch ein Handtuchhalter sei kaputt gegangen. "Aber das ist vergleichbar mit Weiberfastnacht. Auch da muss man mit Akzeptanz und Toleranz reagieren, dann geht das."

Andere Gastronomen sind weniger begeistert, wenn die Truppe anrückt. Allerdings bringen die Tinker viel Geld mit, haben Scheine bündelweise in der Tasche und zahlen anstandslos ihre Zechen. Auch Discounter und Tankstellen in Beuel profitieren von den Gästen. Etliche Anwohner in Vilich und Vilich-Müldorf haben derweil die Nase voll von den Ruhestörungen. In der Nacht zu Montag seien alle Mülltonnen auf der Beueler Straße umgeworfen worden, besonders ältere Leute hätten Angst, sagte ein Bürger dem GA.

Dass die Tinker auf im Landschaftsschutz campieren, nimmt die Stadt ebenfalls hin. "Wir haben das nicht genehmigt, dulden das aber", so die Sprecherin. Man warte ab, bis die Iren abziehen, dann werde der Platz gereinigt. Zurzeit wird spekuliert, ob die Tinker wie angekündigt am Donnerstag weiterziehen. Bürger wollen gehört haben, dass sie länger bleiben wollen. Die Polizei hat die Gruppe weiterhin im Blick. Am Montag gegen 17.30 Uhr wurden die Beamten zum Bertha-von-Suttner-Platz gerufen: Mitarbeiter eines Schnellrestaurants waren attackiert und verletzt worden. "Doch als wir ankamen, waren die Angreifer schon weg", so die Polizei.

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